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gesetzt, wobei der Leibumfang bis auf 30 Zoll abnahm; nach
dieser Zeit vertauschte ich die Abendwickelung mit einem Sitz
bade von 16" R. und einer Viertelstunde Dauer, aber all-
mäliger Steigung bis auf eine Stunde Dauer. Allmälig nahm
nun der Leibumfang ab und der Kräftezustand zu, bei auch
fleißiger Bewegung in der freien Luft, und in der 9. Woche
verließ Patient die Anstalt, mit einem Leibumfange von 27
Zoll, trug zu Hause noch einige Wochen, neben der Morgen
waschung des ganzen Körpers, die erregenden Umschläge um
den Unterleib, und begann wiederum seine landwirthschaft-
lichen Arbeiten zu verrichten. Seit dieser Zeit erfreute er
sich einer sehr dauerhaften und guten Gesundheit, so daß wir
denselben bei einem jüngst erhaltenen Besuche kaum mehr zu
erkennen und bei der nochmals vorgenommenen Untersuchung
auch nicht die geringste Abnormität irgendwo aufzufinden ver
mochten.
Schließlich bemerke ich, daß ich die Ursache dieser Leber
vergrößerung und die daher kommende ödematöse Anschwel
lung des Unterleibes in einer, schon seit mehreren Jahren
dagewesenen und nach jedem Erscheinen schnell wider zurück
getriebenen Urticaria (Nesselfieber) als in einer Metastase auf
die Leber suchen zu müssen glaube, was mir auch Patient
sowohl, als hauptsächlich die Eltern bejahten und erklärten,
daß er allerdings sehr viel mit einem solchen Ausschlage ge
plagt gewesen sei.
Aus dem hydro-diätetischen Verein zu Dresden.
(Sechste, in Nr. 279 der vorjährigen „Dresdner Nachrichten"
veröffentlichte Ansprache an das Publikum*).)
Die Natur heilt, — der Arzt hat nur für die Möglichkeit
dieser Selbstheilung zu sorgen!
(Natura sanat — medicus curat.)
Unter den Artikeln, mit denen wir bisher die Aufmerk
samkeit des Publikums auf die Naturheilkunde, resp. Wasser
heilmethode, mehr und mehr hinzulenken bemüht gewesen find,
(s. S. 8, 31, 44, 91 und 121 gegenw. Zeitschrift) wird der
Artikel IV. unter dem Titel: „das Wasser, ein Heil
mittel in allen Krankheiten — bei Denjenigen, welche
für diese Angelegenheit Theilnahme empfinden, also vorzüg
lich bei Kranken und — wir hoffen es — auch bei Aerzten
das meiste Interesse, aber auch den meisten Widerspruch ge
funden haben.
Wir halten es daher für angemessen, von jener Behaup
tung ausgehend, unseren weiteren Weg zu verfolgen, und den
Nachweis zu liefern, warum das Wasser als ein Heilmittel
in allen Krankheiten gelten könne und müsse; wir wählen
*) Wir lassen, ehe wir zu den eigentlichen Vorträgen des Ver
eins übergehen, auch diese sechste seiner Ansprachen an das Publikum
hier folgen, damit der Gang, den der Verein genommen hat, unseren
geehrten Lesern ganz bekannt und vielleicht hie und da die Absicht da
durch angeregt wird, es ebenso zu machen, was wir nur empfehlen
können, da der hiesige hydro-diätetische Verein sich im vorigen Winter
einer von Versammlung zu Versammlung wachsenden Theilnahme zu
rrsreuen hatte, seine Thätigkeit also eine praktisch richtige sein muß.
aber^ diesen Nachweis auch um so lieber als Grundlage für
unsere ferneren Bestrebungen dem geehrten Publikum gegen
über, als er uns gleichzeitig das Mittel und die Gelegenheit
giebt, nicht blos die erfahrungsmäßigen und jetzt bereits wis
senschaftlich zu nennenden Fundamentalsätze der Wasser-, resp.
