Volltext: Meteorologisches Jahrbuch von 1834 (1834)

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Slfcetearotogi'SC'foe ^BeaSacAtun^en im <3becem&er J834• 
Meteori¬ 
sche Be¬ 
obachtun¬ 
gen. 1 
Monatst. }| 
Zeit und< Dauer. 
Beschaffenheit• 
Witte¬ 
rung* 
Bemerkungen* 
Morgenr. 
Abendr. 
24 
4 
14 
von 6J| bis Uhr. 
von 4* bis 5 Uhr. 
von 4bis 4? Uhr. 
Hochroth mit blassen Bogenstrahlen. 
Mit rosenfarbigem Segmente, j 
Orang und ausgebreitet. 
■schön 1. 
heiter 1. 
'schön 2. 
Mittags und Nachts trüb 1* und 2" 
Früh darauf Nebel, dann schön 2. 
Nächeichten. Im K. B. Landgericht Friedberg ist unter dem Hornvieh die Lungenseuche, und im K. B. Landge¬ 
richt Dachau unter den Schaafen die Baude ausgebrochen, — Zu Tournai in Belgien war die Cholera mit einiger Heftig - 
heit. — Auf der Insel des grofsherrzoglichen Parquert zu Darmstadt brütete eine Ente Junge aus. — In der Gegend von 
Landsberg fiel so viel Schnee, dafs die Kommunikation, selbst auf der Chausee darunter litt, — Den 16. ereignete sich in 
der Nacht in der Stadt Marsalla (Sicilien) und in der umliegenden Gegend folgende merkwürdige Naturerscheinung: Der vor¬ 
hergehende Tag zeigte eine reine Atmosphäre und einen heiteren Himmel. Auch die darauf folgende Nacht war ruhig; Mond 
und Sterne glanzten am unbewölkten Himmel, und sanft schliefen die Einwohner der Stadt. Gegen die 8 Stunde (nach ita¬ 
lienischer Uhr) bildete sich, in Folge einer in dieser Nacht Statt gefundenen Mondsfinsternifs, am Horizont auf der Nordseite 
ein schwarzer Flecken, der sich in kurzer Zeit ausbreitete, und endlich in das heftigste Ungewitter ausbrach. Das Brausen 
des Windes, der Donner, der Kegen und Hagel, von dem beständigen Leuchten der Blitze begleitet, rüttelten die friedlichen 
Schläfer aus ihrem sanftem Schlummer. Die Gebäude erbebten von den fürchterlichsten WindstÖfsen, und Begenströme mit 
Hagel vermischt stürzten herab, und drohten Dächer, Thürine und Fenster zu zertrümmern. Eine ganze Stunde lang schweb¬ 
ten die Einwohner in Bestürzung und Schrecken; dreimal liefs in dieser Zeit der Sturm nach, und dreimal begann er aufs 
Neue zu wüthen. Als der Tag anbrach, bemerkte man erst die Gefahr, welcher die Stadt ausgesetzt gewesen war; Strafsen 
und Dächer waren nämlich nicht blofs mit Hagelkörnern; sondern mit unzähligen Aeriolithen von der Gröfse einer gemeinen 
Nufs bedeckt, die von sphärischer oder sphäroidialischcr Gestalt, von gelblichter Farbe und von einer schrecklichen Härte und 
Festigkeit waren. Man kann sich denken, dafs in der Stadt die Dächer und Fenster ausserordentlich beschädigt wurden. Das 
fürchterlich empörte Meer drohte allen Booten denüntergang. Auf den Feldern wurden die Bäume verwüstet, und eine Menge 
todter Vögel wurden auf dem Boden gefunden; auch vieles Vieh, das sich eben im Freien befand, wurde erschlagen. Am 
folgenden Tage fand man die Temperatur der Luft gänzlich verändert; es trat eine übermäfsige Kälte ein. Nach eben die¬ 
sem Schreiben empfand man auch zu Palermo eine aufserordentliche Kälte. Am 28* Decembet fiel das Thermometer bis 
auf einen Grad unter Null herab, und die Strafsen waren mit Eis bedeckt. — Den 22. abends sähe man in Königsberg 
ein schönes Nordlicht. Schon als die Sonne in Südwest untergieng, glanzte der Himmel gegen Norden. Ein dunkler Wol¬ 
