Volltext: Der Naturarzt 1868 (1868)

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und Butter ausschließt; auf diesen Höhepunkt des Vege— 
tarianismus ist der Naturarzt bis zur Stunde noch mit 
keinem Worte zu sprechen gekommen. Drittens empfiehlt 
er selbst im Vegetarianismus keine Einseitigkeit, sondern 
er läßt noch die vielseitigste Auswahl zwischen den hun— 
derterlei Körnerfrüchten, zwischen den hunderterlei Blatt— 
und Wurzelgemüsen und den hundert- und tausenderlei 
Beeren, Baum- und Obstfrüchten überhaupt, und alle diese 
tausenderlei Nährmitteln in millionenfacher Mischungs— 
und Zubereitungsweise zu. Man siehl,, das erste Dr. jur. 
Meinert'sche Verdammungsurtheil erweist sich bei ge— 
vissenhafter Prüfung als unwahr, als ungerecht, als das 
pochklingende, aber nichtssagende Schlagwort eines — 
Doctor juris, eines Advokaten, nicht aber als das wohl— 
iberlegte Wort eines unbestochenen Richters über klar— 
oorliegende Thatsachen. Wahr ist's — der Naturarzt 
empfiehlt die blut- und fleischlose Nährweise sehr warm, 
aber kaum wärmer, als der Naturarzt es unter der Re— 
daction des Advokaten Meinert gethan hat — (wir 
erinnern an die mannigfaltigen gleich warm, wie rein 
vissenschaftlich gehaltenen Aufsätze des Hrn. G. Wolbold 
auf S. 239, 269, 277, 285, 296, 309 und vor Allem 
auf S. 317 und folgende des Jahrg. 1863, ferner an 
die zahlreichen Befürwortungen der vegetarianischen Diät 
»on Seiten des Herrn A. Rickli auf S. 128, 203 und 
207 des Jahrganges 1865 und S. 172 von Seiten des 
damaligen Mitredactors V. Weirlgärtner auf S. 194, 
240 u. 245 des gl. Jahrg., von Seiten Verschiedener 
auf S. 46, 62, 84, 117, 231 u. 303 des Jahrg. 1864 
and S. 78, 234 u. 237 des Jahrg. 1866 und Hefte 1, 
3 u. 4 der Physiatr. Blätter) und selbsteigene Empfeh— 
ungen des Vegetarianismus sprach Hr. Advokat Meinert 
folgender Maßen aus: Naturarzt 1866, S. 266: „Die 
Beobachtung reiner Pflanzenkost ist überhaupt in den aller— 
neisten Krankheiten chronischer Art (denn in akuten ver— 
schmäht der Körper ohnedies fast in der Regel die Fleisch— 
nahrung) die conditio sine qua non, d. h. die Bedin— 
zung der gründlichen Heilung.“ Und Naturarzt 1865, 
S3. 219: „Mit der allmählig eintretenden feineren Ver— 
zeistigung der Menschheit wird in späteren Zeiten, wie 
nich dünkt, die Nahrung eine rein vegetabilische sein 
nüssen.“ Weiter tritt der Advokat Meinert selbsteigen 
ür die Vegetabildiät bei verschiedenen Krankheiten in die 
Schranken S. 17, 49, 51u. 52 Jahrg. 66 und S. 31 
Jahrg. 65, sowie in einer großen Anzahl von Krankheits— 
»erathungen unter der Ueberschrift Briefkasten. Mehr aber 
hat der „Hahn-Griebem'sche Naturarzt“ auch nicht ge— 
han. Was aber dieser noch umgekehrt, um nicht der „Ein— 
eitigkeit“ beschuldigt werden zu können, gethan hat, war, daß 
der Herausgeber desselben einen höher betitelten, praktisch 
chätigen und schriftstellernden, den Fleischgenuß befürwor— 
tenden Naturarzt ausdrücklich aufforderte, für diese Blätter 
seine Ansichten über Fleisch-und Pflanzennahrung in einem 
größeren Aufsatze wissenschaftlich zu begründen. Wenn auf 
solche Aufforderung keine Vernehmlassung erfolgte, so ist 
es mindestens nicht die Schuld des Hahn-Grieben'schen 
Naturarztes. 
