Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

gen entsprechen, sondern auch die Art und Weise des Genus 
ses muß so sein, daß sie gehörig verdaut werden können. 
Für diesen letzteren Umstand ist es durchaus nicht gleichgiltig, 
wie und wann die Speisen genossen werden. 
Nahrungszeit. 
Die dem Menschen täglich nöthige Menge von Nahrung 
wird naturgemäß auf verschiedene Tageszeiten vertheilt. Die 
hergebrachte Einhaltung dreier Mahlzeiten ist nicht zufällig, 
sondern hängt vielmehr mit der täglichen Erhebung und Sen 
kung der Lebenserscheinungen zusammen. Das tägliche Leben 
theilt sich in Wachen und Schlaf. Nach genossener Nachtruhe 
am Morgen ist das Bedürfniß des Körpers am kleinsten, 
vom Morgen ab erhebt sich die Lebens- und Verdauungsthä 
tigkeit bis zur Mitte des Tages, wo sie am größten, und reg 
sten erscheint. Daher fällt mit Recht die Hauptmahlzeit, das 
Genießen der festesten, reizendsten Speisen auf den Mit 
tag, während die Mahlzeit am Morgen und am Abend 
aus leichten, verdaulichen Dingen und in einer geringeren 
Menge von Speisen besteht. Gegen eine volle Mahlzeit am 
frühen Morgen sträubt sich gewissermaßen der Magen, und 
eine solche am späten Abend beunruhigt den Schlaf. Das 
Hungergefühl am Morgen tritt erst einige Zeit nach dem Er 
wachen ein, erst dann, wenn die thierischen Verrichtun 
gen des Körpers wieder in voller Thätigkeit find, regt sich 
der Appetit. Hat der Magen Speise eingenommen, so ist 
nach 3 4 Stunden seine Verdauungsarbeit vollendet, die im 
Magen zersetzten Speisen ge-hen in den Dünndarm über, um 
dort weitere Veränderungen zu erfahren, während der Magen 
einiger Zeit der Ruhe bedarf, ehe er zur erneuten Aufnahme 
von Nahrungsmitteln geschickt ist. 
Nicht eher darf daher eine solche stattfinden und ein 
Zeitraum von 6 Stunden zwischen den Mahlzeiten ist nöthig, 
ehe erneutes Hungergefühl entsteht. Sind die Verdauungs 
kräfte durch das leichtere Frühstück gegen den Mittag hin voll 
ständig entfaltet, dann folgt die Hauptmahlzeit, welche nahr 
haftere und schwerer verdauliche Speisen enthält. Nach wei 
teren 6 Stunden folgt endlich die Abendmahlzeit, dem Früh 
stück ähnlich, doch etwas kräftiger, als dieses, für den länge 
ren Zeitraum bis zum anderen Morgen. Gewohnheit und 
Umstände lassen von dieser Norm in unbedeutenden Stücken 
abweichen. Man pflegt ein flüssiges erstes Frühstück (Kaffee, 
leichte Suppe") nach 3 Stunden ein zweites aus festerer Nah 
rung (Brot und Fett oder andere leichte verdauliche Speisen) 
nach wieder 3 — 4 Stunden die Hauptmahlzeit, dann wohl 
ein Halbabendbrot, dem Frühstück ähnlich, und endlich um 7 
oder 8 Uhr Abends die Abendmahlzeit zu sich zu nehmen. 
Diese Art ist besonders gebräuchlich und zweckmäßig bei Leu 
ten, welche ihre Körperkräfte bedeutender anstrengen müssen. 
Wollen wir hiernach als Beispiel eine Richtschnur für 
die tägliche Einnahme von Nahrung aufstellen, so könnte es 
folgende sein: des Morgens * Stunde nach dem Aufstehen 
eine leichte Suppe oder Milch, zwei Stunden später als eigent 
liches Frühstück: Brot mit Fett oder Butter, oder Käse, oder 
Obst. Mittags die Hauptmahlzeit: Fletsch*), Fisch, Ei, 
*) Wir vermögen uns nur bedingungsweise mit der Fleischkost, 
als nahrhaftester, wie mit jeder anderen sehr stickstoffreichen, einzuver- 
fftehen, nämlich nur dann, wenn das betr. Individuum erstlich eine 
gesunde, d. h. ebenso für Ausscheidung als Einathmung fähige Haut 
besitzt und zweitens sich entsprechend körperlich ausarbeitet. Ohne 
diese Voraussetzungen halten wir die Fleischnahrung für äußerst nach- 
Hülsenfrüchte, Gemüse, Kartoffeln. Zum Halbabendbrot wie 
zum Frühstück; Abends Suppe, Milch, Brot, Fett, Butjer, 
Käse, wenig Fleisch. 
