Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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jährigen, männlichen Vereinsmitglieder einen Schieds— 
richter bestellt, welche Letztere ein drittes Vereinsmitglied 
zum Obmanne wählen. 
Derjenige, der die Einberufung eines Schiedsrichters 
verlangt, hat gleichzeitig seinen Schiedsrichter dem Aus— 
schusse namhaft zu machen und hievon die Gegenpartei 
mittelst rekommandirten Schreibens zu verständigen. 
Hat diese Partei 8 Tage nach geschehener Verständi— 
gung keinen Schiedsrichter namhaft gemacht, so ernennt 
denselben der Ausschuß. 
8. 11. Sowohl der Ausschuß des Vereins als die 
Versammlung geben sich ihre eigene Geschäftordnung. 
F. 12. Der Verein löst sich auf, wenn über einen 
darauf abzielenden, einer Versammlung bereits mitge— 
theilten Antrag, der sogleich allen Vereinsmitgliedern mit— 
telst rekommandirter Schreiben bekannt zu geben ist, zwei 
Drittel der Abstimmenden der Versammlung es beschließen. 
Eine Aenderung der Statuten ist denselben Bedingun— 
gen unterworfen, wie die Auflösung des Vereins. 
8. 13. Im Falle der Auflösung des Vereins soll das 
Vereinsvermögen zur Errichtung von Stiftplätzen in Wasser— 
heilanstalten und von Stipendien für Studirende der 
Wasserheilkunde verwendet werden. 
Vom KBüchertische. 
Die Kulturkrankheiten der Völker. Geschichtliche 
Untersuchungen über die Pesten und die Heilkunst der 
Vorzeit. Von Dr. Alexander Rittmann. Brünn. 
Verlag von Karafiat. S. IV und 127).. 
Der Verfasser hat es sich zur Aufgabe gemacht, soweit 
uns die Geschichte Nachweise dafür beibringt, das Wesen 
der verschiedenen Epidemien oder Volkskrankheiten, ge— 
wöhnlich Pesten genannt, auf den gradweisen Kulturstufen 
der geschichtlich bekannten Völker genauer festzustellen. Er 
kommt dabei zu höchst interessanten Resultaten, die wir 
zuvor noch nicht nach allen Richtungen und mit allen 
Folgerungen als unbedingt sicher und unzweifelhaft zuge— 
sehen mögen, die jedoch immerhin die Zeichen größester 
Wahrscheinlichkeit an sich tragen. Der Verfasser ist übri— 
gens auch bescheiden genug, keinen höheren Grad der An— 
erkennung für seine geschichtliche Beweisführung zu bean— 
spruchen. Für den denkenden Leser und den wohlwollenden 
Freund der oft irrenden und viel leidenden Menschheit 
bietet das Büchelchen des Stoffes der Anregung die Hülle 
und Fülle. 
Wir beschränken uns darauf, zur näheren Bezeichnung 
des gebotenen Lesestoffes die Kapitelüberschriften wieder— 
zugeben und einzelne Momente der dem Verfasser sich er— 
gebenden Erfolge kurz anzuführen. Einzelne kürzere Sätze 
werden wir unter den „Kleineren Mittheilungen“ gelegent— 
lich wörtlich herausheben. 
Das ganze Schriftchen zerfällt in drei Hauptabschnitte: 
A. Einleitung über das Wesen der wichtigsten Volks— 
krankheiten; B. Die Volkskrankheiten und die Heilkunst 
bis zum Verfalle Griechenlands; O. Die Volkskrankheiten 
und die Heilkunst unter den Römern. 
Der erste Abschnitt hat folgende einzelne Kapitelüber— 
schriften: 
1. Die Städtepest, Lagerseuche oder der Typhus im 
16., 17. und 18. Jahrhundert. 2. Die Diagnose der 
Brandpest. 3. Sydenham's Cholera im Jahre 1669. 
