Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

833 
heit noch mehr, als bisher, auch in solchen Fällen schnel 
len Krankwerdens künftig Gebrauch machen mögen. 
Unserer Seits soll übrigens demnächst ein Schema oder 
Gebrauchsanweisung für die meisten physiatrischen Formen und 
Applikationen, soweit, als nöthig, mit Abbildungen der nöthi 
gen Gefäße re., veröffentlicht, dieses Schema auch in Sepa 
ratabdrücke gebracht werden, damit die brieflichen Anweisun 
gen, sowohl für chronische, als acute Patienten, resp. 
ihre Angehörigen, dadurch nicht blos leichter und sicherer ver 
ständlich, sondern auch noch billiger werden — obwohl in 
letzterer Beziehung auch bisher schon Wohl Niemand über uns 
sich zu beklagen gehabt hat. 
Wenn nun somit auf diese erstere direkte Weise den 
Kranken durch unsere Einrichtung brieflicher und besonderer 
Belehrung offenbar genützt wird und deshalb schon aus. die 
sem Grunde die von uns gebotene Gelegenheit zur Correspon- 
denz ein gewiß wichtiger Theil unseres gesammten physiatri 
schen Unternehmens ist, so wird dadurch aber auch indirect 
für den Leidenden gesorgt. Denn indem es nach und nach 
immer mehr bekannt werden wird, daß Kranke durch uns, 
tvie andere Naturärzte, den hülfreichsten und billigsten Rath 
auch aus und trotz der Ferne beziehen können, müssen und 
werden sich mehr und mehr auch die allo- und homöopathischen 
Aerzte zu arznei- und blutloserem, wie billigerem, Heilen und 
Handeln bestimmen lassen. 
Wenn übrigens allo- und homöopathische Aerzte von 
der Unthunlichkeit brieflich-ärztlicher Behandlungen sprechen, so 
ist dies wohl ihrem medicamentösen Verfahren gegenüber 
theoretisch, wie faktisch richtig, da Arzneistoffe und deren Ver 
ordnung in jedem Lande nur gewissen Personen — den da 
selbst habilirten und promovirten Aerzten — zu verabreichen 
zusteht und zur Diagnose nach der alten Heilkunde viele nur 
dem Auge des Arztes, nicht auch dem des Laien, erkennbare 
Symptome gehören. Aber ganz anders verhält es sich bei 
der Behandlung nach naturärztlichen Grundsätzen: Auch hier 
ist zwar die persönliche Anschauung außerordentlich viel kurzer 
und wirksamer, als die bei brieflichen Berichten — nament 
lich über chronische Uebel — dann doppelt nöthigen Ausein 
andersetzungen sein können; aber weil dem Naturarzte das 
Aeußere eines Körpers der Spiegel ist, durch den er sich 
das richtigste Bild vom Innern desselben Körpers zu machen 
vermag, so ist auch der Laie sehr wohl im Stande, die nöthigen 
Beschreibungen zu liefern, umgekehrt aber auch fähig, die er 
haltenen Belehrungen richtig und mit Verständniß anzuwen 
den, da sie auf der Anwendung von auch dem schlichtesten 
Verstände begreiflichen Naturgesetzen beruhen und eben wegen 
dieser ihrer Naturgemäßheit in ihrer Nützlichkeit sehr bald 
einleuchten, auch ohne große technische Fehler sich bald für - 
die Praxis erlernen und ausüben lassen. 
Die briefliche Belehrung eines Naturarzkes an einen Pa 
tienten ist nur wie ein Stück Therapie aus einem physiatri 
schen Lehrbuche, mit dem Unterschiede, daß der Correspondent- 
Naturarzt die Nachlese aus der Theorie für den Patienten 
übernimmt und, mit seinen Erfahrungen vermehrt, ihm sofort 
und direct zugänglich macht. Jeder rechtschaffene Naturarzt 
wird aber, trotz der durch ihn gebotenen stets möglichen Rath 
ertheilung, seinen Patienten gegenüber auf gründliche Beleh 
rung aus einem Lehrbuche dringen. Denn nur die geistige 
Selbstständigwerdung des Patienten garantirt dafür, daß er 
nicht blos momentan wieder körperlich gesund werde, son 
dern daß er es bleibe! 