Entweder sind die Grund- und Lehrsätze des Vege— 
tarianismus Wahrheit. In diesem Falle verdienen sie 
natürlich bis zur allgemeinsten Durchführung und Ver— 
virklichung immer neu die unausgesetzteste Vertretung, 
vissenschaftlich wie literarisch, und es sollte ein Blatt, das 
ich solche Vertretung einer das Menschenwohl so tief be— 
rührenden Frage die angelegentlichste Sache sein läßt, 
vahrlich nicht der „Einseitigkeit“ beschuldigt werden und 
im allerwenigsten von Jemandem, der in seinem eigenen 
Zlatte und seinen eigenen Blättern die gleiche Frage 
zleich warm und beredt befürwortet und befürworten läßt. 
Oder sie sind Irrthum. Gut, dann weise man ihn 
nach, oder suche ihn nachzuweisen. Der Naturarzt öffnet, 
vie schon oben bemerkt, gerne seine Spalten zur Erör— 
erung, bez. Erledigung dieser Streiffrage. Man komme 
iber nicht mit albernen, aller Wissenschaftlichkeit baaren 
Finwänden, z. B. dem sehr häufig schon vernommenen: 
vozu sind die Thiere da, wenn sie nicht gegessen werden 
ollen, — oder dem: würden nicht umgekehrt die Thiere 
ins verzehren, wenn wir sie nicht verzehrten, — oder 
dem: das Fleisch schmeckt doch so gut. Wie gesagt, man 
omme mit wissenschaftlicher Beweisführung, sie möge so 
zielseitig sein, wie sie wolle, je vielseitiger, je besser; je 
nehr und vielseitiger beleuchtet der Vegetarianismus sein 
vird, um so heller und glänzender wird er dastehen, oder 
imgekehrt, um so rascher wird er vor den Strahlen fleisch— 
icher Beweisgründe in sein Nichts zerstieben. Bis das 
Fine oder Andere aber geschehen, ist die Feststellung dessen 
wvahrlich keine Einseitigkeit. 
Zurück also mit diesem ersten Dr. Meinert'schen Vor— 
vurfe dahin, woher er gekommen. 
Ad 2) der Naturarzt beweise sonstige Schroff— 
heiten. .*. 
Wieder ein so advokatisch hingeworfenes Schlagwort, 
toch dazu in gänzlicher Unbestimmtheit. Wir gestatten 
ins, ehe diese „sonstigen Schroffheiten“ von Dr. jur. 
Meinert näher nachgewiesen und begründet werden, die— 
elben einstweilen für unnachweisbar anzunehmen: ein 
Advokat mindestens sollte wissen, daß vor keiner Gerichts— 
schranke leere, unbewiesene Behauptungen irgend welche 
Beweiskraft haben. 
Ad 3) der Naturarzt mache einem größeren Kreise 
oon Mitarbeitern die Theilnahme unmöglich. 
Die Sache verhält sich gerade umgekehrt: Der Her— 
ausgeber wandte sich, als er den Naturarzt antrat, an 
alle ihm nach Adresse bekannten bisherigen Mitarbeiter 
einzeln brieflich und insgesammt nochmals in No. 4 des 
oor. Jahrg. mit der Aufforderung, dem neuen Naturarzt 
pvie bisher ihre Mitarbeiterschaft zu Theil werden zu las—⸗ 
en. Wenn auf solche Aufforderung hin keine größere 
Betheiligung von Seiten der Mitarbeiter erfolgte, so ver— 
schulden Solches eben diese, aber nicht der Naturarzt. 
zätte doch einer dieser früheren Mitarbeiter nur versucht, 
ob sein Manuscript zurückgewiesen worden wäre. Gewiß 
nicht! Anmerkungen und Einwände von Seiten des Her— 
ausgebers hätten ihre Arbeiten sich allerdings wohl aus— 
gesetzt und Gegenaufsätze wären auch wohl nicht ausge— 
blieben; aber ist dem jetzigen Herausgeber des Blattes 
bei seinen früheren Arbeiten für dasselbe unter Dr. Mei— 
nert'scher Redaction Solches nicht auch begegnet? Und 
olieb es damals bei bloßen wissenschaftlichen Einwänden 
und Einreden? Erlaubten sich die Gegner und unter ihnen 
Dr. jur. Meinert voran nicht sogar die persönlichsten 
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