Volltext: Der Naturarzt 1869 (1869)

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Montanus wohl verstehen, welcher in Bezug auf die 
Hypochondrie sagt: Puge medicos et medicamenta et sana- 
deris (fliehe die Aerzte und ihre Arzneien und du wirst ge— 
nesen). Dieses bestätigte sich bei König Philipp V. Alle 
Arzneimittel hatten gegen seine hypochondrische Melancholie 
nichts genützt; aber durch die Geschicklichkeit der Königin 
und des Sängers Farinelli wurde er geheilt.“ — — 
„Wir sind auf der Welt, um zu handeln und nicht, um zu 
träumen. An alle unsere Gedanken, an alle unsere Gefühle 
hat Gott, wie Saint-Marc-Girardin sich ausdrückt, 
die Handlung wie mit Nothwendigkeit geknüpft: an die 
Frömmigkeit den Cultus, an die Liebe die Sorge für die 
Familie. Nirgends begnügt er sich mit dem bloßen Gedanken, 
denn dieser verschwimmt bald in Träumerei und die Träu— 
merei hat noch zu allen Zeiten die Abneigung gegen die 
Arbeit mit sich gebracht und oft zum Selbstmord geführt.“ 
Die Arbeit aber ist die Jakobsleiter, auf der 
man bis zur Gottheit aufsteigt. Durch die Arbeit, 
welche ein Gesetz der Vorsehung ist, verdrängt man das 
Elend und öffnet das Herz für alle guten Eingebungen. — 
J. J. Rousseau schrieb einem jungen Müssiggänger: 
„Wenn ich Ihnen zu rathen hätte, so würde mein erster 
Rath dahin gehen, daß Sie Ihren Geschmack an dem bloß 
beschaulichen Leben aufgeben, denn dieses ist eine Trägheit 
der Seele, die in jedem Lebensalter, besonders aber in dem 
Ihrigen zu verdammen ist. Der Mensch ist nicht geschaffen, 
um bloße Betrachtungen anzustellen, sondern um zu handeln; 
das arbeitsame Leben, welches Gott uns auferlegt hat, kann 
dem Menschen nur angenehm sein, welcher sich demselben mit 
dem Bewußtsein, seine Pflicht zu erfüllen, hingihbht“ 
„Wenn ein vorher schwächlich Kranker anhaltend arbeitet, 
so hat er gar nicht Zeit zum Kranksein; überläßt er sich aber 
ferner dem Hang zum Vergnügen und Nichtsthun, so wird 
solcher Müssiggang ihn nach und nach tödten. „Der Stahl, 
der nicht gebraucht wird, rostet,“ sagt Bulwer. Da die 
Arbeit ein Gesetz der Vorsehung ist, so ist sie eben dadurch 
die Grundlage und die Bürgschaft der Ordnung und die 
Ordnung ist die Bedingung des Lebens; denn das Leben an 
sich ist nichtz, nur der Gebrauch, den man von demselben 
macht, hat Bedeutung. Wenn daher ein moralisches Wesen 
das Gesetz verletzt, so verläßt es die Ordnung und tritt in 
Widerspruch mit dem höchsten Willen, es hat keinen Schild 
mehr gegen seine Schwächen und Hinfälligkeiten“ 
Wir glauben, mit diesen ausgehobenen Sätzen den Grund— 
— 
zu haben. Sie bietet des Trefflichen wie Interessanten gleich 
bdiel und sei also bestens empfohlen. Die wenige Spreu 
werden die Leser wohl leicht von der überwiegenden Masse 
vollgewichtiger Körner zu sondern wissen. 
Kleinere Mittheilungen. 
Der wahre Werth der Heilkunde. Rousseau bezeichnete 
denselben schon vor 100 Jahren in seinem „Emil“ (deutsch 
von K. Große, Leipzig, O. Wigand, 1854) S. 38 folgender— 
maßen: „Der einzige nützliche Theil der Heilkunde ist die 
Hygieine, die Gesundheitslehre; allein diese ist noch oben— 
drein nicht sowohl eine Wissenschaft, als vielmehr eine Tu— 
gend. Maßhalten und Arbeiten sind die beiden 
wahren Aerzte des Menschen; die Arbeit weckt 
seinen Hunger und die Genügsamkeit verhindert ihn, denselben 
zu mißbrauchen. — Um zu wissen, welche Lebensordnung 
für das Leben und für die Gesundheit am nützlichsten ist, 
muß man wissen, welche Ordnung die Völker beobachten, 
die sich am wohlsten befinden, die die kräftigsten sind und 
die am längsten leben. Wenn man durch die allgemeinen 
Beobachtungen nicht findet, daß die Anwendung der Medizin 
den Menschen eine festere Gesundheit und ein längeres Leben 
zibt, so ist diese Kunst eben dadurch, daß sie nichts nützt, 
ogar schädlich, weil sie Zeit, Menschen und Dinge in reine 
Verluste verwandelt. Nicht nur die Zeit, die man der Er— 
haltung des Lebens opfert, ist verloren für die Anwendung 
desselben und muß also vom Leben abgezogen werden, son— 
dern auch, wenn diese Zeit angewendet wird, uns zu martern, 
so ist sie schlimmer als Null, sie ist eine negative Größe, 
die, wenn man richtig rechnen will, auch abgezogen werden 
muß von dem, was uns bleibt. Ein Mann, der 10 Jahre 
ohne Arzt lebt, lebt für sich und für Andere länger, als der, 
velcher 30 Jahre ihr Opfer ist. Da ich über beides Ver— 
suche gemacht habe, glaube ich auch mehr als jeder Andere 
herechtigt zu sein, den Schluß daraus zu ziehen.“ 
Zu gütiger Begchtung! 
Wir machen unsere Leser auf die unserm heutigen Blatte 
beigelegte neue physiatrische Zeitschrift: Der Volksfreund, 
Organ zur Verbreitung der Grundsätze naturgemäßer Lebens— 
und Heilweise (Kedakteur: Dr. med. C. Boruttau, Verleger: 
M. G. Priber in Leipzig. Abonnementspreis jährlich 10 Sgr. 
Monatlich eine Nummer in Bogen, gr. 80) aufmerksam 
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