Und' gerade dieser Richtung der Naturärzte wegen ist die 
briefliche Unterhaltung mit ihnen über Abweichungen des Kör 
perlebens so nützlich — nicht blos ungefährlich. Briefe 
aber, welche nicht diese humane Tendenz erkennen lassen, be 
trachte der Patient dagegen immerhin mit mißtrauischen Augen. 
Uebrigens werden wir auch fernerhin nur allgemein lehr 
reiche Fälle in der öffentlichen Krankencorrcspondenz und na 
türlich stets nur unter Genehmigung des betr. Patienten be 
sprechen, auch, wenn irgend thunlich, künftig nur abwechselnd 
ein Quartal um das andere diesen Artikel „öffentliche Kranken- 
correspondenz" in unserem Blatte führen. 
9. 
Endlich erwähnen wir vor der Hand noch des uns be 
züglich unserer „Novelle" zugegangenen Wunsches von deren 
Schluß und Abkürzung. Es ist uns natürlich gleich von 
vornherein bekannt gewesen, daß die Novellen-ForM für Be 
lehrungen, wie wir sie unseren Lesern darzureichen bemüht 
sind, nicht Allen und am wenigsten denen unter ihnen 
genügen kann, welche einer wissenschaftlichen Richtung ange 
hören und daher Gegenstände, welchen sie ihre Aufmerksamkeit 
widmen sollen, in einer der „Wissenschaft" angemessen-ernsten 
Form vorgetragen zu sehen wünschen. Indessen wir müssen 
auch, mit einem ja so verhältnismäßig stets kleinen Theil 
des Blattes, auf unsere freundlichen Leser und Leserinnen 
„nicht specifisch-wissenschaftlicher Art" Rücksicht nehmen und 
glauben bei diesen durch die in die Form der Erzählung ein 
gekleidete Belehrung oft mehr auszurichten, als mit eigent 
lichen „Leitartikeln". Wir vermögen deshalb die Novelle 
vor der Hand noch nicht zu schließen, erlauben uns vielmehr, 
darauf aufmerksam zu machen, daß in den nächsten Mitthei 
lungen derselben Manches enthalten sein wird, was nament 
lich untere gütigen Leserinnen interessiren dürfte, weil es 
das Leben des Frauenkörpers und die Grundsätze dar 
bietet, nach denen die Functionen desselben in gehöriger Ord 
nung zu erhalten und etwaige Störungen darin naturgemäß 
zu heben sind. 
Wir schließen hiermit vorläufig unsere „Rechtfertigungs 
sätze", sind aber jedem Leser dankbar, wenn er sich auch künf 
tig unverholen über die Haltung re. unseres Blattes gegen 
uns ausspricht und uns so Gelegenheit giebt, uns ebenso 
dagegen zu vertheidigen, als auch zu verbessern, wo es 
Noth thut. 
Zur Gesundheitspflege. 
Von W. Ketzl*). 
(Fortsetzung.) 
Kleidung. 
Die Kleidung hat einen doppelten Zweck, einmal gegen 
den Einfluß der Witterung (Kälte, Nässe, Hitze und starkes 
Sonnenlicht) zu schützen, dann den sittlichen, die Blöße des 
Körpers aus Schamgefühl zu verhüllen. Die Kleidung muß 
im Allgemeinen nach Klima, Jahreszeit, Witterung eingerichtet 
*) Anm. der Red. Jrrthümlich war S. 2ir der Vorname des 
Herrn Verfassers mit Hbezeichnet.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.