Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

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sirte sich .noch für diese KurarL der Schwager des Förster, 
der Medico-Chiruch, Königl. Assistenz-Arzt Hahm iy Friedeberg 
am Queis. Er hat seine Mutter und Schwester nach Schroth 
mit wesentlichem Erfolg behandelt. Nicht so glücklich war 
Hahm bei der Frau eines Grenzbeamten, welche am Gebär 
mutterkrebs litt und von Hahm in gleicher Weise behandelt 
wurde, jedoch ohne allen Erfolg, was ich gleich voraussagte, 
weil die Kur nicht mit Energie durchgeführt wurde. Jetzt 
hat Herr Hahm in seinem Hause 3 Zimmer für aufzunehmende 
Kranke eingerichtet, darin auch 3 Frauen und 1 Mann zur 
Behandlung nach Schroth. Der Mann hat den Salzfluß, 
wird wechselsweise durch Einhüllungen und Dampfbäder be 
handelt und wird gesund (er ist nämlich noch in der Be 
handlung). 
Der böhmische Arzt Czelisko in Neustadt! behandelte vor 
mehreren Jahren eine schwangere Frau in Querbach, welche 
den Rücken voller Knoten und Beulen hatte: Czelisko wandte 
nasse Umschläge unter dem Vorgeben an: er müsse suchen, das 
Uebel an der Haut zu erhalten, damit nicht etwa beim Ein 
dringen in den Körper edlere Theile ergriffen werden. Die 
Frau wurde ganz gesund. 
Zu derselben Zeit hatte ein Fuhrmann ungewöhnlich viel 
Schnaps getrunken, war vom mit Holz beladenen Wagen ge 
fallen und dieser ihm über die Brust gegangen. Czelisko war 
an dem Abende, wo der Mann nach Querbach zu Hause ge 
bracht wurde, gerade anwesend im Orte und wurde zu Rathe 
gezogen. Er ließ dem ganz bewußtlosen, anscheinend todten 
Mann so viel kaltes Wasser in den Mund gießen, als er zu 
schlucken vermochte, und damit sollten die Seinigen fortfahren, 
bis man ihm früh von dem Manne Nachricht geben konnte. 
Czelisko kam und fand den Mann spiritusfrei, glaubte aber, 
daß die Lungen verletzt wären. Er wurde in naßkalte Tücher 
eingepackt, und war in 3 Wochen gesund. Er war im In 
nern unverletzt. 
- Ein Holzfuhrmann hatte sein Pferd beim Bergauffahren 
so maltraitirt, daß das Pferd beim Hintenausschlagen ihm 
das Gesicht gräßlich zurichtete. Zufällig kommt der Medico- 
Chirurg Stahe des Weges geritten, läßt den Mann nach 
Querbach zu Hause schaffen, und heilte das Gesicht, wie den 
zerschlagenen Nasenknochen durch Wasser-Umschläge so gut, daß 
man nach 5 Wochen weder Narbe, noch sonst Spuren davon 
wahrnehmen konnte. 
Ein gichtkranker Lehrer war durch den Arzt (wahrschein 
lich mittelst Blasenpflaster) behandelt werden; eine Folge davon 
war, daß sich Schwerharnen einstellte, so zwar, daß über dem 
Abfluß manchmal \ Stunde Zeit verging. Cantor Förster 
rieth seinem Freunde kalte Wasserklystiere; diese halfen schnell 
und gründlich, der Urin floß wieder leicht, wie früher. 
Mein jüngster Sohn Selmar war zum zweiten Male 
geimpft, die Blattern zeigten sich mit rothem Fleck und bilde 
ten sich aus; mit einem Male war alles spurlos verschwun 
den. Es stellte sich dann heraus, daß der Geimpfte in Ge 
sellschaft Anderer baden gegangen war; das Wasser hatte die 
Blattern vertilgt, (d. h. die — jedenfalls unbedeutende — 
örtliche Entzündung gehoben). 
Meine jüngste Tochter Emma bekam heftiges Seiten 
stechen mit Husten, was binnen 24 Stunden an Heftigkeit 
zunahm. Ich sagte ihr: sie habe zu wählen zwischen Ader 
laß, Blutegeln oder Wasserumschlägen; sie entschied, wie ich 
wollte, für Umschläge, ward demzufolge ganz eingepackt, und 
war nach 7 Stunden, als sie ausgepackt wurde, wieder voll 
kommen wohl. 
