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auf Beschäftigung eine verhältnißmäßig unbedeutende und
außerdem seine Anwesenheit eine mehrfach angefochtene und
deshalb an und für sich nicht angenehme sein wird, so ist es
ebenso von Seite der Klugheit geboten, als dem Recht und
der Billigkeit entsprechend, dem Arzte der allopathischen Rich
tung seine intellektuell schwierige Stellung nicht auch noch pe
kuniär unsicher zu machen, sondern ihm gerade und wenig
stens in dieser Hinsicht, durch Gewährung höchst anständiger
Entschädigung, die mißliche und fatale Lage und Aufgabe zu
erleichtern und zu verannehmlichen.
Die zweite Bedingung aber des Gelingens einer sol
chen aus hhdriatrischer und allopathischer zusammengesetzten
Doppel-Direction bei einer Naturheilanstalt finden wir in der
Gewährung der Gelegenheit zu geistigem Kennenlernen, also
zu tieferem Eindringen in das Wesen der Naturheilkunde für
den allopathischen Arzt, wie für die Kurgäste. — Soll der
Allopath, wenn er im Herbst die Anstalt verläßt, mit der
Ueberzeugung aus ihr in 'die Welt zurücktreten, daß die phy-
siatrische Heilmethode eine die allopathische an Naturgesetzlich
keit und Sicherheit, wie an Ungefährlichkeit, weit übertreffende
sei, so muß ihm die Möglichkeit geboten werden, sich ganz
genau mit den Erfolgen und den Manipulationen, auf denen
die ersteren beruhen, bekannt zu machen, und dazu dient
ebenso ein freundschaftliches und wahrhaft collegiales Verhält
niß mit dem hydriatischen Anstaltsarzt, als der Umgang mit
dessen Patienten, in beiderlei Beziehung aber auch ein Zu
sammenwirken beider Aerzte in und zu dem gemeinsamen Zwecke
der Belehrung der anwesenden Kranken über die Körpereinrich
tungen und über die diätetisch-therapeutischen Grundprincipien.
Dann — beim Vorhandensein also auch dieser zweiten Be
dingung, dieser Aussicht auf collegiales und nutzbringendes
Wirken — werden sich allopathische Aerzte mit tüchtigen
Kenntnissen geneigt finden lassen, die schwierige Stellung ne
ben dem physiatrischen Dirigenten in einer Naturheilanstalt
einzunehmen und ihre bisherigen Patienten dahin zu verwei
sen; dann werden ferner die Kurgäste eine solche Anstalt mit
einer Bereicherung auch geistiger Art verlassen, die ihnen un
gewöhnliche Garantien für ihr körperliches Befinden in der
Zukunft giebt, und wegen deren allein schon der Besuch der
Anstalt ein weit bedeutenderer werden würde.
Wenn anderer Seits aber die Herbeiziehung des Allo
pathen ohne Uebereinstimmung des betr. hydriatischen Arztes
geschieht, die Folge davon der den Gästen stets bemerkbare
schroffe Gegensatz zwischen beiden Systemen ist, wenn der
Allopath so gestellt ist, daß er den ankommenden Kurgästen
sich schon am Wagenschlage Präsentiren muß, um sie vorbeug-
lich auf seine Seite zu ziehen und seine Aussichten des Ver
dienstes dadurch zu vermehren, so ist dies eine verfehlte Spe
kulation von vornherein, welche sich in der Abneigung der
Kurgäste gegen die daraus hervorgehenden Mißstände pekuniär
wie moralisch eher oder später stets bestrafen wird.
Sollte also der Versuch dieser Combination für nächstes
Jahr etwa wiederholt werden, so müssen wir im Interesse
der Sache, wie der Personen wünschen, daß der allopathische,
berufene Arzt fest honorirt werde, daß aber auch beide Aerzte
die Geneigtheit zu dem Verhältnisse mitbringen, dasselbe in
jeder Weise zum Nutzen vor Allem der Anstalt und der Kur
gäste ausschlagen zu machen. Eine Eifersucht des hydriatischen
Dirigenten ist dabei gewiß ebenso wenig am Platze, als der
Versuch des allopathischen Arztes ein glücklicher sein würde,
seine Anschauungen statt der physiatrischen in her Anstalt zur
Geltung bringen zu wollen. Denn wenn irgendwo sich die
Wahrheit schnell geltend macht, so ist es die der Natur
heilkunde in einer Anstalt; stets wird hier, wenn der natur
ärztliche Dirigent nicht ganz ungeschickt ist, das physiatrische
Lager Uebergänge aus dem allopathischen aufzuweisen haben,
nicht aber das allopathische solche aus dem physiatrischen.
