Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

Herausgegeben von Dr. W. Meinert. 
(Dresden, KaiHer SLr. Nr. 5.) 
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Zur Gesundheitspflege. 
Von W. Keil. 
(Schluß aus Nr. 14—17.) 
Der Tabak. 
Ein Genußmittel, welches im Laufe der Zeiten eine 
ungeheure Verbreitung gefunden hat, dessen Gebrauch den 
meisten Männern, in manchen Ländern aber auch vielen 
Frauen, ein Bedürfniß geworden ist, ist der Tabak. Der 
Tabak ist eine giftige Pflanze, die in die Klasse der Nacht 
schatten gehört. Von einem Nutzen des Tabakgebrauches kann 
keine Rede sein, sondern nur von Nachtheilen. 
Der Tabak enthält ein bedeutendes Gift, welches den 
Namen Nicotin führt, und zwar siyd durchschnittlich 5 Pro 
cent davon im Tabak enthalten. Die Wirkungen dieses Gif 
tes zeigen sich stets denen, welche die ersten Rauchversuche un 
ternehmen. Es bewirkt Uebelkeit, Erbrechen, auch Durchfall 
und zwar schon in sehr geringer Menge; denn verhältniß- 
mäßig kommt sehr wenig von diesem Gifte durch den Spei 
chel in den Magen, da durch den Tabaksrauch die Speichel 
drüsen zur stärkeren Absonderung von Speichel gereizt wer 
den, welcher dann gewöhnlich ausgeworfen und dadurch zu 
gleich ein großer Theil des Giftes entfernt wird. Andern 
falls müßte jeder Raucher, der eine Cigarre raucht, dadurch 
vergiftet werden; denn eine solche, die etwa 100 Gran wiegt, 
enthält die bedeutende Menge von 5 Gran Nicotin. Der 
Mensch gewöhnt sich nach und nach an die stärksten Gifte, soz.B., 
wie die Erfahrungen der neueren Zeit gelehrt haben, an ziem 
liche Mengen Arsenik, der wirklich in den Magen gebracht 
wird, an große Portionen Opium, wie die Opiumefler des 
Morgenlandes, warum nicht auch an Nicotin? Und dies 
geschieht in der That. Es giebt Raucher, welche die Pfeife 
nur ausgehen lassen ^ um zu essen, oder zu schlafen; es giebt 
starke Schnupfer, welche alle Augenblicke nach der Dose grei 
fen, es giebt Tabakkauer, die sehr viel ihres vergifteten Spei 
chels verschlucken und dennoch gesund bleiben und alt werden. 
Muß man zugestehen, daß der Tabaksgenuß in unendlich vie 
len Fällen keinen Schaden bringt, so ist es doch ebenso wahr, 
daß er nicht den geringsten Vortheil gewährt, kaum den, sich 
die Grillen zu vertreiben, dagegen dennoch vielfach schaden 
kann und wirklich schadet. Abgesehen von der Wirkung des 
Tabaksgiftes, überreizt der Tabaksrauch die Schleimhaut der 
Mundhöhle und der Speicheldrüsen, schwärzt und verdirbt die 
Zähne, stört gar häufig die Verdauung, und es steht erfah 
rungsgemäß fest, daß mancher Magenkranke erst genaß, sobald 
er das Rauchen unterließ*). Das Schnupfen überreizt die 
Schleimhaut der Nase, welcher Reiz sich bis in die Augen 
fortsetzt, wie denn viele starke Schnupfer thränende, geröthete 
Augen haben, und weit entfernt, entzündete Augen durch 
Schnupfen zu heilen, wie man oft wähnt, wird die Entzün 
dung eher dadurch (wie auch durch's Rauchen) unterhalten. 
Zu alledem kommt, daß der Tabak, vorzüglich der Schnupf 
tabak, durch die mancherlei Zusätze, Beizen und Bearbeitungen, 
die er erfährt, noch schädlicher wird. Ueberhaupt aber ist der 
Tabaksgenuß, vorzüglich das Schnupfen und vollends das 
Kaum, etwas höchst Unliebenswürdiges, Schmutziges und — 
sehr Kostspieliges. Ein alter Raucher und Schnupfer wird 
sich seine Gewohnheit schwerlich abgewöhnen, aber den jun 
gen Leuten ist es so freundlich, wie ernstlich zu rathen, sie 
gar nicht anzunehmen. 
*) Sinnt, der Red. Hinzufügen müssen wir noch, daß in allen 
mit Congestionen nach Hals und Kops verbundenen chronischen Krank 
heiten die fortgesetzte Gewohnheit des Rauchens jede Kur außerordent 
lich erschwert und in die Länge zieht, ja oft ganz unmöglich macht. 
Es sollte daher in Naturheilanstalten solchen mit Congestionsleideu be 
hafteten Patienten das Rauchen unbedingt untersagt sein. Auch Lun 
gen« und Herzleidende werden ihre Uebel durch das Rauchen nur stet« 
schlimmer und schmerzhafter gestalten- So lange solche, sowie die von 
Congestionen Afficirten, es daher noch nicht ganz zu lassen vermögen, 
sollten wenigstens nur halbe Cigarren auf einmal und dre verschiedenen 
Halsten nur in Zwischenpausen von mehreren Stunden geraucht werden-
	        
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