Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

Dresden, 
den 5. November. 
M 34. 
1863. 
Der Raturarzt. 
Konespondenzölatt für Ireunde naturgemäßer Heilmethoden. 
Herausgegeben von vr. W. Meinert. 
(Dresden, KaiHer Str. Nr. 3.) 
„Naturarzt" erscheint jedes Quartal mit 10 Nummern L 1 Bogen; Preis jährlich 2 Thlr. ober i Fl. W. SB.; Abonnement pränume- 
«ß"ahng, halb- oder ganzrahng. Er ist eine erweiterte Fortsetzung des vorjährigen „Wasserfreundes", von dem Exemplare L 2 Thlr. ober 
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Wie heilt man Scropheln und Tuberculose 
am richtigsten? 
(Zugleich als Beitrag zu dem Capitel von der Schwierigkeit 
der Einbürgerung des Vegetarianismus in Deutschland.) 
Mitgetheilt von Herrn Naturarzt G. Wolbold in Stuttgart. 
(Fortsetzung.) 
Ich kann nicht begreifen, was den Briefschreiber abhalten 
konnte, seinen Heinrich in D. zu behalten, nachdem er ihn doch 
einmal dort hatte, nicht begreifen, welcher Sterbliche ihm es 
hätte verwehren können, seinen Heinrich neben der von ihm 
für zweckmäßig erachteten kräftigen animalischen Kost gegen 
das dann auftretende stärkere Fieber Halbbäder nach Belieben 
zu geben! Kein Mensch konnte dagegen Einsprache thun! — 
Was seine Anschauung anbelangt, „daß man sich nicht ab 
halten lassen dürfe, gute animalische Nährstoffe in den Kör 
per des Heinrich zu schicken, wenn auch dadurch das Fie 
ber heftiger werde, da man es ja mit Halbbädern im 
Schache halten könne, so werde ich meine Bemerkung darüber 
am Schluffe der Correspondenz im Zusammenhang bringen. 
Bezüglich des dem Besitzer von Brunnthal gestellten Ho- 
roscops bedurfte es keiner großen Divinationsgabe ab Sei 
ten des Herrn C. Ich hatte dasselbe dem Herrn F. selbst 
schon oft gesagt, allein wer nicht hören will, muß fühlen. 
Im Februar 1861 ist es eingetroffen, daß der gute, guten 
Rath nicht hören wollende Mann, mit Weib und Kind und 
einem fast sein ganzes Vermögen ausmachenden Capitalverlust, 
die Anstalt verlassen mußte, wenn er nicht einen schmählichen 
Gant riskiren wollte,' aus dem er gar nichts mehr erhalten 
hätte. Ich verließ im Herbste 1857 die Anstalt, da ich keine 
Möglichkeit einsah, F. zn besseren und vernünftigeren Ansich 
ten zu bringen, als die eines Münchener Geld-Protzen sind, 
der er aber eben nicht mehr war! Im Sommer 1860, wie 
schon früher mehrmals, bombardirte er mich mit Zuschriften, 
des Inhalts: doch die Leitung seiner Anstalt wieder überneh 
men zu wollen, indem er alle Bedingungen einzugehen Wil 
lens sei und die Gäste gewiß zufriedenstellen werde. Zu spät! 
jetzt, wo ihm das Messer des nahen Bankerotts an der Kehle 
stand, jetzt wollte er vernünftig werden! Zu spät! Der Ruf 
der Anstalt war durch seinen üblen Ruf als Wirth bereits 
dahin! — unwiederbringlich verloren! Hätte F. mich in mei 
nen Bemühungen für das Wohl meiner Patienten und seiner 
Gäste von 1856 an als Besitzer und Wirth gehörig unter 
stützt, so würde der Besuch der Anstalt, der 1855 unter vr. 
G. gleich Null war, immer mehr sich gehoben haben (ich 
hatte im Juli 1856 gleichzeitig über 24 Personen beisammen, 
während das Jahr zuvor um diese Zeit nicht 5 Gäste da 
waren! und ebenso 1860 unter vr. W. gleichzeitig nicht 4!). 
An und für sich war die Anstalt nicht übel eingerichtet, und 
von mir waren noch wesentliche Verbesserungen vorge 
nommen worden; die Lage war günstiger und gesünder, als 
die des Dianabades, ein excellentes Wasser entsprang in Hülle 
und Fülle auf dem eigenen Grund und Boden der Anstalt, 
und ist das beste in und um München weit und breit. So 
rächen sich eben BornirthM, Faulheit, Eigensinn! Was die 
Bemerkung des Herrn C. wegen Einrichtung der Kurtasel an 
belangt, so bedurfte ich derselben wahrlich nicht! Ich für 
meine Person hatte, als ich nach Brunnthal im März 1856 
kam, dem Herrn F. den Kurtisch so angegeben, daß er nur 
aus zwei Gängen bestehen solle: a) aus einem saftigen, guten 
Braten mit 2 Gemüsen, b) aus einer ausgiebigen, nicht lek- 
keren Mehlspeise mit Obst-Compots, je nach der Jahreszeit, 
oder Salat (?). Statt dessen octrohirte mir F. einen Tisch 
mit d.rei Gängen, dem er an Sonn- und Festtagen noch einen 
vierten hinzufügte, behauptend, in Bayern sei man es. so ge 
wöhnt, und stelle derselbe auch mehr vor (in den Augen, aber 
nicht im Magen). Es wurde demnach das Fleisch erst ein 
wenig gekocht, um eine schlechte Fleischbrühe für die Suppe 
abzugeben, und hernach warf man dieses, zu gut ein Dritt- 
theil ausgekochte Fleisch in die Bratpfanne, damit es als saft 
loser, zäher Braten den Gang Nr. 2 der Kurtafel bilde. Ich 
hatte oft Streit deshalb mit F., wie mit seiner Frau, noch 
ehe Herr C. Brunnthal gesehen, geschweige, daß er mir erst 
den Staar stechen mußte bezüglich dieser Kochmanier und Kur 
kost! Ich drohte sogar ein paar Mal ernstlich, mit allen mei 
nen Gästen die Anstalt zu verlassen. Es wurde dann zwar 
ein paar Tage besser gekocht, allein in Kurzem herrschte wie 
der die alte Calamität vor, da der botokudische Hirnschädel 
der Madame F. einer vernünftigen Anschauung und Belehrung 
rein unzugänglich war. Das ist auch einer jener mißlichen 
Punkte, der vorkommen kann (wenn ein Anstaltsdirigent die 
Verköstigung seiner Gäste nicht selbst in der Hand oder sonst 
nicht die gehörige Gewalt über den Kostlieferanten hat).
	        
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