Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

Verantw. Redakteur und Verleger: I)r. Meinert. 
Druck von L i e p s ch L R e i ch a r d t in Dresden. 
ap 2 
Naturarzt doch ziemlich sicher und schnell wirkende Mittel der 
einfachsten, naturgemäßesten Art, um jene schmerzhaften Zu 
stände und jene bald blos unangenehmen, bald aber auch 
nachtheiligen, ja gefährlichen Zufälle wenigstens momentan 
auszugleichen. Folgt dann das betreffende Mädchen oder 
die fragl. Frau seinen Belehrungen und Ratbschlägen, so kann 
sie sicher sein, nach und nach freier und endlich ganz frei von 
Erscheinungen bei ihrer Körperverrichtung der Menstruation 
zu werden, die weder jene Mangelhaftigkeiten mit sich zu füh 
ren braucht, noch viel weniger nach dem gütigen Natur 
willen mit sich führen soll. 
Aber bleiben wir vor der Hand bei dem Zustande Ihrer 
Tochter stehen. Auch die Erscheinung des Kopfschmerzes oder 
sonst eines auffälligen und schmerzhaften Symptomes in Kopf 
oder Brust, ist bei solchen Zuständen mangelhafter und schmerz 
licher Menstruation sehr erklärlich; denn es stehen ja die Ner 
ven des Unterleibes wenn sie auch ein gewissermaßen selbststän 
diges System darstellen, doch im innigsten Zusammenhange 
mit dem Gehirn und Rückenmark, so daß Ergriffenheiten des 
einen Centralorganes mehr oder weniger auch allemal die der 
anderen zur Folge haben. Unregelmäßigkeiten der Blutcircu- 
lation, resp. Congestionszustände, gehen dann häufig daraus 
hervor. Doch, wie gesagt, wenden wir uns nun und zwar 
praktisch zu Ihrer Tochter. Um also derlei Beschwerden, wie 
die Ihrer Tochter jetzt sind, zu lindern, genügt als einfach 
stes und naturgemäßstes Mittel ein starker, feuchter Leibum 
schlag, welcher trocken wohl verpackt und nicht nur mehrere 
Tage vor dem gewöhnlichen Eintritt der Periode, sondern auch 
während der ganzen Dauer derselben angelegt und getragen 
wird, so zwar, daß er nach 2—3 Stunden und überhaupt 
so oft, als er trocken zu werden beginnt, gewechselt wird. 
Bei jeder Wechselung wird der Unterleib ringsum mit frischem 
Wasser (auf ca. 15 0 temperirt) gewaschen und die Binde 
während Nacht wenigstens doppelt, je nach der Vollsaftigkeit 
der betreffenden Person selbst 3—4fach so stark aufgelegt, als sie 
bei Tage ist, damit während der Nachtzeit der Schlummer 
durch einen Wechsel, möglichst wenig oder gar nicht gestört 
wird. Langdauernde, milde Sitzbäder — von \ bis 1 
Stunde Dauer und circa 18 — 20° R. Temperatur — 
bewirken dasselbe: erhöhte Blutcirculation im Unterleibe und 
dadurch zugleich Auflösung vorhandener Säftestockungen; doch 
dürfte in den meisten Fällen der Unterleibseinschlag vorzuzie 
hen sein, sowohl deshalb, weil er das einfachste, wohl überall 
zu ermöglichende Mittel ist, während das Sitzfaß nicht überall 
vorhanden ist, als auch deswegen, weil das durch die Körper 
thätigkeit und die Wärme desselben zersetzte Wasser des Um 
schlages jedenfalls als Dampf oder Gas in die Unterleibs- 
Gewebe eintritt und somit directer und energischer, als das 
Sitzbad, die schmerzenverursachenden Härten und Elastici- 
tätsmängel aufhebt. Die vollkommenste Form, diese Lösungen 
durch zersetztes Wasser in den fraglichen Körpertheilen herbei 
zuführen, ist allerdings das entsprechende partielle Dampf 
bad, und wo die Mittel zu dessen Beschaffung irgend vor 
handen, wird seine Anwendung vor allen anderen Formen 
sich empfehlen; aber leider ist eben die Dampfbad-Vorrichtung 
nicht überall zu beschaffen, und so wird die feuchte Unterleibs- 
Einpackung es meistens vertreten müssen. Daß übrigens 
nach beiden letzteren Formen eine kühle, eher kalte Nachwa 
schung oder Abreibung zu erfolgen hat, versteht sich von selbst. 
— Und so lassen Sie uns denn an das Bett der armen 
Amalie treten und mich praktisch beweisen, was ich theoretisch 
jetzt auseinandergesetzt habe. 
(Fortsetzung folgt.) 
Brieflasten. 
Herrn Not. Ei. in M. Warum etwas nur aus Princip verwer 
fen, namentlich was nur als äußeres technisches Hülfsmittel erscheint? 