kensaum fafste den nördlichen Horizont ein. Aus diesem traten besonders zwei Glanzquellen hervor, die eine westlich un¬ 
terhalb dem Polarsterne, die andere gerade in Nordwesten. Letztere sendete um 5 Uhr mehrere Strahlen bis zur Höhe 
des Polarsternes empor, die sich jedoch in einer halben Stunde wieder verloren. Man war gespannt zu erfahren, ob die¬ 
ser nördliche Glanz der Atmosphäre nicht etwa, wie im Sommer, vom Stande der Sonne abhänge, sah aber um 9 Uhr den¬ 
selben nicht im Geringsten aus seiner anfänglichen Stelle gewichen. Später stieg das dunkle Gewölk herauf, verhinderte 
die fernere Beobachtung, und brachte uns Schnee. — Dieses Nordlicht wurde auch im schönsten Glanze zu Hamburg , 
eben so wie in Königsberg und Berlin gesehen. — Zu Braunschweig folgte in der Nacht vom 22. auf den 23. nach 
heftigem Sturm ein furchtbares Gewitter, bei dem sich ein Blitz auf den höchsten Thurm der Stadt entlud, welcher einige 
Verwüstungen verursachte. Im Erzgebirge war am 22. und 23. ein Donnerwetter mit ungeheurer Menge Schnee, welcher 
über 8 Fufs hoch lag. Am 25. folgte wieder ein Gewitter mit heftigem Donner und Blitz. — In den Hochgebirgen Bay¬ 
erns, besonders hei Tegernsee, fiel so viel Schnee, dafs alle Kommunikation unterbrochen wurde. Am 25. herrschte der 
Nordwind mit heftiger Kälte. — Am 26. wurde auf dem Wege von Steingaden nach Eck ein Mann erfroren und todt ge¬ 
funden. _ In der Nacht vom 29. auf den 30. trat der sonst so friedliche Lech plötzlich aus seinem Beete, und über¬ 
schwemmte sowohl in der Stadt als aufserhalb derselben die Niederungen; die Bewohner an den Lechkanälen hatten grofse 
Noth, denn das Wasser'lief in die Häuser und Keller, und auf der Strafse raufste man bis über die Knöchel im Wasser 
waten. 
Beobachtungen bei der am 26. December vorgefallenen sichtbaren Mondfinsternifs. 
Bei dieser über 8 Zoll grofsen Finsternifs konnten dahier, wegen Wolken in der Früh und dichtem Nebel, weder die 
Hauptmomente, weder die Ein- und Austritte mehrerer Mondfiecken in und aus dem Erdschatten beobachtet werden, in¬ 
dem1 nur wenige Augenblicke der Mond nach dem Anfänge, wo der Mond schon über 1 | Zoll bedeckt war, nach 4 Uhr 
18 Min. früh aus den Wolken zum Theil hervor kam; nachher aber wieder sowohl von den Wolken, als bald darauf von 
dem dicht anffefallenen Nebel so sehr bedeckt wurde, dafs sowohl der Mond, als auch sogar dessen Stelle nicht mehr ge¬ 
sehen werden konnte. Vor dem Anfänge dieser Mondfinsternifs stand im königl. Observatorium das Barometer auf 26 Zoll 
$,8 Grad unter dem Ge-* 
— 4. 2 Kälte ; das 
Luft an. Während 
dieser ganzen Finsternifs zeigte das Inklinatorium 86,0 Graä Neigung, das Declinatorium 18 Grad 30 Minuten westliche Ab¬ 
weichung der Magnetnadel, und das Aerelectrometer 5,2 Grad positive, und 1,2 Grad negative Electricität der Atmosphäre. 
Das Elkysmometer blieb ruhig auf 0,5 Pariser Linien südöstlich stehen. Das Anemoscop zeigte nordwest, und das Ane¬ 
mometer kaum einen halben Grad Stärke des nordwestlichen Windes. Bald nach 7 Uhr fieng es an zu schneyen, und nach 
Uhr betrug die Höhe des gefallenen Schnees im Hyetometer 2,1 Pariser Linien. 
( 1834.) 12«
	        
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