Volltext: Der Naturarzt 1863 (1863)

Dresden, 
den 7. Mai. 
M 13 
1863. 
Der Raturarzt. 
Korrespondenzblatt für Freunde naturgemäßer Keilmethoden. 
Herausgegeben von vr. W. Meinert. * 
(Dresden, Kaitzer Str. Nr. S.) 
Der „Naturarzt" erscheint jedes Quartal mit 10 Nummern L 1 Bogen; Preis jährlich 2 Thlr. oder 4 Fl. W. W.; Abonnement pränume 
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Ueber partielle Dampfbäder. 
Mitgetheilt von A. Rikli, Dirigent der Wasserheilanstalt am 
Aquedotto zu Triest und zu Veldes. 
a) Einleitung. 
Mit dem gleichen Rechte, oder aus demselben Grunde, 
als man die sogenannten Kalt Wasser-Formen local oder- 
partiell applicirt, kann und soll man dies auch bezüglich 
der warmen und heißen Formen, resp. der Dampf-Ap- 
Plicationen, thun; denn der umsichtige Naturarzt muß wissen, 
daß man wie mit Kälte ebenso mit Wärme je nach Zustand 
(des zu behandelnden Theiles) und Applicationsform erregen 
oder beruhigen kann. 
Ableiten ist aber nichts anderes, als polarisch (d. i. 
local oder principiell entgegengesetzt) erregen, nämlich: einen, 
dem kranken Theile nahe, beziehungsweise gegenüberliegenden, 
oder mit dem kranken Theile in besonderer Verwandtschaft 
oder Verknüpfung stehenden, gesunden oder doch gesunderen 
Theil aufregen, d. i. in erhöhte Functionsthätigkeit ver 
setzen. 
Im Allgemeinen ist gültig, daß, wie kurze intensive 
Kälte-Anwendung erregend wirkt, ebenso kurze intensive 
Hitze-Anwendung es thut Mäßige mittellange Kälte an- 
wendung wirkt beruhigend (namentlich auf erhitzte, entzündete 
Theile), ebenso mäßige mittellange Wärmeanwendung; die 
in Temperatur, Form, Dauer und Wiederholung extremen 
Kälte- und Wärme-Anwendungen wirken erdrückend, erschöp 
fend oder ertödtend. 
Einen kleinen Theil kann man immer intensiver dam 
pfen, als einen großen, wenn man erregen will, und zur 
Beruhigung, resp. Erschlaffung, ist es nachtheilig, die gesun 
den (oder gesunderen) Theile stets mit in den Dampf einzu 
beziehen. Die locale Application erlaubt daher eine viel 
öftere Wiederholung zu beiden Zwecken. 
Die höchste Form der Erregung besteht in kurzer, hoch 
gradiger Erhitzung, mit unmittelbar darauf nachfolgender in 
tensiv kalter, kurzer Abkühlung (des gedampften Theiles) in 
Ganz- oder Vollbad-Form, oder in Brause- und Douche- 
Form. 
Der höchste Grad der Beruhigung, resp. Erschlaffung, 
besteht in einem schwachen, sanften, länger dauernden Dampf 
bad, 25 bis 33 0 R. und 50 bis 70 Minuten, manchmal mit 
Nachschweiß verbunden, ohne nachfolgende Abkühlung oder 
nur mit nachfolgender lauwarmer Abwaschung (mittelst 
Schwamm). 
Allgemein gültige Grenzen anzugeben für die Begriffe: 
„sehr kalt, warm, heiß, kurz, lang, mittel", ist rein unmöglich, 
da dieselben absolut individuell sind, und jeweilig nur 
auf der Beobachtung des behandelnden Arztes beruhen. An 
nähernde Bestimmungen habe ich in meiner ersten Mittheilung 
im „Wasserfreund" Nr. 6 angegeben. 
Nachdem, der Red. Der Herr Referent wird ersucht, sich ge 
legentlich darüber auch auszusprechen, welche Art Rohre er nach sei 
nen Erfahrungen für die geeignetsten zur Leitung des Dampfes hält, 
ob die von Zink oder von verzinntem Eisenblech, von Kupfer oder 
von geöltem Hanf oder von Kautschuk, oder welche? 
Beschreibung der auf der Abbildung vorgeführten partiellen 
Dampfbad-Formen. 
Fig. 1. stellt ein Halbdampfbad der unteren Körperhälste 
vor; der hohle Dampfraum soll bis an's Brustblatt gehen, 
so daß Bauch und Kreuz noch gehörig in Dampf kommen. 
Es ist zwar Rückenlage gezeichnet, doch liegt man dabei 
meistens seitwärts, ca. alle 5 Minuten die Seite wechselnd. 
^Dasselbe ist angerathen bei fast allen Brustleiden, na 
mentlich wenn sie congestiver Art sind, und es müssen in 
manchen Fällen noch große, kühlende (schnell zu wechselnde) 
Umschläge über die ganze Brust applicirt werden, mitunter 
auch noch Kopfumschläge. Es ist ferner angezeigt bei starken 
Kopfcongestionen, oder wenn durch größere Dampfbäder das 
Blut zu sehr nach dem Kopfe getrieben würde. 
Bei Disposition zur Congestion nach Kopf und Brust, 
sei nun diese schon vor dem Dampfbade bestanden, oder werde 
erst durch's Dampfbad provocirt, fand ich große, kühlende 
(schnell zu wechselnde) Umschläge, über die ganze Brust 
und Herzgegend und selbst über den Magen reichend, als 
das sicherste Mittel, jene in Schranken oder hintan zu halten. 
Selbst gegen Kopfcongestion wirken die Kopfumschläge bei Wei 
tem nicht so sicher und ausgiebig, als die großen Brustum- 
schlüge. Sehr reizbare Individuen bedürfen oft beider gleich 
zeitig, selbst wenn sie nur die Unterschenkel im Dampf stecken 
haben. 
Meistens kommt man beim Halbdampfbad dennoch am 
ganzen Körper m Schweiß (wenigstens bei einer Dauer des 
selben von 40 bis 60 Minuten), wobei die auffallende und 
begrenzte Röthung sich nur soweit erstreckt, als der Dampf 
den Körper berührt.
	        
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