Volltext: Der Naturarzt 1869 (1869)

36 
4,800 Fuß hoch oben im Graubündnerlaude, mitten im 
Winter ein Kuort für Lungenkranke zahlreich und fast über— 
füllt besucht und zwar zum Vortheil der Kranken, die selbst 
bei 100 Kälte und darüber taͤglich ihre nach Stunden gemesse— 
nen Spaziergänge machen! Aehnliche Erfahrung bekundet auch 
Munde in der neuesten Auflage seiner Hydrotherapie, S. 466: 
„Ich habe manche meiner Kranken den Winter über nach Spa⸗ 
Asen und den Azoren geschickt und wenn sie in dem Falle waren, 
milde Applikationen der Wasserkur fortnehmen zu können, so 
kamen sie im Frühling gewöhnlich in ziemlich guter Verfassung 
zurück. Aber ich habe ganz entschieden die Erfahrung gemacht, 
daß Diejenigen, welche in Massachusetts oder New-NYork blie— 
ben und die Wasserkur fortbrauchten, verhältnißmäßig mehr 
gewonnen hatten, als die, welche ohne alle Wasserbehandlung 
den Winter in milden Klimaten zugebracht. Anders war es 
mit Denen, die nach dem kalten Norden gingen: da war 
die Besserung stets auffallend!“ 
Wissenschaftlich erlaubler Todschlag. Kürzlich kam ein 
Mann, seiner Kleidung nach dem Arbeiterstand angehörend, 
auf das Ambulatorium des Profess ors Billro th mit einer 
Verletzung des kleinen Fingers der rechten Hand, welche auch ———— — — 
mit einer Verletzung der betreffenden Arterie komplizirt war, Anzeig e n. 
in Folge deren der Kranke einen großen Blutverlust erlitten .. 
haben mußte was das bleiche Aussehen desselben auf den Im Verlage des Unterzeichneten erschien ·· 
Aflen Blick erkennen ließ, Behufs Untersuchung der Wunde Klerus, Kirche und Htaat 
wurde die Chloroform⸗Narkose vorgenommen, da der Kranke sehr 7AIge enlber der J 
empfindlich war und über rasende Schmerzen klagte. Aber 7. Wordenner wer . 
kan winde die Narkose eine Minute lang fortgesegt, aalhßz Prostitution. — 
der Kranke aufhörte zu athmen, und Symptome der As- Kritische Beleuchtung der Kammerverhandlung vom 13. März 
phyrie sich einstellten. Schleunigst wurden Rettungsversuche 868 über den Art. 221 des bayer. Strafgesetzbuches, nebst 
angestellt. Professor Billroth machte die Tracheotömie (Er⸗ ꝛinem Anhange: Ueber die Argumentation des Hrnu. frei— 
offnung der Luftröhre behufs Einblasung voun Luft), die sonst resign. Universitätsprofessors Dr. philos. et theolog. Heinr. 
eine längere Zeit in Anspruch nimmt, in der verhältnißmäßig W. J. Thierschgegen Herrn Dr. Fr. W. Müller. 
kurzen Zeit einer Minute. Run wurden die künstlichen Re⸗ 38 S. gr. 80. — 
spirationsversuche eingeleitet und durch eine halbe Stunde Erlaͤngen. Ferdinand Enke. 
fortgesetzt, aber leider vergebens, der Kranke verschied am J — — —— — 
Operationstische. Die Anzeige an die politische Behörde und Au 2—* Einem tüchtigen Naturarzt kann eine 
an die Direktion des allgemeinen Krankenhauses wurde so-. Anzelge. ie Cristen nachgewiesen werden durch die 
gleich gemacht und die gerichtliche Sektion auf 4 Uhr Nach- Redaktion dieses Blattes. 
mittags angeordnet. W — — — ——7— 
Bei Veröffentlichung des Vorstehenden erinnern wir an Im Verlage des Unterzeichneten erschien und ist durch 
n Besprechung der kleinen rees A alle Buchhandlungen zu beziehenn.. 
Schrift: Ueber die Anwendung der schmerzstillenden N itte — 23444 424 .5 
im Allgemeinen und des Chloroforms im Besondern, in 88 ut e r su c u un ge u 
RKr. Is des Jahrgangs 1868 dieses Blattes. 8 9 67 das 8 se Aden Köt 
Ein neues Votum für die Freigebung der ärzklichen Praxis. orkommen und die Beden ung er Wan er E ͤrper. 
Die Stimmen aus der Mediziner eigenen Reihen gegen den Von 3 
sie selbst am meisten entehrenden Zunftzwang werden häufi- Dr. A. Rauber, prakt. Arzt. — 
er laut. Wir führten unsern Lesern in den zwei ersten Munchen. 52 S. gr. shß..— 
Nuͤmmern des laufeuden Jahrgangs unseres Blattes die Bro— München. Cüsar Fritsch. 
schüre des Herrn Kuhn, Arzt in Seon, im Kanton Aar⸗ 7 Z5 B 6 
gau vor; ein neues gewichtiges Wort und zwar wiederum sh J. Henbergers — in Bern ist soeben erschienen und in 
Lim schweizerisches, fiel vor Kurzem in einem öͤffentlichen Be ullen Buchhandlungen zu haben , 
lrage des Professors der Medizin an der Universität in Bern, Die Homöopalhie und ihre JFeinde. 
des Herrn Dr. Klebs. Er ließ sich also vernehmen: Belsleuchtung des neuesten Opus von Herrn Professor Dr. Munk, 
„unsere Zeit ist eine entschiedene Feindin aller Privi— betitelt: „Die Homöopathie und die Homöopathen“, 
legien; auch die Medizin hat von jeher den zweifelhaften “ vou Vr. Emil Schädler, 
Vorzug gehabt, in den Händen einer Kaste oder Zunft zu hombopath. Arzt in Bern. 
liegen. — — In der Medizin ist auch heute der Stein der 8o0. Elegant brosch. Preis: 10 Vgr. 
Verlag von Theobald Grieben in Berlin. — Druck von M. Kälin in St. Gallen. 
Weisen noch nicht gefunden. — — Die bewegende Kraft 
zes organischen Lebens ist noch ein dunkles Geheimniß. — — 
HZinsichtlich der Erkenntniß der Krankheiten und der Behand—⸗ 
uͤng derselben ist das Volk den Gelehrten oft voraus. — — 
Zuerst werden die Aerzte an kostspielige und langdauernde 
Studien gebunden; und ist das Examen vorüber, so bildet 
sich in der Praxis eine Routine aus, welche die ärztliche 
Praxis nur noch als melkende Kuh ausübt. Wie sich aber 
jor unbefugten Heilkünstlern schützen? Die Strenge der Exa— 
mina und ihre Wiederholung in einem spätern Alter kann 
den Zweck nicht erreichen und sollte daher das obliga— 
torische Examen nicht mehr festgehalten werden. Ueber— 
haupt hat der Staat weder das Recht noch die Pflicht, 
has Publikum hier zu schützen. Es schütze sich sel⸗ 
her! Die Freigebung der ürztlichen Praxis liegt im In—⸗ 
leresse Aller. Die Leistungen würden mit der Zeit schon 
für sich selber sprechen. Das Publikum möge dann wählen. 
Nur das Aechte und Wahre weiß sich nachhaltig Geltung zu 
verschaffen; der Ohnmacht gehört die Regel (als Stütz— 
W— aber der Erfolg gehört der Kraft!“
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.