4. Die Diagnose der Blatternpest. 5. Die 4 Pestperioden. 
3. Die Uebergangsstadien bei Beurtheilung der Volks— 
rankheiten. 7. Die Tilgung der Blatternpest. 8. Ueber⸗ 
lick der großen Volkskrankheiten des Mittelalters. 9. Die 
osmischen Veränderungen, die Volkskrankheiten und die 
Aerzte. 
Im ersten Kapitel sucht der Verfasser zunächst nach— 
uweisen, daß der im Volksmunde gebräuchliche Ausdruck 
Pest gar nicht einer besonderen Krankheit, sondern ganz 
illgemein allen großen und heftigen Epidemien zugehört. 
Wörtlich heißt's S. 5: „Die meisten Pesten des 16., 17 
ind 18. Jahrhunderts waren Brandseuchen (Kriebelkrank— 
seit, Ergotismus oder Raphania, erzeugt durch den Genuß 
on Brod aus schlecht gewonnenem oder reichlich mit 
Mutterkorn und anderen Pflanzengiften gemischtem Ge— 
reide, vergl. Hahn, Pr. Handbuch, II., S. 109) Ty— 
»hus⸗ und Blatternepidemien;“ die genaue Beschreibung 
der Krankheitserscheinungen von Seite des Autoren lassen 
einen Zweifel darüber aufkommen. — „Die in den Jah— 
ꝛen 1626, 1656 und 1705 in Mittel⸗-Europa herrschende 
Pest wird auch schon Lager- oder Soldatenseuche (Kriegs⸗, 
dager- oder Lazarekhinber, Typhus) genannt, weil sie meist 
unter den Soldaten der stehenden Heere, wenn dieselben 
längere Zeit Feldaced bezogen, zum Ausbruch kam.“ 
Der Typhus hatté früher auch die Bezeichnung Städte⸗ 
»der Bürgerpest, wel er allerdings eben vorzugsweise in 
dem engen Beisammenwohnen der Menschen seine geeig— 
ietste Brutstätte findet, jetzt noch in Gefängnissen, Kaser— 
ien, Feldlagern, Schiffen, früher in der verheerendsten 
»estartigwüthenden Weise in den engen Straßen mauern— 
uind wallumfangener Städte. 
In dem zweiten Kapitel unterwirft der Verfasser die 
Brandpest oder den Pestbrand früherer Jahrhunderte 
einer einläßlichen Untersuchung. Er kommt zu dem Schluß, 
daß diese Seuche nichts anderes als die heutige Kriebelkrank— 
seit gewesen sei, allerdings in höherem Grade und massen— 
hafterem Vorkommen. Unsre heutigen Verkehrswege glei— 
hen den Mißwachs einzelner Länder und Welttheile zum 
Theil immer rasch aus. Wörtlich sagt der Verfasser S. 9: 
„Zuerst im Jahre 1597 gab die mediecinische Facultät zu 
Marburg aus Anlaß einer Brandpest in Hessen ihr Gut— 
achten dahin ab, daß sie die Entstehung dieser Pest dem 
Henusse von mißrathenem, mit einer unsäglichen Menge 
oon wucherndem Mutterkorn verunreinigten Roggen zu— 
schrieb und alle vorher bekannten und im nachbarlichen 
Frankreich in der größten Ausdehnung derzeit herrschenden 
Brandseuchen auf dieselbe Ursache zurückführte. — In der 
That hatte man in den Jahren 1630, 1650, 1660, 1670, 
1672, 1674, 1690 und selbst bis in die neueste Zeit un— 
‚zählige Male Gelegenheit, sich an der Furchtbarkeit des 
Mutterkorngiftes, des Taumellolches u. s. w. als Brand— 
best zu überzeugen. — Die Vergiftungen mit Mutterkorn 
kamen in Frankreich im 17. Jahrhundert 11 Mal in 
Form großartiger Seuchen unter Menschen und Thieren 
dor. Im Jahre 1747 starben in Boulogne 8000 Menschen 
an der Brandseuche. Deutschland, die Schweiz und Eng— 
land blieben von dieser Seuche nicht verschont. So groß 
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