Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

Hals, die Brust und der Unterleib waren trocken und brennend ten Tage Mittags traf ihn Dr. schon lustig springend 
heiß, die Füße von den Schenkeln bis zu den Zehen kalt, der und spielend im Garten 
Husten ungemein erschwert, stets von Rückanfällen mit Brechreiz Patient bekam nur noch acht Tage lang Umschläge um 
und Würgen begleitet und stoßweise mit Bellen kommend. Der den Hals. 
Kleine konnte nicht sprechen, und der Athem ging ganz leise; Bemerkenswerth ist, daß nach den Lavements die 
die Augen erschienen im hohen Grade eongestionirt. Er warf Stuhlentleerungen von außerordentlich zähem Schleim beglei- 
sich oft ungestüm im Bette herum und war gegen alle Um- tet waren. 
gebung theilnahmlos. Der Puls 120 bis 122 Schläge in Mrtsetzung folgt.) 
der Minute. 
Nach gegenseitiger Verständigung und im Einverständ- , 
nisse mit dem ordinirenden Dirigenten verfuhr ich unverzögert, 
wie folgt: Mit Beihülfe des Kindermädchens wurde der Knabe 
im Bette mit Wasser von 20 Grad R. Temperatur von oben 
wohl zugedeckt, aber nicht schwer belastet Er trank einige Male 
in kleinen Gaben frisches Wasser; das Schlingen war dem g 
Kleinen erschwert, sowie jede Berührung sehr schmerzhaft. — 
In das Zimmer wurde durch Oeffnen zweier Fensterflügel . Ueber Symptomatologie oder Diagnose. Ein .Dr. med. 
frische Luft eingelassen. behandelte eine Frau im Älter zwischen 30 —40 Jahren an 
Schon diese erste Manipulation schien dem Kleinen un- entzündeten Augen, ohne jedoch das Uebel gründlich zu besei- 
gemein wohlthuend, seine Miene wurde freundlich und das tigen. Mehrere Bekannte dieser Frau beabsichtigten nün 
ganze Wesen etwas theilnehmender. — Ich ließ dem Kleinen zufällig, den Arzt C. in N. in Böhmen*) zu besuchen, um 
in Form einer Cravatte einen Halsumschlng geben und dann sich wegen ihrer Körperleiden Hülfe zu erbitten, und be- 
über die Brust ein feuchtes 4faches Leinen Entlang bis zum Nabel redeten die Augenkranke, mitzufahren. Der Arzt nahnk die 
legen. — In das Zimmer neben dem Alkoven wurde nun ihm Bekannten vor und wendete sich ganz zuletzt an bie 
eine Badewanne gebracht, mit Wasser zu 18 Grad R. zwei Augenkranke mit dem Bedeuten: „Ihnen kann ich kein Mittel 
Hände hoch gefüllt, und da der Kleine einschlief, gab ich die mitgaben, Sie haben das Mittel selbst, Sie brauchen blos 
Weisung, mich rufen zu lassen, wenn er erwache, was nach keinen Kaffee mehr zu trinken, da werden Ihre Augen gut 
etwa 1 ! Stunde in Folge eines abermaligen Hustens der werden; denn Ihrer Augen wegen sind Sie ja doch wohl nur 
Fall war. hierher gekommen?" Das heißt doch in der That die Diag- 
Der kleine Patient lag im heftigen Schweiße. Ich ließ nose vollständig inne haben., wenn der Arzt, ohne zu fragen, 
die Fenster des Vorzimmers schließen, wusch ihm mit dem das Leiden des Patienten, vom äußeren Ansehen erkennt, dem 
Schwamme das* Gesicht, den Hals und die Brust, ließ ihm Dr. med. gegenüber, welcher seine Kunst beinahe 4 Jahre 
das Hemd abnehmen, und so hoben wir ihn in die Bade- lang angewandt hatte, ohne gründlich zu helfen. C.'s Mittel 
wanne und begossen ihn von der Höhe des Stuhles aus über 'war gut: , so lange die Frau keinen Kaffee mehr trank, 
Hals, Nacken und Rücken mit drei Schöpfern kalten Wassers waren ihre Augen geheilt; trank sie aber auch nur einmal 
zu je 3—4 Maaß, wobei er natürlich tüchtig schrie und auch wieder 2 Tassen, hatte sie neu entzündete Augen, 
hustete, jedoch ohne die ängstliche Athemnoth wie bei der ersten 
Form. Diese Badeprocedur dauerte etwa zehn Minuten, bis es 4. 
zum Schüttelfröste kam, worauf der Kleine in das trockene, im . . L 
Bette ausgebreitete Leinentuch von der Badewanne weggelegt Ein Hypochonder bildete sich ein, brustkrank zu sein und 
und wieder zugedeckt wurde. Nach eingetretener Erwärmung, wendete sich an einen Medicin-Doctor. Dieser behandelte ihn 
was etwa 20 Minuten dauerte, verlangte er zu trinken, war ein Vierteljahr lang, während welcher Zeit er immer elender 
klar im Ausdruck, und die Congestionen waren beseitigt. Der ftvurde. Seine Nachbarn riethen ihm, zu C. nach N. zu 
Puls: 100—110 Schläge in der Minute. fahren , um von diesem sich untersuchen zu lassen. E.'s 
Hierauf bekam er neuerdings den Umschlag um den Meinung war: „Sie sind gar nicht brustkrank, fahren Sie 
Hals und einen wohlgenäßten Leibumschlag. Er schlief dann flmbesorgt nach Hause und waschen Sie sich nur neben 
drei Stunden mit kurzer Unterbrechung ruhig fort. dem ganzen Körper auch die Brust täglich einmal 
Als ihn Herr Dr. S. Abends gegen 9 Uhr besuchte, war mit kaltem Wasser. Dies befolgte der Kranke , ward wieder 
derselbe ebenso erfreut als erstaunt über den günstigen Ver- gesund, oder ist wahrscheinlicher nie krank gewehm in der 
lauf. Da der Unterleib sich etwas hart und angeschoppt be- Brust, 
fühlte, so verordnete er Wasser-Klystiere zu 16—18 Grad R. r 
Temperatur und Fortsetzung der Bäder mit Begießungen. Bei "
	        
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