Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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cher sich durch ein belebendes Wärmegefühl kund giebt, die 
nöthige Auskunft zu geben vermögend 
7, In allen Füllen, wo vorzüglich die Nachwirkung 
des Wassers (Reaction) beabsichtigt wird, darf die Anwen 
dung desselben nicht eher wiederholt werden, als bis diese 
Wirkung über den ganzen Organismus sich erstreckt hat und 
bereits im Aufhören begriffen ist. 
Wir haben, um nicht zu lang zu werden, die vorstehen 
den Sätze ziemlich kahl hinstellen müssen, obwohl dieselben 
durch Anführung von Beispielen und Erörterungen noch kla 
rer zu - machen gewesen wären. Dessenungeachtet wird doch 
immer der aufmerksame Leser gewiß soviel daraus entnehmen, 
daß man bei der Anwendung des kalten Wassers- mit Vor- 
und Umsicht zu verfahren habe. Wer das freilich nicht thut, 
kann mit dem Wasser ebenso wie mit jedem anderen Gesund- 
heits- und Heilmittel Schaden anrichten. Hiervon trägt aber 
alsdann nicht das Mittel an sich, sondern der falsche Ge 
brauch des Mittels die Schuld. — Zum Schluß sei noch er 
wähnt 1) daß das Wasser zum äußeren und inneren Gebrauch 
stets möglichst frisch und rein von fremden Bestand- 
theilen, weder zu hart, noch zu weich sein darf, und 
2) daß man die Frische nicht mit der Kälte des Wassers 
verwechseln möge. Je länger nämlich das Wasser der Quelle 
schon entnommen ist, desto weniger frisch ist es; kalt ist 
es aber, wenn es eine niedere Temperatur hat, welches letztere 
auch der- Fall bei solchem Wasser sein kann, was schon vor 
mehreren Stunden (z. B. im Winter) geschöpft ist. (C. W.) 
Zur Geschichte von der schwierigenEinbürgerung 
des Naturheilversahrens in den Familien. 
(Aus einem Briefe des Herrn Direktor Rikli an der Natur- 
Heilanstalt Veldes.) 
Seinem Freunde Prof. H. redete E. schon lange zu, sich 
mit der Hydriatik für seine Familie vertraut zu machen. Im 
Februar geschah es nun, daß des H. 2 Kinder vom Croup 
befallen wurden; da mahnte ihn E.: ,„Halte Dich an die Hy 
drotherapie und hole Dir den Hydropathen." „Ach, was, 
laß mich in Ruh damit! war die Antwort. Dafür habe ich 
schon meine Aerzte (nämlich die ersten Größen des nahelie 
genden großen Spitales)". Drei derselben consultirten am Bett, 
und statt, wie versprochen, daß das ältere Kind (ein 6 jähr. 
Mädchen) am 8ten Tage auf der Gasse herumlaufen würde, war 
es am 6ten eine Leiche, unter herzzerreißendem Zuschauen derMut- 
ter. Nun ivard der Vater nachdenklicher! Das jüngere genas 
zwar diesmal, doch sagte ihm E.: „Du, paß auf, die ist nicht 
geheilt, die bekommt über kurz oder lang einen Rückfall, dann 
kannst Du auf ein gleiches Schicksal gefaßt sein." Richtig, 
um Mitte April wurde ich Morgens sehr frühe vom zittern 
den Vater abgeholt, nachdem diesmal keine allopathische Be 
handlung vorgenommen worden. Der Vater war fürchterlich 
erregt, von der Angst, er müsse auch dieses Kind verlieren, 
und" hätte von mir gerne eine positive Versicherung gehabt, 
daß das Kind jedenfalls gerettet werde, die ich jedoch nicht 
gab, wohl aber sogleich eine energische Behandlung ein 
leitete, nachdem es schon einige Stunden früher durch E. er 
regende Fußumschläge und erregende Halsumschläge erhalten 
hatte, wovon ich die ersteren billigte. In den ersten 12 Stun 
den war wenigstens kein Fortschritt der Krankheit zu bemer 
ken, in weiteren 12 Stunden hatten die schlimmsten Symp 
tome nachgelassen, und am 3ten Tage ließ ich sie auf die 
Gasse gehen, so viel sie wollte. Die Eltern konnten bei die 
sem Verlaufe ihren Augen nicht trauen; die günstige Wirk 
lichkeit übereilte ihre Begriffe, sie zitterten noch immer für 
ihr Kind. Ein paar Tage der köstlichen Freiheit ihres Kin 
des, und einige Belehrungen, wie hier kein Rückfall zu fürch 
ten sei, indem nun die äußere Haut statt der inneren Schleim- 
häut turgescire re. beruhigten sie endlich. Zur Besinnung 
gekommen, fing nun die Reue wieder an; der Vater sagte, 
er möchte seinen Kopf an der Wand herumschlagen, daß er 
dem Rathe seines Freundes nicht früher gefolgt. Nun komme 
kein Mediciner mehr in sein Haus! In solchen Fällen dringe 
ich> dann leicht durch, den „Naturarzt" zu halten. Ich 
erzähle das nicht etwa als etwas Besonderes in der Behand 
lung, denn, wie Sie wissen, ist diese nach hydriatischer Art 
in den meisten Fällen eine sicher zur Heilung führende, viel 
leicht selbst unter den verschiedensten Anwendungsformen. Ich 
erzähle es als Analogum zu Ihrer Erzählung in Nr. 1 u. 2 
des „Naturarztes", als Bestätigung, daß in den meisten Fäl 
len es theure Opfer kostet, ehe man eine Familie für das 
Naturheilsystem gewinnt, und daß der Hydropath nur lang 
sam in solchem Verlaufe ein Haus nach dem andern erobern 
muß. Einen ganz ähnlichen Fall hatte ich dieses Frühjahr 
bei einem Typhuskranken. 
Eppes zum Impf-Unsinn. 
(Aus dem „Münchener Volksfreund" Nr. 122.) 
„Die Geldjuden machen Schreckschüsse auf der Börse, um 
so und so viel Perzentche dem guten Schaferl zu rauben; die 
Imps-Banditen aber haben kürzlich in großen Städten die 
Blatternpest aus brechen lassen, um die furchtsamen Läm 
mer geschwind in den Mauthstall des Impfzwanges zu jagen. 
Doch sowohl die Mauscheles Schreckschüsse der Börse, als die 
Jmpfbanditenschüsse der Blatternpest sind verhallt, ohne daß 
mehr ein Hahn darnach gekräht hätte. Es waren schreckliche 
Kriegsereignisse der Papierche- und Jmpfbriganden, welche als 
wackelnde Zeitungs-Enten Furcht erwecken sollten, um die 
Kassen und Portemonnaies zur Ader zu lassen — und diese 
Jmpfbrigandi möchten sich zu dem wissenschaftlichen, zu dem 
gelehrten Publikum zählen! Aber im Studium der Natur 
nach Wahrheit streben, und doch so häufig als Meuchelmörder 
vieler Hunderter armer hilfloser Kinder sich bewähren, den 
selben Leben und Gesundheit rauben und die Eltern um ihre 
schönsten Hoffnungen, für ihr Alter um treue Stützen bringen, 
wegen schnöden Gewinnes — wie heußt?!" 
Möchte doch einmal nach dem Natur-Rechte, nach Ge 
rechtigkeit und Billigkeit, dieser unselige, ja schändliche 
Impfzwang aufhören, wodurch scrophulöse, rachitische und 
syphilitische Krankheiten nach tausendfältiger Erfahrung ver- 
impft werden. Fehlen ist menschlich, aber im Fehler
	        
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