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besonderm Bezug auf die aargauischen medicinalen Zu—
tände und Einrichtungen, jedoch gleichwohl von allgemein—
tem Interesse und in solchem Sinne selbst ein Zeichen
der Zeit. Einen Stein nach dem andern reißt man her—
us aus dem medicinischen Babelthurm, schon klaffen die
Fugen allüberall an ihm aus einander, und nicht lange
nehr wird's währen, so stürzt er, trotz steter neuer müh—
amer Verkittung und Verkleisterung mit rationellen und
ohysiologen Phrasen, doch einmal über Nacht prasselnd
ind krachend zusammen, das ganze Heer blind- und starr⸗
zläubiger Receptenschreiber unter sich vergrabend. „Eile
aber thut den Aerzten Noth, denn die Wahr—
heit hat schon so die Raien durchdrungen, daß,
venn die Aerzte nicht selbbst Hand an's Werk
legen, wir dastraurige Beispielberleben müf—
sen, daß eine Reform der Medicin von den
daien angestrebt wird.“ Mit diesen vor drei Jah—
en von einem norddeutschen Arzte ausgesprochenen Wor—
den leitet der Verf. sein Schriftchen ein. J
Wir können nur kurz sein heute mit unsrer Besprechung
desselben, behalten uns jedoch vor, einzelne Stellen des—
elben später herauszuheben und unserm Blatte einzuver—
eiben, wollen es aber nichtsdestoweniger hier schon auf's
Dringendste allen Lesern empfohlen haben. Schonungs—⸗
os deckt es die Schäden und Gebrechen unsres heillosen
Medicinalwesens und Unwesens auf. ——
5. 1—-26 besprechen die Zunftärzte, d. h. die Aerzte
als staatlich organisirte, promovirte, approbirte, patentirte
und privilegirte Zunftgenossenschaft; S. 27 —53 die Apo⸗
theker als getreue Knappen jener Zunftsame; S. 54—577
die Frage, ob Bezirks-(Physikats-) oder gerichtliche Aexzte,
und S. 80—-84 endlich drückt Verf. „Fromme Wünsche“
aus: „man soll nicht nur tadeln, man soll das Getadelte
zuch besser zu machen suchen“, und kommt damit auf seine
guten Räthe und Vorschläge. J
Der Verf., obschon ein arger Feind von allem Pur—
giren und Laxiren (S. 12 u. ff.), gibt dem die Schrist
lesenden Publikum gleichwohl eine so drastisch wirkende
Ldaxanz ein, daß es sicher gründlich von seinem bisherigen
Respect und Glauben an die alleinheilmachenden Medi—
ciner und ihre Zunft gründlich gereinigt und geheilt wird.
Epigramm.
Neujahrsgruß des Physikus Dr. med. R... in W. an
einen ebendaselbst wohnenden Collegen Dr. med. H...:
Gott bewahre für und fii
Dich vor mir und mich vor Dir!
Aufforderung.
Es gingen im verflossenen een wieee
* . Klagen ein, daß der „Naturarzt“ bei Bestellungen auf den
Vom Büchertische. resp. Postämtern entweder gar nicht oder nur mangelhaft
Die Zunftkrankheit in der Mediein von J. MKuhn, erhältlich war. Sollten sich diese Fälle auch neuerdings
prakt. Arzt. Haller'sche Verlagshandlung in Bern. S. IV viederholen, so wolle man doch vorziehen, sich an die
und 84. 12 Sgr. nächste beste Buchhandlung oder direct an die Redaction
Ein Büchelchen aus dem Aargau (Schweiz) und mit (Heilanstalt Waid bei St. Gallen) zu wende. —
Verlag von Theobald Grieben in Berlin. — Druck von A. Büche in Elgg, Kant. Zürich.
2) Ein weiterer Grund scheint uns der zu sein, daß
bei der Aushebung nicht strenge genug auf Phthisenhabitus
und weniger kräftigen Brustbau Rücksicht genommen, Per—
fkussion und Auscultation (genauere Ausforschung des Lun—
genzustandes, der Athmungsfähigkeit) nicht sorgfältig ge—
handhabt, nicht fleißig darauf nachgefragt wird, ob in der
Familie des Conscribirten nicht Scropheln oder Phthisen
erblich oder übertragen sind?*)—
3) Unter den Conscribirten befinden sich stets eine ge⸗
wisse Anzahl von Professionisten, welche die nachtheiligen
Einflüsse ihrer Gewerbe in merkbaren Eindrücken in den
Soldatenstand übertragen. Wäre es nicht besser, sie aus—
zuscheiden?
4) Dieser letztere Grund scheint manche Elemente zu
hbergen, welche Tuberkel und Phthise begünstigen, und
welche noch manche wünschenswerthe Rückficht von Seite
der Militärhygieinik im Großen und im Kleinen in An—
spruch zu nehmen haben. Wir rechnen dahin die Caser—
nirungen mit großen Truppenmassen, während sich um—
gekehrt größtmögliche Vertheilungen als wohlthätig be—
währt haben. Ferner Ueberfüllung der Casernenzimmer,
manchmal sogar der Gänge mit Mannschaft, dabei schlechte
oder mangelhafte Ventilation (Lüftung), Mißstände der
Aborte, zu langes Schildwachstehen — zumal an dem
Winde und Zuge ausgesetzten Stellen und vorzüglich zur
Winterszeit und in ungesunden Garnisonen, schlechte Be—
rücksichtigung und hygieinische Ueberwachung der Mann—
schaft in den Wachstuben — besonders zur Winterszeit,
wo der abgelöste Mann häufig die dem Ofen nächste
Pritsche aufsucht.
65) Gelerstedt in Stockholm schuldigt auch die steife
Haltung an, welche die Brust ermüden macht.“**) —
Es istin der That merkwürdig, daß die Ariilleristen
statistisch die Minderzahl Tuberkulöser haben, weil sie sich
mehr in freier Luft aufhalten müssen (und weil sie viel—
seitigere Bewegung und Arbeit haben. D. Her.); unter
den Cavalleristen nimmt die Tuberkulose schon zu, und am
häufigsten ist sie in der Infanterie.
Dr. J. B. Ullersperger.
von den meisten zu Conscribirenden dann schon der Grund zu einem
eigenen Geschäfte und Haus- und Familienstand gelegt sein würde.
Der Herausgeber.
. Da würden am Ende gar keine Soldaten zur Aushebung
mehr übrig bleiben; is ja jetzt schon manche Stadt, manche Pro⸗
vinz, manches Land kaum mehr fähig, die erforderliche jährliche
Rekrutenmannschaft zu liefern. Nein, nein! man fafse nur muthig
und entschieden das Uebel bei der Wurzel an: man forge fuͤr eine
volks⸗ und naturgemäße Hygieine, man lehre naturgemäße Diät und
lege damit den Grund zu größerer körperlicher, sittlicher, socialer
und politischer Wohlfahrt. Vergl. Ed. Baltzer, Die natüurliche
Lebensweise, Ju. V. 7Der Berausgeber.
*) Hierin ist, nach französischen Vorgange, auch anderwärts
etwelche Besserung eingetreten. Der Herausgeber.
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