Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

Dresden, 
den 29. April. 
Der Natumrzt. 
Korrespondenzklatt für Ireunde naturgemäßer Heilmethoden 
M 12. 
1863. 
Herausgegeben von vr. W. Meinert. 
(Dresden, Kaitzer Str. Nr. 3.) * 
Der „Naturarzt" erscheint jedes Quartal mit 10 Nummern L 1 Bogen; Preis jährlich 2 Thlr. oder 4 Fl. W. M.; Abonnement pränume 
rando V4jährig, halb- oder ganzjährig. Er ist eine erweiterte Fortsetzung des vorjährigen „Wasserfreundes", von dem Exemplare ä 2 Thlr. oder 
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Die Imps-Frage. 
Mitgetheilt von Baptista Vanoni, Naturarzt in München. 
Motto: Gift ist Gift! 
In Würtemberg hat sich in jüngster Zeit. ein Comite 
aus den ansehnlichsten Männern und zwar als „Anti- 
Jmpfverein" gebildet. Dieser Verein hält seine Besprech 
ungen in Stuttgart und verzweigt sich durch Filiale in allen 
Provinzialstädten. 
Die Versammlung erstrebt zunächst, durch ein Landesge 
setz den Imps-Zwang aufzuheben und wendet sich in einer 
Monstre-Adresse an das demnächst zu Stuttgart tagende Ab 
geordnetenhaus. 
Die gepflogenen Debatten zu Stuttgart haben bereits 
fast das allgemeine Interesse erregt, und die freie Presse hält 
sich hierbei mit weniger Ausnahme, auf wissenschaftlichem Bo 
den, — objectiv. 
Es ist in der That erfreulich, daß eine der wichtigsten 
Lebensfragen, die in das Wohl der Menschheit direct eingreift, 
endlich ihrer längst gebührenden Würdigung und Lösung ent 
gegensieht. 
Durch das benachbarte Würtemberg wurde bereits auch 
Bayern, und zwar bis jetzt München und Augsburg, an 
geregt, und vorurtheilsfreie Journale öffneten dieser Volks- 
Angelegenheit willfährig ihre Spalten. 
Es dürfte dem Leserkreis des „Naturarztes" von 
Interesse sein, wenn die Redacüon uns hiermit gestattet, die 
Impfzwangs-Frage vom Standpunkte des Naturheil- 
Systems näher zu beleuchten. 
Vom Standpunkte des Naturheil-Systems kann die Pro 
zedur des Jmpfens von vornherein nicht gerechtfertigt wer 
den, da dessen Anhänger grundsätzlich und nach ihrer physio 
logischen Ueberzeugung jede Ausnahme fremdartiger, blutver 
derblicher Stoffe und zwar innerlich wie äußerlich verwerfen 
und entschieden gegen einen so räudigen Saft (wie der 
Impfstoff) als,Schutz gegen die unschädliche Blattern-Krankheit 
Protestiren. 
Die Gegner des Jmpfens sind in ihren Anforderungen 
an den Staat nicht unbescheiden und fordern nicht sogleich 
Aufhebung des Jmpfens, sondern nur Aufhebung des unmo 
ralischen Jmpf-Zwanges. 
Die Fürsprecher des Jmpfens finden sich von Seite 
der Aerzte nur in den Reihen der ältesten und alten 
Schule und von Seite der Laien nur in den Reihen jener 
Gedankenlosen, welche in Sanitäts-Fragen nur das thun 
und jenes unterlassen: „weil es der Herr Doctor 
gesagt hat." 
Die eifrigsten Fürsprecher des Jmpfens unter den allo 
pathischen Aerzten sind begreiflicher Weise die Staats-Impfer 
und Central-Jmpfärzte, Physici rc. 
Unsere Ueberzeugung sagt: Der Imps-Zwang in unseren 
Tagen ist die böseste That der Allopathie, er ist der empfind 
lichste Eingriff in die persönlichen Rechte eines gesitteten Volkes, 
und jene Eltern, welche (wie in Würtemberg und in Bayern) 
medicinalpolizeilich bei Gefängniß- oder Geldstrafen gezwungen 
werden, ihre gesunden Kinder bethlehemisch impfgiften 
zu lassen, solche Eltern stehen in der Kategorie veterinärer 
Behandlung. 
Unsere Ueberzeugung sagt ferner: So lange in einem 
civilisirten Staate der Zwang des Jmpfens besteht, so lange 
kann von einer Medicin-Wissenschaft keine Rede sein, 
wohl aber von jener Gewalt, die vor Recht geht. 
Die Staats-Impfer, die Impfer ex professo und ex 
cathedra, haben zu Gunsten der Jmpf-Vergistung keinen ver 
nünftigen Grund den rationellen Gegnern des Jmpfens ent 
gegenzusetzen, aber das naive Geständniß, daß die Arzneimittel- 
Lehre (materia mödica) eben kein anderes Mittel kennt, das 
den „räudigen Saft des Viehes" ersetzt, denn: 
„Was man nicht weiß, das eben brauchte man; 
„Und was man weiß — kann man nicht brauchen." 
Es ist nicht wahr, daß die Allopathie wissenschaftliche 
Fortschritte gemacht habe, sie ist nur etwas vorsichtiger ge 
worden in praktischer Durchführung der schrecklichen Hypo 
these: „daß das Einnehmen und Aufsaugen von 
Giften heilsam für den kranken Organismus 
sei!! 
Die Impf-Gegner sind tolerant; sie fordern nicht die 
Aufhebung des Jmpfens, sie überlassen es dem Gewissen und 
der Vernunft eines Jeden, ob sie sich und ihre Nachkommen 
dieser Prozedur aussetzen wollen oder nicht. Die Jmpf-Geg- 
ner fordern mit Fug und Recht: 
Aufhebung des Jmpf-Zwanges. 
Die Gegner des Jmpfens glauben nicht, sondern sie 
wissen, daß das Gift, welches in das gesunde Blut der 
Jugend eingeflößt wird, selbe weder vor Blattern, noch vor 
anderen Seuchen schützt, und daß der süße Ausdruck und 
die Bezeichnung S chutzpocken - Impfung gleichviel wie 
Täuschung ist.
	        
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