Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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Verantw. Redakteur und Verleger: I)r. Meinert. 
Druck von Liepsch & Reichardt in Dresden. 
kältung nicht die Rede» Nur Ermüdung machte sich allmälig 
wieder geltend. 
Als daher der Regen vorüber und die nassen Nachtklei 
der jetzt der Sonne zum Trocknen Preis gegeben waren, hüllte 
sich Amelie erneut, wenn auch nur flüchtig, in ihre'Decken 
und verfiel anderweit in einen tiefen Schlaf, aus dem sie 
erst erwachte, als Babette die schon mehrmals seit dem Ab 
züge der Soldaten Besuchte endlich ängstlich rüttelte. 
„Gott sei Dank, mein liebes, gutes, gnädiges Fraulein" 
— machte sich jetzt der Redestrom der treuen Dienerin Luft, 
als Amelie die Augen aufschlug — „das Gewitter an der 
Erde ist vorüber, wie das am Himmel, und Sie können un 
besorgt mit mir vom Dache steigen; ach, wie habe ich gezit 
tert für Sie, gegenüber den bösen Garden, wie dem Regen! 
Aber was ist denn das, da liegt ja Ihr ganzer Nachtanzug, 
in dem Sie zu uns kamen?" —- Amelie erzählte nun ihrer 
Seits, wie sie sich zu helfen gewußt: dann mußte aber Ba 
bette alles mittheilen, was sich indeß unten im Hause und 
Hofe zugetragen. 
Da erfuhr sie freilich Dinge, traurig genung; die Gar- 
dcn waren zwar abgezogen und hatten Fräulein Fleurh mit 
genommen — wiewohl mit der Zusicherung Seiten des Offi- 
ciers, daß ihr kein Leid geschehen würde; aber außer dem 
Schlosse war auch die Meierei inzwischen in Flammen aufgegan 
gen und nur die Gärtnerei war verschont geblieben, weil sich 
Jean als „guter Volksmann" documentirt hatte. Jean hatte, 
um die Soldaten hierin noch mehr zu bestärken und theils 
auch zum Troste für Fräulein Fleury und um auf diese Weise 
der gräflichen Familie vielleicht desto eher Nachricht von der 
Rettung der Comtesse zukommen zu lassen, die Bande nach 
Toulouse begleitet, und so kam denn jetzt Babette statt seiner, 
nachdem sie die Leiter aus dem Bache wieder hervorgeholt, 
um Amelie von ihrem sicheren, aber harten Zufluchtsorte zu 
befreien. 
(Fortsetzung folgt.) 
Briefkasten. 
Herrn Nittm. F. Th in K. Sie erhalten dieser Tage brieflich 
die Beantwortung der beiden Fragen. 
Herrn Theobald S. (?) in Vipp. (??). Wir konnten Ihnen aus 
Ihre Anfrage bisher nicht schreiben: a) weil Ihre Adresse (Name und 
Wohnort) zu undeutlich angegeben, auch b) der Körperzustand Ihrer 
Frau nicht genug beschrieben ist. Jedenfalls hätten Sie, wenn Sie 
uns wieder schreiben, auch die Eigenthümlichkeiten (z. B. Trockenheit, 
Elasticität, Farbe u. f. w.) der äußeren Haut näher zu bezeichnen und 
mitzutheilen, ob die Füße leicht erkalten. Einstweilen lassen Sie die 
selbe sich jeden Tag einmal am ganzen Körper und mittelst der Hände 
oder eines Schwammes mit lauem Wasser ica. 18 0) waschen, darauf 
aber entweder sich Bewegung machen oder mit wenig Zudecke versehen 
niederlegen. Auch das Tragen einer feuchten Leibbinde (in kaltes Was 
ser getauchtes, wieder ausgerungenes Handtuch, welches von hinten um 
den Leib und mit den beiden Enden vorn auf der Magengegcnd der 
Frau übereinander zn legen und durch trockene Tücher gut gegen die 
Luft abzusperren ist) wird gut sein. Solche Binde wird aller 2—3 
Stunden erneuert. 
Herrn F. v. G. in K. Der Betreffende wohnt jetzt in Stutt 
gart, Dorotheenstr. 4, 3 Tr. 
Herrn G. W. in St. Dankend erhalten; der Abdruck kann 
aber bei Eintritt jetziger Pause erst im October erfolgen; dem Bericht 
Ihres Reiseergebnisses sehen wir im Voraus dankbar entgegen. 
