Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

164 
nun zwar anderen Orts (Hahn, Natur. gem. Diät, starken Kinnladen einerseits, die den übrigen! 
1859) an verschiedenen Stellen daselbst bereits eine ganze Zähnen gleich hohen Eckzähne und die höckrigen 
Reihe Gewährsmänner, die ersten Autoritäten auf dem Backenzähne andererseits würden ihm. nicht wohl 
Felde der vergleichenden Anatomie angerufen, die alle erlauben, Kräuter (Gräser) oder rohes Fleisch zu 
einstimmig darlegen, daß des Menschen gesammte wie ein— berzehren, wenn er diese Stoffe nicht einer Kochung 
zelne Gliederung und Bauart ihn von der Fleischnahrung unterwürfe.“ J 
weg und auf die Früchtenahrung hin verweife. Wir Die ursprüngliche, von Gott und Natur eingesetzte 
nannten namentlich Gassendi, Linnaeus, Lell, Bestimmung des Menschen in Bezug auf seine Nährweise 
Blumenbach, Reichenbach, Geoffriy, Flourens, war also auf die Früchte, Wurzeln und saftigen 
Cuvier, und hoben von den letzteren Beiden folgende Pflanzentheile gerichtet gewesen. Hiermit stimmt auch 
Sätze hervor, von Flourens (De la longè viè humaine die Sage aller vorgeschichtlichen Völkerschaften überein 
pag. 135). Sie stellte allüberall fest, daß der Mensch in einem golde— 
„Bei allen Thieren giebt die Form der Backenzähne nen, paradiesischen Zeitalter eins und in Harmonie mit 
das Regimen (die Lebensordnung) an. Der Löwe, welcher seinem Natur⸗ und Instinctgesetz, mit seinem Schöpfer, 
nur Reißzähne hat, nährt sich ausschließlich von Beüte mit den Bestimmungen der Schöpfung lebte. Erst aus 
und selbst von noch lebender Beute; der Hund mit ge- dem Sündenfall, mit dem Abfall von Gott, mit dem Un— 
mischten Zähnen beginnt, seiner Fleischnahrung vegetabi- einswerden mit seinem Natur- und Instinctgesetz vergriff 
lische hinzufügen, und der Bär mit lauter Mahlzähnen äch der Mensch an seinen lebenden Milgeschöpfen und miß— 
kann sich ganz von Vegetabilien nähren. — Der Mensch brauchte er in prometheischer Vermessenheit das Feuer, 
ist nicht Fleischesser; er ist auch nicht wesentlich Gräser“ durch dieses die für seine Organisation nicht bestimmte 
esser. Er hat z. B. nicht die Zähne der Wiederkäuer, Nährweise gleichwohl Mund- und Zahn- und Magen—⸗ 
auch nicht ihre vier Mägen und den Darmkanal nicht und Darmgerecht zu machen! Von da an zerfrißt freilich 
28—-48 mal länger, wie seinen Körper. Durch seinen Krankheit und Siechthum sein Dasein in allen möglichen 
Magen, seine Zähne, seinen Darm ist der Mensch Formen der Eingeweide- und Säftekrankheiten und aller 
naturgemäß und ursprünglich Früchte-Esser, wie mögliche Blödsinn berückt seinen Geist, selbst den der 
der Affe.“ Männer der Wissenschaft! 
Von Cuvier hoben wir heraus:— So, ist's und war's und nicht anders, was auch 
„Der Mensch gleicht keinem fleischfressenden Moleschott und sein ganzer gedankenlos nachbetender 
Thiere. Die Pflanzenfresser haben zellenförmige Grimm- Schweif unter Aerzten und Laien immer neu dagegen hadert 
därme und es giebt keine Ausnahme dabei, wenn nicht und salbadert. 
der Mensch die einzige bilden sollte. Der Orang⸗Outang 
gleicht sowohl in der Ordnung als in der Zahl der Zähne 
vollkommen dem Menschen. Er ist der menschenähnlichste 
der Affen, von denen Alle genaue Fruchtesser sind. 
