Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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Verantw. Redakteur und Verleger: I)r. Meinert. 
Druck von Liepsch & Reichardt in Dresden. 
bergaufsteigenden Bertha die Mühe, die ihr offenbar die un 
gewohnte Anstrengung verursachte, vergessen zu machen. End 
lich war man auf der Höhe angelangt .und nahe vor den 
Wanderern lag das Grenzdörfchen Neuwiesa, und das neue 
Kirchlein glänzte ihnen gar freundlich im Sonnenscheine ent 
gegen. Aber der Wind war aus der Höhe noch viel heftiger, 
als an der Berglehne, und Bertha mußte ihre Schritte be 
schleunigen und auch fester in ihren Mantel sich einhüllen, 
um dem Frostgefühl zu begegnen, das sie kurz nach dem Er 
reichen der Höhe an sich wahrnahm. Herr Augustin hatte, 
als Bertha so wacker den Berg hinaufzusteigen begonnen, den 
Wagen nach Mölsitz zurückgeschickt, und so mußte man jetzt 
trotz Wind und Frösteln, den Weg bis zur Neuwieser Kirche 
vollends zu Fuß zurücklegen. So kurz nun dieser Weg noch 
war, so kam er doch Bertha peinlich lang vor, und Hitzegefühl 
fing bei ihr an mit Kälteempfindung zu wechseln. 
Endlich war die Kirche zwar erreicht, aber da es zu 
spät geworden, um erst noch in die Schulmeisterwohnung ein 
zutreten — wie Bertha, ihrer Erschöpfung und Beklommen 
heit gegenüber, gern gethan hätte, und wie auch ein Unbe 
kannter, der sich aus dem letzten Theile des Weges ihnen 
theilnehmend angeschlossen, dringend angerathen hatte —, man 
ixn Gegentheile hörte, daß der Pastor den Beginn der Pre 
digt nur der Auguflin'schen Familie wegsn noch verzögert 
habe, mußte der den Augustin's in der Kirche reservirte Pa 
rade-Ehrensitz sofort ausgesucht werden, und die Predigt nahm 
ihren Ansang. (Forts, folgt.) 
Briefkasten. 
Herrn Klkp in Fr. Die Jnlage richtig und dankend erhalten 
Herrn Nr. O. in M. Das gewünschte Exemplar der Statuten 
hiesigen hydro-diätetischen Vereines ging in Kreuzband an Sie ab; 
wir freuen uns Ihres Vorhabens und wünschen, recht bald von einem 
günstigen Resultate zu hören. Was die H 'sehe Eß-Methode anlangt, 
so geben wir darauf nicht viel, wie auf alle specifische Anwendnngs- 
formen, deren Wirkungen' sich nicht als auf Naturgesetzen beruhend 
nachweisen lassen. Darüber nächstens mehr und allgemeiner. 
Herrn Kpl. E. in L. Ihre Nachschrift kam zu spät an; Sie wer 
den inzwischen unsere ausführliche Beantwortung des ersten Schreibens 
erhalten haben. 
Herrn Dolgonok in W. Gegen die von Ihnen jetzt zur Anwen 
dung gebrachten Ableitungs-, resp. Beruhigungöformen ist nichts ein 
zuwenden; dagegen ist Ihre Diät keine dieses Verfahren ganz unter 
stützende ; noch weniger ist der wirkliche, dauernde Nutzen einer.Laut, 
einzusehen. Ihre Zuschrift belehrt uns übrigens, daß die in unserem 
letzten Briefe ausgesprochene Vermuthung eine völlig begründete 
ist und daß alle Erscheinungen bei Ihnen sich mehr oder weniger als 
Nachfolgen der, wenn wir recht zählen, sechsmaligen S.-Krankheit und 
ihrer wahrscheinlichen Unterdrückungs-Behandlungen darstellen Wie Sie 
diese Ereignisse in Ihrem ersten Berichte gänzlich mit Stillschweigen zu 
übergehen vermochten, absichtlich oder unabsichtlich, ist schwer zu be 
greifen. Wenn Sie im Br.-B. zu W. und in St. R ebenso gegen 
die Direction gehandelt, so erklärt sich freilich ein Theil der dortigen 
meist irrigen Behandlung. — Ihren Krankenbericht können wir nun 
mehr, in der bisher vorliegenden Form, als nicht wahrheitsgetreu, 
schwerlich gebrauchen und bedauern dies um so mehr, als er manches 
recht Jnstructive, wenn auch von der negativen Seite, fttr die All 
gemeinheit daran zu knüpfen Veranlassung gegeben hätte; die betr. 
Nachträge darin zu machen, vermögen wir, mancher noch fehlender 
Zeitangaben wegen, nicht füglich allein vorzunehmen, und ch wird 
wohl nichts übrig bleiben, als daß der Bericht seiner Zeit an Sre Be 
hufs dieser Umarbeitung zurückgeht. 