Ist übrigens das Uebersandte der Ersatz für „Auch ich war in 
Arkadien"? und wie steht es um den Aufruf von R.'s Grab'aus? 
Herrn Past. O. in Bl. Ihnen — einem wahren Apostel des 
Heils — Dank für solche Gesinnung, solches Wirken; gelegentlich mehr. 
Herrn G. I. in W. Ihrer freundlichen Einladung werden wir 
für diesmal wohl leider nicht Folge leisten können, sehen daher viel 
mehr Ihrem Besuche hier entgegen, bitten aber um vorherige Benach 
richtigung über die Ankunft, um sicher von Ihnen angetroffen zu 
werden. 
Herrn Cpl. P. in L. Die 3 fehlenden Nummern gingen an Sie 
ab; dem directen Bezug von hier steht nichts entgegen und bleibt es 
dabei, derselbe Preis für Sie; gelegentlich schreiben wir Ihnen, heute 
ermahnen wir nur zu Ausdauer und freudiger Zuversicht! 'Das 
gesteckte Ziel ist fast zu viel; berücksichtigen Sie Individualität und 
Lebensweise. 
Herrn T. in Semlin. Sie erhalten zwar demnächst briefliche. 
Antwort; schon heute müssen wir Sie aber benachrichtigen, daß hier, 
nach den eingezogenen Nachrichten, Ihre Absicht schwerlich sich erreichen 
und befriedigen lassen wird. 
Vegetarianerin als Hattin gesucht. 
Bekanntlich haben in England und noch wehr in Amerika Personen, welche sich in ihrer Nahrung der Fleischspeise 
enthalten und principiell nur von Pflanzenstoffen — einschließlich Milch und Eier — leben, schon in großer Anzahl den 
Beweis geliefert, daß nichts so geeignet ist, als diese „vegetarianische" Lebensweise, den Körper gesund zu erhalten und die 
Seele glücklich zu machen. Nichtsdestoweniger ist die Zahl der Vegetarianer zur großen Menge noch eine unbedeutende und 
namentlich in Deutschland, der Schweiz rc. eine noch sehr verschwindende, und unendlich schwer ist es daher für einen Vege 
tarianer, eine ihm gleichgesinnte, d. h. die Verbreitung der Naturheillehre einschl. des Vegetarianismus als das höchste Glück 
der Menschheit ansehende und daher anstrebende, wie selbst freudig demgemäß lebende, Freundin und eheliche Gefährtin auf 
zufinden. Es darf daher gewiß am wenigsten dem Vegetarianer übelgedeutet und verdacht werden, wenn er, müde endlich 
des vergeblichen Suchens bei gewöhnlichen Gelegenheitsbekanntschaften, endlich zu dem Mittel der Veröffentlichung seines 
Wunsches in einem Blatte schreitet, welches seine Ueberzeugungen als Devise trägt und unter dessen Lesern, wie Leserinnen, 
sich wohl am ehesten Personen vorfinden dürften, welche zur Erfüllung dieses redlichst gemeinten Gesuches einer Gattin vege- 
tarianischer Denkweise beitragen könnten. Der Suchende ist 35 Jahre alt, kerngesund, wohlgebildet, vermag seine Gattin 
vollständig allein und anständig zu erhalten und lebt in der französischen Schweiz auf dem Lande ; seiner Seits beansprucht 
er vor Allem Uebereinstimmung der Ueberzeugungen darin, daß das Glück des Menschen in der Mäßigkeit und im 
treuen Leben nach den Leh-ren der Naturheilkunde besteht, einen gesunden Leib mit freundlichem Aeußern, allge 
meine, aber hauptsächlich echt weibliche Bildung und ein Alter zwischen 20—30 Jahren. Sollten Damen mit diesen Eigen 
schaften diese Zeilen lesen oder Leser derselben sie ihnen freundlichst vermitteln und sie nun, in gütiger Berücksichtigung der 
oben angedeuteten Schwierigkeiten, dem Suchenden auf diesem Wege näher treten wollen, so sind sie gebeten, vertrauensvoll 
und unter genauer Angabe der Adresse, des Alters, Wohnung, Beschäftigung u. s. w. ihre Zuschriften versiegelt an die 
Redaction des „Naturarztes" zu richten. Die geehrten Redactionen anderer Blätter aber wollen gefälligst dieser Annonce 
eine gelegentliche weitere Verbreitung angedeihen lassen.
	        
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