Naturheilkunde überhaupt vorzuführen, sondern auch den Weg
zu bezeichnen, durch dessen Betretung sich Jedermann für eigene
richtige Behandlung von Krankheiten an sich, an den Seini-
gen, wie an seinen Mitmenschen im Allgemeinen befähigen
kann. Denn das ist eine der Hauptaufgaben unseres Ver
eines, zu zeigen, wie der gütige Schöpfer sein größtes irdi
sches Wunderwerk — den Menschenkörper —• nicht so man
gelhaft ausgestattet hat, daß es, außerhalb seiner selbst, immer
und ewig einen Regulator — einen Arzt — zur Ausglei
chung eingetretener Unordnungen seiner Maschinerie oder Le
bensvorgänge bedürfte, daß Er vielmehr dieses sein Meister
stück der Güte, Weisheit und Kunst mit Einrichtungen ver
sehen hat, welche diesem die Selbstausgleichung der etwaigen
Abweichungen vom Normalgange vollständig ermöglichen, vor
ausgesetzt, daß der Besitzer des Wunderwerkes, der Mensch,
nicht durch Unkenntniß und Thorheiten die Selbstheilung er
schwert oder unmöglich macht, vielmehr weiß (weil er es wis
sen kann), was zur Erhaltung der Gesundheit und zu ihrer
Wiedererlangung, wenn sie verloren gegangen, gehört.
(£ i Wir werden daher nach und nach zu zeigen versuchen,
erstlich, welches die naturgesetzlichen Einrichtungen und Be
dingungen der Selbstheilung unserer Körpernatur sind, wobei
wir vor allem auf den Instinkt, diese untrügliche Stimme
bei allen Selbstheilungsversuchen unseres Körpers hinzuweisen,
dann aber die unter den Namen der Entzündung und des
Fiebers bekannten Erscheinungen näher zu betrachten geden
ken, welche als die hauptsächlichsten äußerlich wahrnehm
baren Formen und Factoren der Naturheilungs-Bestrebungen
kennen und schätzen zu lernen find. Diese Betrachtung der
Begriffe „Entzündung" und „Fieber" giebt uns zugleich Ge
legenheit, die beiden Haupt-Arten aller sogenannter Krankhei
ten, die acuten und die chronischen, mit ihren Hauptgat
tungen auf jeder Seite, in's Auge zu fassen und in den
acuten Krankheitsformen die Heilungsbestrebungen unseres
Körpers mit den Bedingungen der Heilungsvollführung, in
den chronischen aber die ohne das Vorhandensein der Be
dingungen des Gelingens vor sich gehenden Heilungsbestrebun
gen zu finden.
Ohne die klare Erkenntniß des fraglichen Fundamental
satzes aller Krankheitsbeurtheilung und menschlicher Heilungs
bestrebungen ist eine gesicherte Einwirkung auf den kranken
Körper nicht möglich, denn es fehlt ihr dann an den natur
gesetzlichen Ausgangspunkten dazu. Wer die Wahrheit: „daß
die Natur selbst und nur sie allein das heilende
Princip ist, nicht vollständig erfaßt hat, ist nun und nim
mermehr im Stande, eine Krankheit und ihre Leitung richtig
zu beurtheilen, und deshalb muß und wird es unser erstes
Bestreben sein, gerade dieser Wahrheit vor Allem Eingang
bei unseren Lesern und Zuhörern zu verschaffen. Wenn wir
dies aber erreicht haben werden, wenn die Theilnehmer an
den von nun an (während Winters) in unserem Vereine be
absichtigten öffentlichen Vorträgen von der Richtigkeit der
allerdings schon alten (hippokratischen), aber immer wieder
aus den Augen gelassenen Wahrheit überzeugt und durch
drungen sein werden, wenn sie auch das Verständniß der Art
und Weise, in welcher die Natur ihr Heilungswerk anstrebt
und vollführt in sich aufgenommen, mithin den Charakter der