Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

(Dresden, Kaitzer Str. Nr. S.) 
Der „Naturarzt" erscheint jedes Quartal mit io Nummern L i Bogen; Preis jährlich 2 Thlr. oder 4 Fl. W. W.; Abonnement pränume 
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Einige Rechtfertigungssätze der Redaction, 
gegenüber verschiedenen, ihr zugekommenen Anfragen, 
Wünschen, Beschwerde^ und Vorwürfen. 
(Fortsetzung.) 
7. 
G. Wohl läge es uns am Herzen, die Freunde der 
Schroth'schen Heilmethode auch bereits hier auf den Werth 
des Sitzbades, der Douche und des kalten Klystieres 
ausführlicher hinzuweisen — Formen, welche wohl einige 
Schroth'sche Aerzte, aber im Ganzen doch nur erst wenige, zu 
schätzen und zu verwerthen wissen. Indeß da es uns bei ge 
genwärtigen Sätzen mehr darum zu thun sein muß, den hy- 
driatischen Freunden gegenüber die Empfehlung gewisser 
Schroth'scher Formen, und nicht umgekehrt, zu rechtfertigen, 
so ist hier nicht der Ort, auf die Sitzbäder, Douchen und die 
kalten Klystiere näher einzugehen. Wir dürfen uns aber der 
Hoffnung hingeben, daß alle Schrothianer, denen es mit uns 
um ein gegenseitiges Verständniß wahrhaft zu thun ist, die 
sonstigen, durch den Naturarzt und die hydriatische Literatur- 
gebotenen Gelegenheiten benutzen werden, sich mit diesen hy- 
driatischen Formen genauer bekannt zu machen und sie gele 
gentlich auch praktisch zu probiren. 
HL Dafür wollen wir heute noch einige Augenblicke bei 
den von beiden Schulen in primär-acuten Krankheitszuständen 
ziemlich gleichmäßig zur Anwendung gebrachten Formen stehen 
bleiben, da diese gerade die nahe Verwandtschaft beider Rich 
tungen und das geistige Band zur Anschauung bringen, wel 
ches die Bekenner beider umschlingt. Bei Fieber- und Ent 
zündungszuständen läßt sowohl der hydriatische, wie der diä 
tetische Arzt dem Walten der Körpernatur den freien Vor 
tritt; beide gewähren frische Luft, leichte Bedeckung, Durst 
stillung nach Bedürfniß des Kranken; beide hüten sich, die 
Selbstanstrengung des Körpers zum Sichheilen durch in ihn 
eingebrachte fremdartige oder ihm widerstrebende Dinge, seien 
es Arzneien oder Nahrungsmittel, zu vermindern und zu stö 
ren; beide vermeiden auch gleich gewissenhaft die Schwächung 
des kranken Organismus durch Blutberaubungen, durch 
schmerzhafte Hitzeformen, Pflaster, Glüheisen, Höllensteinbei- 
Mgen re. Beide suchen vielmehr bei vorhandener zu hoher 
Nervenexaltation und dem entsprechender starker Bluthitze 
durch mehr oder weniger oft gewechselte kühlende und beruhi 
gende Umschläge alleiy den gelinderen Erregungsgrad im 
Nerven- und Gefäßsysteme wiederherzustellen und zu erhalten, 
bei dem das Selbstwalten der Körperkraft am leichtesten sein 
Heilungsgeschäft vollbringen kann; beide sehen auch im Dar 
niederliegen dieses Vortheilhaften gelinden Erregungsgrades 
alleinige Veranlassung zu seiner Herbeischaffung mittels außer 
gewöhnlicher, immerhin aber noch einfacher Naturreize, wobei 
nur insofern eine verschiedene Wegeinschlagung sich kundgiebt, 
als die Prießnitzianer mehr der Kälte-Reize, die Schrothianer 
mehr der Hitze-Reize zur Erreichung des nöthigen Neuauf- 
lebens im Nerven- und Gefäß-Systeme sich bedienen —- eine 
Verschiedenheit, welche aber weniger principiell, als durch die 
Verschiedenartigkeit der Individualitäten und oft auch nur der 
äußeren Umstünde bedingt, aufgefaßt werden sollte. 
Man hat den Schrothianern öfters zum Vorwurf ge 
macht, daß sie die doch durchaus nichts specifisch Schroth'sches 
darbietenden Wasseranwendungsformen, deren sie sich in acu 
ten Zuständen bedienen,' diätetische (Schroth'sche- und 
nicht hydriatische Mittel nennen und so dazu beitrügen, die 
Unkundigen glauben zu machen, diese Formen seien Erfindun 
gen und Vorzüge nur der Schroth'schen Schule, während sie 
offenbar Prießnitz ihre systematische Einführung verdanken. 
Dieser Vorwurf aber, wenn, er auch einigen Grund hätte, 
muß verschwinden unter der Bedingung und deswegen, weil 
und wenn die Schrothianer, ebenso gut als die Prießnitzianer, 
damit zu nützen, die Gefahr der acuten Krankheiten in Wohl 
thaten umzuwandeln wissen. Und das ist doch die Haupt 
sache, daß diese Formen in diesen, wie jenen Händen nützen; 
dieserThatsache gegenüber erscheint der Streit über die Urhe 
berschaft und Benennungs-Pflicht irrelevant. Nenne man die 
in acuten Krankheiten geeigneten Formen schlechtweg künftig 
hydro-diätetische, und allem Streit und Haß ist ein 
Ende gemacht! 
Uns ist nun wenigstens an endlicher Schlichtung dieses 
Streites so ernstlich und so viel gelegen, daß wir uns schließ 
lich entschieden solchen Angriffen auf Sch roth, wie sie sich lei 
der hie und da noch in hydriatischen Schriften finden, mit 
entgegenstellen müssen. Schroth hat unbestritten große Ver 
dienste nicht blos direct — durch seine Entdeckungen und durch 
die Konsequenz, mit der er sie allen Verfolgungen zum Trotz 
durchführte — um die Heilkunde im Allgemeinen, sondern auch 
indirect und speciell um die Wasserheilkunde sich erworben. 
Er hat, allerdings wohl mehr ohne, als mit ausdrücklicher 
Absicht, eine ebenso wichtige Veranlassung zur Läuterung und 
Vervollkommnung der Hydrotherapie gegeben, als Rausse,
	        
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