Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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Der wichtigste ist unbedingt der Schlafraum, denn das 
Nächste, was der Mensch beanspruchen muß, ist eine Stelle, 
wo er Nachts sein Haupt hinlegt. Hier bringt er den drit 
ten Theil des Tages ohne Unterbrechung zu. Man kann 
nach angestellten Berechnungen annehmen, daß ein erwachse 
ner Mensch etwa 500 Kubikfuß Raum zu seiner Lagerstelle 
bedarf, also ein Local, welches etwa 10 Fuß lang 5 Fuß 
breit und 10 Fuß hoch ist, wobei vorausgesetzt werden muß, 
daß die Luft dieses Raumes leicht erneuert werden kann; hält 
er sich auch am Tage im geschlossenen Raume auf, so braucht 
er mindestens ein Zimmer von 3 2 Fuß Länge, 10 Fuß 
Breite und ebensolcher Höhe, ^ine Familie von zwei Er 
wachsenen und drei Kindern würde an Wohnraum etwa das 
Vierfache bedürfen, wenn die Wohnung hinsichtlich ihrer Größe 
wirklich entsprechend sein und eine hinreichende Menge gesun 
der Lust enthalten soll. Wie selten die Wohnung einer Ar 
beiterfamilie einen solchen Raum umschließt, ist bekannt, und 
manche muß zufrieden sein, wenn sie nur den für einen 
Erwachsenen nothwendigen Raum beanspruchen kann, der noch 
durch mancherlei Geräthe verengt wird. Es geht aber auch 
hieraus hervor, wie nothwendig das fleißige Lüften der Wohn- 
räume ist. 
Zu den eigentlichen Schlafgemächern werden nicht selten, 
mit sehr großem Unrecht, die schlechtesten, niedrigsten, engsten, 
verstocktesten Räume in Hintergebäuden. gewählt, wo wenig 
Luft hindringt und welche gründlich zu lüften kaum möglich 
ist. Das ist ganz verkehrt, denn gerade das- Schlafgemach 
muß viel Ausdünstungsstoffe des Menschen aus Lunge, Haut 
und noch andere aufnehmen und wird während der Nacht ge 
schlossen gehalten. Jeder wird sich von der erstickenden Luft 
eines engen Schlafzimmers durch seine Nase überzeugen, wenn 
er des Morgens aus reiner Luft hineintritt. Ist dasselbe 
nun schwer zu lüften, außerdem der unreinen Luft eines engen 
Hofes ausgesetzt, so darf seine ungesunde Beschaffenheit nicht 
Wunder nehmen, und in der That haben viele Krankheiten 
ihren Ursprung dem Schlafgemache zu verdanken. 
Dasselbe muß vielmehr eine dem Zutritt der Luft mög 
lichst günstige Lage haben, und ein freier Bodenraum dient 
dazu jedenfalls besser, als eine enge Kammer. - 
Das Wohnzimmer muß bei oben angegebener Größe 
durch gutschließende Fenster hinreichend und möglichst gleich 
mäßig erhellt sein, so daß auf 100 Quadratsuß Flächenraum 
etwa ein Fenster von 9 Quadratfuß kommt. Der Eingang 
befindet sich am besten den Fenstern gegenüber. 
Die. Wände des Zimmers dürfen nicht mit schädlichem 
Farben überstrichen, oder mit Tapeten bedeckt sein, welche 
dergleichen an sich tragen. Unter den hierzu verwendeten 
Farben ist bekanntlich besonders Grün verdächtig wegen Är- 
senikgehaltes, das sowohl durch seinen Staub, als durch das 
höchst giftige, bei Feuchtwerden der Wände sich bildende Ar 
senikwasserstoffgas den Bewohnern schädlich wird. 
Die Farbe der Wände muß hell sein, besonders dann, 
wenn das Zimmer weniger Licht empfängt, ein Helles Blau, 
Gelb oder Grau sind dem Auge am angenehmsten. 
Gegen zu starkes, blendendes Licht, entweder das unmit 
telbare Sonnenlicht, oder das von weißen Mauern- die den 
Fenstern gegenüber liegen, zürückgeworfeNe, müssen die Fenster 
durch Vorhänge und Rouleaux von nicht zu dunklen Stoffen 
geschützt sein. Gemalte Rouleaux sind jedoch unzweckmäßig: 
: Auch die Stellung der Gerüche in einem Zimmer ist 
nicht gleichgültig. - Verrichtet Jemand sitzend Arbeit/ wobei esi 
auf gutes Licht ankommt, so muß der Arbeitstisch gegen das? 