Prüfet Alles und das Beste behaltet; zum Wegwerfen ist immer noch 
Zeit. Kalte Bebrausungen des Unterleibes, namentlich auch auf der noch 
freien linken Seite, im Liegen applicirt und mittels einer an eine ge 
wöhnliche Klystierspritze geschraubten fiebförmigen Oefsnung ausgeführt, 
erweisen sich gegen Bruchleiden sehr dienlich. Nehmen Sie solche je 
desmal nach Abnahme und vor Wechselung der feuchten Unterleibs 
binde. Wenn übrigens letztere mit einer besonderen dicken, harten, 
feuchten Compresse auf der Bruchstelle versehen werden könnte, so wird 
vielleicht das schmerzhafte Bruchband sich nnnöthig darstellen. 
Wegen der Abmagerung trösten Sie sich und .beeilen Sie sich 
ja nicht, sie verschwinden zu machen. — Mit zeitweiligen Pausen von 
8 — 14 Tagen sind wir übrigens vollkommen einverstanden, würden 
aber Litten, in selbigen wenigstens die kurzdauernden Sitzbäder 2 Mal 
per Woche und, da nöthig, gegen Schlaflosigkeit die langdauernden (von 
72. —‘1 Stunde und. 18 — 200 R.) Abends jeden Tag oder 3 Mal 
per Woche vorzunehmen, ebenso eine tägl. Ganzwaschung von 16—18 " 
Die Trübung des Urines mögen Sie immerhin als eine nothwendige 
und daher. günstige Erscheinung betrachten. Die kl. kalten Klystiere 
setzen Sie jetzt, während und auch nach der Pause, bis aus das nach 
der gehabten Oeffnung, ganz aus und Lemperiren Sie sie von frischem 
Wasser auf 12 o. 
Herrn B. V, in M- Sie erhalten in nächsten Tagen einen 
Brief mit verl. Jnlage. Wollen Sie nicht aber gefälligst die Be 
schreibung der fragl. Croupfälle recht bald fortsetzen und beenden? 
Herrn E. in M. (per R. hier). Ihre Vermuthungen wegen des 
Laubbades werden wir nächstens an den gehörigen Ort befördern und 
die Bemerkungen über die Milch und ihre Erzeugung gelegentlich im 
Blatte anbringen. 
Der Wunsch wegen der Erwähnung von Physiatr. Behandlung 
kranker Augen findet schon nächste Nr. theilweise Befriedigung- und 
wird nächstens von betr. Baunscheidt'scher Behandlung mit den übri 
gen physiatrischen ein Vergleich vorgeführt werden. 
Herrn Pf. W zu Vl. Um die Magenthätigkeit für die Mahl 
zeit vorzubereiten, empfiehlt sich v ,2 Stunde vor Tische der Genuß von 
^ 2 bis einem ganzen Glase frischen Wassers bei mäßiger Bewegung; 
die Mahlzeit selbst sei aber auch nicht bloße Gewohnheit, sondern trete 
nur bei wirklichem Bedürfniß und in geringstmöglicher Maße ein. 
Bei gehöriger körperl. Bewegung und fleißigen,, milden Waschungen, 
deren i — 2 per Woche auch ganz kalt sein können, resp. als solche auf 
die kühlen folgen, wird sich in Jahr und Tag Alles regeln. In 
der ersten Zeit aber müssen Sie diese veränderte Lebensweise auch noch - 
durch bisweilige (i—2 malige wöchentliche) kurzd. f. Einpackungen för 
dern, selbst nach Beendigung des vorgeschlagenen k u r m ä ß i g e n 
Lebens. Die Schlafweise auf Matratze und unter Decken statt mit 
Federbetten ist fortwährende Bedingung 
Das Gewünschte wird, nach nöthiger Auswahl, Ihnen nächstens 
zugehen. 
'Herrn L. W. in Boch Ihre interessante Mittheilung über die 
Gichtbehandlung in so hohem Alter soll im Probe-Exemplare des 
neuen Jahrganges Abdruck finden. Für Ihren Medicin-kranken Freund 
Herrn G. empfehlen wir Ihnen, daß er sich folgender Einleitung unter 
zieht : a) Reduction in Essen und Trinken auf ein gegen jetzt gerin 
geres Maaß, unter allmäliger Ausschließung der Fleischspeisen und al 
koholhaltigen Getränke, wie überhaupt stärkerer innerer Reize; b) 2mal 
per Woche kurzd feuchte Einpackung und nachf. Abwaschung, auch Be 
wegung, nach S. 82 sub l des „N -A"; c> dazwischen einmal pro 
Woche ein Sitzbad, Mitt. vor Tisch von >7 St Dauer und 16—18 0 
R. ; d) beim Bettgehen: Umlegen eines feuchten Leibgürtels nach S. 
62, und wenn kalte Füße da sind, bezieh, feuchte Strümpfe rc. nach 
S. 63 u. 72; e) nach jedem Stuhlgang 1 kleines, kaltes Klystier (120) 
nach S.^ 83 sub 3. Nach einigen Wochen dieser Einleitung wollen 
Sie gefälligst weiter über den Herrn berichten und dann unsere ge 
nauere Anweisung erwarten.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.