Ein armer Mann, Vater von 6 Kindern, hatte 2 Knaben, 
welche (im Winter) am Nervensieber erkrankten: des beschränkten 
Raumes wegen mußten die Kranken auf dem Boden (unter dem 
Dache) liegen. Ohne Arzt und andere Hülfe, sind solche Arme 
meist sich selbst überlassen, genesen auch wohl ohne Medicin, 
wenn sie nur nicht die Backosenhitze der Wohnstube aushalten 
dürfen. So auch hier. Die Knaben bekamen Durst, der 
Vater reichte ihnen frisches Wasser mit darin schwimmenden 
Eisschälchen als Getränk. Sie genasen ohne Arzt, ohne Me 
dicin und ohne heißen Thee. 
Bei mir diente ein Kindermädchen, welches früher als 
solches bei dem homöopathischen Arzte Dr. Fielitz in Lauban 
gedient hatte. Unter den Kindern des Doctors erkrankten 
zwei am Scharlachfieber. Das Dienstmädchen mußte am Brun 
nen frisches Wasser plumpen und dies den Kindern als Ge 
tränk reichen. Ob die Kinder außer dem Wasser auch noch 
die homöopathische Gabe „Nichts" erhalten haben, vermag ich 
nicht zu sagen, nur das, daß die Kinder gesund wurden. 
Mitte November v. I. war ich bei dem Particulier Apelt 
in Grenzdorf bei Weigandthal; ich traf den Mann höchst lei 
dend. Es quälte ihn ein garstiger Husten mit Auswurf, er 
hatte große Hitze im Kopfe, die Augen entzündet, wie beim 
Brantweintrinker; auch die Ohren waren ergriffen, so sagte 
mir der Kranke selbst. Auf mein Befragen wegen der Füße 
sagte der Kranke: „Ich kann meine Füße nicht erwärmen, ich 
habe alles schon angewendet: warm gefütterte, wollene 
Strümpfe, Bettwärmer, alles dies hilft nichts. Malzextract, 
Thee, die verordneten Medicamente von mehreren Aerzten, 
alles ist vergeblich angewendet. Ich rieth ihm kalte Fußbä 
der an, wozu er indessen nicht Lust hatte. Als ich ihm dar 
auf erklärte: „die Kälte der Füße entstehe durch die Blut 
leere in den Adern der Füße, das Blut sei dagegen nach der 
Brust und dem Kopfe gedrungen, daher die Hitze im Kopfe, 
daher der Husten mit Beklemmung," war er geneigter gewor 
den. Ich sagte ihm ferner: „nicht die Kleidung, nicht- das 
Bett wärme den Körper, sondern der Mensch erwärme Klei 
dung und Bett; weil nun Kleiderstoffe und Bettsedern schlechte 
Wärmeleiter sind, dringe die Wärme wieder zurück auf den 
Körper, was bei guter Schließung bis zum Schweiß gehe. 
Auf gleiche Weise wirken kaltes Wasser, Schnee und Eis (?), 
besonders wenn diese Stoffe eine Umhüllung von schlechten 
Wärmeleitern erhalten. Am liebsten wende man jedoch kalte 
Umschläge auf den warmen Körper an; sind dagegen einzelne 
Körpertheile, wie z. B. Hände und Füße, kalt, müssen diese 
erst warm gerieben werden. Demzufolge müßten die Füße 
des Kranken so lange mit Wollstoff frottirt (oder in Wasser 
dampf gebracht) werden, bis sie warm sind, dann würden 
sie mit kaltem Wasser' mehrere Minuten lang zu benetzen 
sein, worauf aber der Kranke sich in's Bett zu begeben 
habe; später könnten einige Minuten lange Fußbäder ange 
wendet, die Füße umwickelt und der Schweiß im Bett abge 
wartet werden; auf' den dünnen Leib sei überdies noch ein 
4 bis 8 fach zusammengeschlagenes, in kaltes Wasser getauchtes 
und wieder ausgerungenes Tuch zu legen und über dieses ein 
möglichst dicker, wollener Umschlag." 
Der Kranke ging darauf ein, hat meinen Rath befolgt 
und war in auffallend kurzer Zeit von seinem Leiden befreit. 
Ein dankerfülltes Schreiben vom Genesenen spricht seine Freude 
aus ob der. gelungenen Kur. 
Vor ca. 5 Jahren empfahl ich einem Manne, welcher, so 
wie dieser, über immerwährende Hitze im Kopfe klagte, eben 
falls kalte Füße hatte, kalte Fußbäder; dieser war zu hastig
	        
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