Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

Dresden, 
den 14. Mai. 
M 14 
•1863. 
Der Naturarzt. 
Horrespondenzkl'att für Ireunde naturgemäßer Keilmethoden. 
Herausgegeben von Dr. W. Meinert. 
(Dresden, Kaißer Str. Nr. 5.) 
Der „Naturarzt" erscheint jedes Quartal mit 10 Nummern L i Bogen; Preis jährlich 2 Thlr. oder 4 Fl. W. W.; Abonnement pränume- 
oder ganzjährig. Er ist eine erweiterte Fortsetzung des vorjährigen „Wasserfreundes", von dem Exemplare ä 2 Thlr. oder 
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Zur Gesundheitspflege. 
Von W. Keil. 
Um das Wahre und Richtige zu finden, bedarf es un 
ausgesetzter Prüfung durch die Vernunft, die auf jedem Schritt 
und Tritt uns leiten soll. — Gegen die vielen Feinde mensch 
lichen Wohlseins und der Gesundheit können wir uns nur 
schützen durch die weise Benutzung dessen, was Vernunft und 
Erfahrung uns an die Hand giebt, um das unserem Wohl 
befinden Nützliche auszusuchen, das demselben Schädliche zu 
meiden. Hierin besteht die Gesundheitspflege. Ihre Hilfs 
mittel liegen lediglich in uns selbst, in vernünftigem Denken 
und vernünftigem, vorsichtigen Beobachten, so wie im Gehor 
sam gegen das Sittengesetz, und die einzig wahre Art, die Ge 
sundheit unversehrt zu erhalten, besteht in einer vernunftge- 
mäßen, nach den Eigenthümlichkeiten unserer Natur eingerich 
teten Lebensweise. 
Die Gesundheitspflege hat demnach die Aufgabe, alle 
Thätigkeiten des Körpers und Geistes aus dem Grade zu er 
halten, daß keine ihrer Verrichtungen und Kräfte, sei es Ver 
dauung, Muskelkraft, Athmungs-, Haut-, Nerventhätigkeit re. 
übermäßig angestrengt, zu sehr geschwächt werde, sondern daß 
das, was verloren geht, zweckmäßig wieder ersetzt werde, daß 
alle Verrichtungen zur rechten Zeit und in gehörigem Maße 
erfolgen, damit der Körper immer die nöthige Fähigkeit be 
halte, den ununterbrochen aus ihn störeyd einwirkenden Na- 
turkrästen gehörigen Widerstand entgegenzusetzen, dagegen das 
ihm Nothwendige und Förderliche hinlänglich aufzunehmen. 
So nur wird die Ordnung, welche in allen körperlichen und 
geistigen Verrichtungen herrschen muß und die man eben mit 
dem Namen Gesundheit bezeichnet, nicht gestört. 
Wie innig die Gesundheitspflege mit dem' sittlichen Leben 
verflochten, wie sie ohne das Letztere gar nicht zu denken sei, 
geht hieraus hervor. Alle leidenschaftlichen, aus übermäßigen 
Trieben und Begierden hervorgehenden Bestrebungen sind 
Feinde der Gesundheit, denn sie stören die Ruhe der Seele, 
trüben die Heiterkeit des Gemüthes, geben den Begierden und 
Neigungen die Oberhand und veranlassen alle Körper- und 
Geisteskräfte, nur ihnen zu dienen, rauben die nöthige Beson 
nenheit und machen den Menschen blind gegen alles andere,, 
ihm wahrhaft Vortheilhafte, indem sie seine Aufmerksamkeit 
nur auf die Stillung jener Begierden richten. und von allem 
Uebrigen ablenken; sie sind also vernunftwidrig. 
I. 
Diät im engern Sinne. — Nahrungsmittel und Ernährung. 
1. Der Mensch bezieht seine Nahrungsmittel sowohl aus 
dem Thier-, als aus dem Pflanzenreiche, und die Natur hat 
ihm hier eine größere Auswahl gestattet, als allen übrigen 
Geschöpfen. Daher ist seine Nahrung auch die mannigfaltigste; 
er kann mit den verschiedenartigsten Stoffen sein Leben erhal 
ten, wenn diese dem Körper nur für das, was er an Stof 
fen verbraucht, wirklichen Ersatz bieten, d. h. wenn sie in 
Blut und Säfte durch die Verdauungsorgane wirklich ver 
wandelt werden können. Aus diesem Grunde ist es auch 
möglich, daß jeder Mensch sich eine gesunde, gedeihliche Nah 
rung verschaffen kann. 
2. Indessen beschränken sich die gebildeten Völker, vor 
züglich hinsichtlich der thierischen Nahrung, nur auf gewisse 
Arten von Thieren, Säugethieren, Vögeln, Fischen, zum 
Theil allgemein, zum Theil wie sie ihnen ihr Wohnort dar 
bietet 
3. Es versteht sich, daß die verschiedenen Nahrungs 
mittel, welche Sitte und Gewohnheit zur Benutzung uns vor 
schreibt, nach ihrer verschiedenen Beschaffenheit, einen verschie 
denen Werth für die Ernährung (Nährwerth) haben. Die 
nahrhaftesten Speisen sind stets diejenigen, welche in verhält- 
nißmäßig geringer Menge nicht nur das Gefühl der Sätti 
gung hervorbringen , den Magen füllen, sondern auch voll 
kommenen Ersatz der verlebten, verbrauchten Stoffe im Kör 
per zu bieten vermögen. Alles, was eiweißartige Stoffe (Ei 
weiß, Faserstoff, Käsestoff) oder Stärkemehl (Stärke) und Zucker 
enthält, ist nahrhaft. 
Außer der entsprechenden Nährkraft müssen aber die 
Speisen eine den Verdauungsorganen entsprechende Zersetzbar 
keit, Verdaulichkeit, besitzen. Verdaulichkeit und Nährkraft 
sind verschiedene Dinge Eine Speise kann sehr gut nähren 
und schwer verdaulich sein und umgekehrt. 
Bei der Verdaulichkeit kommt freilich wieder viel auf die 
Verdauungskraft des Einzelnen an. Durch gute Zubereitung 
nahrhafter Speisen aber kann deren Verdaulichkeit erleichtert 
werden. 
Wir haben also die Nahrungsmittel von zwei Seiten zu 
betrachten: 
1) hinsichtlich ihrer Nahrhaftigkeit, ihres Nährwerthes, 
2) hinsichtlich ihrer Verdaulichkeit.
	        
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