Aber doppelt günstig freilich wird sich dies Machtverhältniß
der Wahrheit in der Naturheilkunde geltend machen, wenn
der naturärztliche Dirigent auch Herz und Mund zu gebrau
chen weiß, in angemessenen Belehrungen der Kurgäste und in
freundlichem, überzeugenden Ideenaustausch dem allopathischen
Collegen gegenüber.
Das Thal der Schweizermühl-Anstalt hat übrigens seit
vorigem Jahre unverkennbar und bedeutend gewonnen, einmal
durch eine schöne Straße, welche es , in seinem Eingänge jetzt
weit »bequemer zugänglich macht, als es früher war, das
andere Mal durch eine neue niedliche Villa mit ausgedehntem
Garten längs der Straße hin, welche ein um die Verschöne
rung und Belebung des Thales schon früher sich vielfach ver
dient machender Mann, Herr Classen aus Hamburg, seitdem er
baut hat. Ebenso bildet fortwährend, und von Jahr zu Jahr
mehr, das geschmackvoll und mit großer Sachkenntniß ange
legte und cultivirte große Gartengrundstück des Schweden
Herrn Bergwall einen Anziehungspunkt für das Thal, um so
mehr, als letzterer Herr in humanster Weise seine Culturen
für die Besichtigung jedes Naturfreundes gern offen sein läßt.
Wenden wir uns nun zu dem zwei kleine Stunden
näher an der Eisenbahnstation Königstein gelegenen Bade
Königsbrunn,
so wollen wir zunächst, zur Erläuterung der beigefügten Ab
bildung, Folgendes bemerken: Der den Hintergrund schließende
Berg mit Wällen ist die Festung Königstein, an deren Fuße
— unmittelbar an der Elbe — das Städtchen und die Eisen
bahnstation Königstein sich befinden. Die Richtung also, in
der wir das Bild betrachten, ist die von der Schweizermühle
aus nach Dresden zu, Die Entfernung der Anstalt vom
Bahnhöfe in Königstein beträgt ca. f Stunde und wird zu
Fuß, auf etwas näherem Wege, in starker halber Stunde und
zu Wagen, auf dem diesfalls nöthigen Umwege, in noch et
was geringerer Zeit zurückgelegt; man vergleiche übrigens
wegen des Fortkommens dahin das in der Einleitung S. 51
und 52 Gesagte Macht nun schon diese bequeme Lage Kö-
nigsbrunn's zu der die Städte Dresden und Prag verbin
denden und die Sächsische Schweiz durchziehenden Eisenbahn,
nicht minder zur Elbe. den Besuch und den Aufenthalt daselbst
auch für schwerer transportable Patienten sehr leicht, so gestal
tet sie ihn für die zu Ausflügen befähigten, ihrer unverletzten
Gehwerkzeuge sich Erfreuenden doppelt einladend, da die Parthien
nach Dresden, wie nach der Sächsischen Schweiz für die in
Königsbrunn Verweilenden durch diese Nähe zur Eisenbahn
und der Elbe mit ihrem Dampfschiffverkehr außerordentlich be
quem und erleichtert find.
Aber Königsbrunn bietet auch an sich der günstigen Be
dingungen für eine Wasserheilanstalt sehr viele und stark sich
auszeichnende dar, nur daß sie leider von dem Erbauer und
noch dermaligen Dirigenten, dem Dr. Putzar , lange nicht so,
wie es zu wünschen wäre, benutzt worden sind. Letzterer Vor
wurf bezieht sich namentlich auf die Promenaden, auf die Ge
bäude und deren Instandhaltung, und auf die Benutzung der
Wasserverhältnisse. — Königsbrunn hat in seiner Nähe ver
schiedene Höhenpunkte, welche nicht blos ihrer Aussichtsver-