Diese Analogie besteht bei keiner andern Thiergattung, 
welche von verschiedener Nahrung lebt. So ist auch die 
Aehnlichkeit des menschlichen Magens mit jenem des 
Orang-Outang größer als mit irgend einem andern Thiere. 
— Auch die Eingeweide sind gleichbedeutend mit jenen 
der pflanzenfressenden Thiere, welche eine große Ober— 
fläche für Aufsaugung bieten und weite, zellenförmige 
Grimmdärme haben. Auch der Blinddarm, obwohl kurz, 
ist größer als jener der Fleischfresser und selbst hier be— 
hält der Orang-Outang seine gewöhnliche Aehnlichkeit bei. 
Die Gliederung und Bauart des menschlichen 
Körpers paßt also in jedem wesentlichen Theil— 
chen auf eine rein vegetabilische Diät.“ 
Als neue Belegstelle des Letzteren berühmten und be— 
rühmtesten Anatomen veröffentlichen wir nachstehende 
Worte (Das Thierreich, geordnet nach seiner Organisation. 
Als Grundlage der Naturgeschichte der Thiere und Ein— 
leitung in die vergleichende Anatomie. Von Baron von 
Cuvier. Nach der II. vermehrten Auflage übersetzt von 
F. S. Voigt, Professor der Medicin und Botanik zu 
Fun Leipzig F. A. Brockhaus. 1831. Erster Band 
.47): 
„Der Mensch scheint zur Nahrung von Früchten, 
Wurzeln und anderen saftigen Pflanzentheilen 
gebaut zu sein. Seine Hände gewähren ihm die Leich— 
tigkeit, sie zu pflücken; aber seine kürzen und mäßig 
Vereinsleben. F 
Nordhausen, 10. Juli. Die gestrige Wochensitzung 
des Vereins hiesiger Vegetarianer war von 25 Mitgliedern 
besucht. Es kamen eine Anzahl Briefe zur Mittheilung, 
die seit letzter Sitzung aus verschiedenen Theilen Deutsch— 
lands, sowie aus außerdeutschen Staaten, wie Rußland, 
Frankreich ꝛc. von Solchen eingegangen waren, die theils 
über vegetarianische Fragen nähere Auskunft wünschten 
und um Mittheilung der Vereins-Schriften baten, theils 
sich als Mitglieder des Vereins anmeldeten und ihre Er— 
fahrungen mittheilten, theils schon längere Zeit Vegeta— 
rianer waren und sich über vegetarianische Fragen aus— 
fprachen, Vorschläge machten u. s. w. Fast alle diese 
Briefe sprachen ihre Freude über die Fortschritte dieses 
Vereins und das Wachsthum der Mitgliederzahl aus, 
mehrere strömten über von Dank über den Zuwachs an 
Gesundheit, den ihnen der Vegetarianismus gebracht. 
Der auswärtigen Anmeldungen zur Mitgliedschaft waren 
19 (seit letzter Sitzung) eingegangen; außerdem wurde 
ein neues Mitglied von hier eingezeichnet. Die Gesammt— 
zahl der wirklichen Mitglieder, die als solche eingetragen 
sind, beträgt 138, darunter 5 Aerzte und unter diesen ein 
hoher Siebenziger, dessen Brief, sowie eine kleine einge— 
sandte Druckschrift über den Vegetarianismus, von jugend— 
licher Begeisterung überströmten. Einige der Briefe spra— 
chen den Wunsch aus, daß nächstes Frühjahr in Nord— 
hausen eiue allgemeine Vegetarianer-Versammlung gehalten 
werden möchte; Andere beantragten, daß der Verein in 
An 
den 
beil 
sam 
chi⸗ 
Dis 
die 
the 
ahe 
— 
J* 
124 
5 
1
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.