Herrn Unkbld jr in H. Neben der Ihnen schon empfohlenen 
besseren Abend-Diät werden nächtliche, dicke, feuchte Emschläge der 
leidenden Körpertheile am Orte sein, gut verpackt mit trockenen Tü 
chern oder Wollstoff, dergestalt, daß die sich an der feucht eingepackten 
Stelle bildende feuchte Wärme die ganze Nacht über anhält und kerne 
Luft dazu treten kann. Gehörige Dicke des zu feuchtenden Leinzeuges 
und dichte trockene Verpackung sind also Hauptmomente für die Wirk 
samkeit solcher Heilsormen. Am Morgen folgt dann Abwaschung, 
zuerst der eingepackt gewesenen Körpertheile, dann des ganzen übrigen 
Körpers. Beobachten Sie aber dabei die Vorsicht, den Unterkörper und 
die Arme (auch allenfalls Rücken) mit kühlerem, den Oberkörper 
(besonders den Kopf) mit lauwarmem Wasser zu waschen und, wenn 
irgend möglich, sofort nach der Waschung einen Spaziergang zu ma 
chen, kann dies aber nicht geschehen, wenigstens durch einige zimmer 
gymnastische Bewegungen die Blutcirculation schnell in den gehörigen 
Gang zu bringen Da das Hüftgelenk sich nicht füglich allein mit 
feuchter Einpackung versehen läßt, so werden Sie gut thun, den gan 
zen Unterkörper auf einmal in einen Gesammteinschlag zu bringen, 
der mit. 2 feuchten Bett-Tüchern (soweit als nöthig überfaltet und, 
mit den Enden vorn übereinander gelegt) zu bilden ist. Die leidende 
Hüftgegend, wie das ganze rechte Bein und Wade, könnten also dabei 
4-, resp. 8 fach zur feuchten Bedeckung gelangen, und dies würde aus 
reichen, um es nicht zu zu starker Hitze-Emwickelung während Nacht 
kommen zu lassen; träte diese aber doch ein und würde Ihnen lästig, 
so müssen Sie sich auch in der Nacht diesfalls auspacken und am 
besten den ganzen eingepackt gewesenen Unterleib abwaschen, wenigstens 
aber trocken frottiren. Die feuchte Einpackung geschähe vann inner 
halb einer wollenen Decke — Während der etwa 4 — 6 wöchentlichen 
Dauer dieser nächtl Einschlagungen rc wird es gut sein, damit sich 
der Rheumatismus nicht so leicht wieder im Kopfe einfindet, den Kopf 
während Nacht etwas bedeckt zu tragen, des Morgens aber ihn dann 
desto gründlicher mit zu waschen, wiewohl — wie gesagt — immer 
ca. 5 — 6 0 wärmer, als den Unterleib. Bei Rückenschmerzen wird 
außer dem Unterleibseinschlag auch ein Rumpfeinschlag derselben Art 
hinzugefügt. — Sonnenbäder, jetzt während des Sommers ge 
braucht — wobei der ganze Körper, mit Ausnahme des Kopfes (den 
man mit einem Handtuche < bedeckt) nackt der Einwirkung der Sonne 
an einem gegen Luftzug geschützten Orte, am besten in der Mittags 
zeit, aussetzt und dann Abwaschung bez- Bad darauf folgen läßt, wer 
den die Kur vollenden und Sie bis zum Herbst ziemlich ganz frei 
vvn Ihrem Plagegeiste machen. Kommt er aber später doch^von Zeit 
zu Zeit (in Folge Ihrer Lebensweise) wieder, so wissen Sie dann, 
wie Sie sich allemal zu helfen haben 
Herrn Mühlenbes. H. in Gr.-K. Für Ihren Bericht unseren 
Dank; es ist Ihnen gewiß recht, wenn wir gelegentlich Gebrauch da 
von machen. 
Wie lauge man bei Hitzestadium in irgend einer Fieberkrankheit 
kühlend zu verfahren habe, weist am besten das Thermometer nach, 
wenn Sie es dem Patienten von Zeit zu Zeit im Munde unter der 
Zunge anlegen und den Mund dabei schließen lassen. Steigt das 
Th. nicht über über die gewöhnliche Blutwärme der betr. Person, 
die mau freilich von früher her kennen muß, (oder durchschnittlich nicht 
viel über 30" R ), so ist wenig Kühlung nöthig; je mehr die Scala 
darüber zeigt, desto intensiver sind die Hitze-Entziehungen nöthig, 
auch der. Instinkt des Patienten, nämlich sein Ruhigliegenbleiben in 
einer Einschlagung, zeigt das Nichtige im Maße an- Bergt. Sie übri 
gens den Aufs. S. 87 des „N.^A^ 
Herrn I)r. H. im Mhlb.zu B. a. R. Dank für Ihre Brochure und 
die Bitte, sich mit uns in mehreren freundlichen Verkehr zu setzen. Unse 
ren ergebensten Empfehl auch an die werthen Ihrigen, deren Freund 
lichkeit bei dem Besuch im vor. I. uns'in dankbarer Erinnerung ist. 
Herrn R. St i- Kl. b. Br. Den Betrag von 5 Fl. quittirend, 
bemerken wir, daß Ihrem Wunsche ehemöglichst Folge geleistet werden soll. 
NB. Die Ausgabe der Nr. 16 erfolgt erst in der vollen Woche nach dem Pfingstseste-
	        
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