Die Verdauung der Speisen beginnt schon im Munde. 
Die Zähne müssen den eingenommenen Bissen zermalmen, und 
mit Hilfe des Mundspeichels in Brei verwandeln. Nach die 
ser Vorbereitung, gewissermaßen Vordauung, wird er freut 
Magen zur eigentlichen Verdauung überliefert. Das gehörige 
Kauen der Speisen ist eine wichtige Sache, denn nicht hin 
länglich zerkleinerte, mit Speichel vermischte und ausgeweichte 
Speisen find schwerer verdaulich. Dem Magen wird bei 
Mangel ordentlichen Kauens eine Arbeit aufgebürdet, die ihm 
gar nicht gebührt. Welche wichtige Verrichtung daher die 
Zähne haben, geht hieraus sattsam hervor, ebenso wie bei 
vernachlässigtem Kauen und schadhaften Zähnen Magenkrank 
heiten in Folge der Ueberanftrengung dieses Organes entstehen 
müssen. Aber auch umgekehrt stammen von Krankheiten des 
Magens schlechte Zähne, also eines beeinträchtigt das andere. 
Um sich güte Zähne zu erhalten, muß man auf ihre 
öftere Reinigung und auf Reinigung des Mundes überhaupt 
Bedacht nehmen. Dazu gehören weder künstliche Zahnpulver, 
noch andere angepriesene Mittel, im Gegentheil. Man spüle 
sich alle Morgen und womöglich nach jeder Mahlzeit den 
Mund sorgfältig mit reinem Wasser aus, reibe des Morgens*) 
die Zähne mit dem Finger ab, sorge, daß keine Speisereste, 
z. B. Fleischfasern zwischen ihnen hängen bleiben, esse nicht 
zu heiß, und nehme nach dem Genusse warmer Speisen nicht 
sogleich kaltes Wasser in den Mund. Kaffee- und Theetrin 
ker, welche gewohnt find, diese Getränke heiß zu genießen, 
haben gewöhnlich schlechte Zähne. Der Genuß sehr heißer 
Speisen und Getränke ist überhaupt nicht allein den Zähnen, 
sondern der Verdauung im Allgemeinen schädlich. Sie er 
hitzen unnützer Weise den Magen, erschlaffen ihn, bewirken 
Blutandrang nach seinen Häuten und üben selbst auf den 
Darm eine erschlaffende, daher verstopfende Wirkung aus. 
Verdorbene Speisen. 
Noch ist ein Wort über den Nachtheil verdorbener 
Nahrungsmittel anzufügen, namentlich über das Fleisch 
kranker Thiere Zuvörderst sind es die verschiedenen Arten 
Bandwürmer, welche neuerdings die Aufmerksamkeit wieder 
sehr in Anspruch genommen haben. 
Die Finnen im Schweinefleisch, welche sich daselbst 
nicht selten in Form linsen- bis erbsengroßer Blasen und 
Knoten zeigen, welche beim Kochen des Fleisches aufquellen 
und sich da noch mehr bemerkbar machen, find nichts, als 
Bandwurmbrut und für die Gesundheit durchaus unschädlich, 
sobald das Fleisch gekocht genossen wird, denn durch die 
Siedhitze werden diese Würmer getödtet. Wird das Fleisch 
aber roh verwendet, wie bei der Fabrikation von Würsten, 
welche schwach geräuchert verspeist werden, so ist ein Einbrin 
gen von Bandwurmbrut in den Leib des Genießenden außer 
ordentlich leicht möglich. Das gehackte Fleisch, welches häufig 
vom Fleischer entnommen wird, um es im Hause zu Speisen 
zu verwenden, ist nicht selten verdächtig und bei Behandlung 
thrilig, weil sie eine Blutfülle erzeugt, die keine gehörige Verbrennung 
und Verwendung findet und daher der Grund zu vielfachen Leiden, 
namentlich der sogen, chronischen Catarrhe, resp Hämorrhoidalleiden, 
- Congestionszustände re. werden muß Die Red 
**) Noch viel wichtiger ist gewiß diese- Reinigung des Abends 
vor Bettgehen. Die Red.
	        
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