Licht gehörig aufgestellt sein. Beim Schreiben z. B. muß 
man es zur linken Hand haben. Muß der Arbeitstisch durch 
aus das volle Licht von vorn erhalten, so daß man ihn quer 
vor das Fenster zu stellen gezwungen ist, wie z. B. der Uhr 
macher, so hat der Arbeiter seine Augen vor der Einwirkung 
zu grellen Lichtes durch einen leichten Augenschirm zu schützen. 
Betten dürfen womöglich nicht zu hart an der Wand 
stehen, zumal wenn dieselbe kalt und feucht ist. In Zim 
mern, deren Fenster gleich des Morgens früh von der Sonne 
beschienen werden, so daß auch das Bett getroffen wird, stelle 
man dieses mit dem Kopfende gegen das Fenster, damit die 
Augen Morgens beim Erwachen nicht gleich durch zu volles 
Licht beleidigt werden. 
Die Kochgelegenheit muß von den übrigen Gemä 
chern getrennt sein, denn die bei der Bereitung von Speisen 
unvermeidlichen Dünste beeinträchtigen die Reinheit der Luft, 
insbesondere wenn, wie heut zu Tage gewöhnlich der Fall, 
kein weiter Rauchfang sich vorfindet, welcher sie aufnimmt 
und abführt, sondern in Kochöfen gekocht wird. In vielen 
Häusern ist die Küche so ungünstig gelegen, daß der Koch 
dunst das ganze Haus durchzieht und keinen anderen Ausweg 
finden kann, als durch die Thüre der fensterlosen Küche. 
In beschränkten Hauswirthschaften wird die Bereitung 
der Speisen im Winter in den Stubenöfen vorgenommen, um 
Brennmaterial zu sparen. Hierdurch geschieht der Luft im 
Zimmer bedeutender Eintrag. Abgesehen davon, daß letzteres 
leicht überheizt wird, wird es mit Kochdunst und Wasserdäm 
pfen überladen, welche letztere sich m den Wänden nieder 
schlagen und diese feucht' machen. Wenn möglich, ist der 
Ofen hier so einzurichten, daß die Kochröhre durch die Wand 
außerhalb des Zimmers mündet. 
Heizung. 
Die zur künstlichen Erwärmung der Zimmer benutzten 
Oefen sind mannigfacher Art, bald erscheint die eine, bald die 
andere, je nach Anforderung, Beschaffenheit des Zimmers und 
des Brennmaterials., zweckmäßiger. Die Hauptbedingungen 
eines guten Ofens sind: daß er guten Zug hat und nicht 
raucht, daß er möglichst, alle Wärme des Feuers dem Zimmer 
mittheilt, einen möglichst kleinen Raum einnimmt und so ge 
baut ist, daß er die Bewohner des Hauses nicht der Feuers 
gefahr aussetzt. Der gute Zug ' hängt freilich mehr vom 
Schornsteine ab, dessen fehlerhafte Anlage die Ursache des 
Rauches in vielen Wohnungen wird. 
Der Ofen darf nur allmälig und nicht plötzlich die Tew- 
peratur im Zimmer steigern. Eiserne Oefen (und noch mehr 
blecherne oder sogenannte Windöfen, welche gar nichts! tau 
gen) werden sehr schnell und! leicht übermäßig Heist Hierbei 
wird der- reinen Luft im Zimmer Abbruch gethan dadurch, 
daß die Staubtheilchen, welche mit der durch die Hitze in Be 
wegung i gesetztem Luft. an ber heißen Ofenplatte vorbeistreichen, 
verbrennen und.Geruch verbreiten: Außerdem wird durch 
übermäßig schnelle Erhitzung die Luft im Zimmer zu trocken. 
-Die Oefen aus thönernen Kacheln sind allgemein als die' 
zweckmäßigsten anerkannt, weit sie die Wärme allmäliger ver 
breiten und sie ckänger zurückhalten, als eiserne. Indessen ist 
es, vorzügliche in kleineren Wirthschaften^ deren Zimmer nicht 
den i ganzen Tag über gleichzeitig geheizt wird, wünschenswerth, 
schnell eine warme Stube zu haben, wozu Oefen mit- eisernem 
' KUetkastey und' einem Kach'Müfsatz' sehr zweckmäßig erscheinen 
und auch,chDlVyrchMchMMlligMHrcheM l Me Mt häuU
	        
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