Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

81 
Vorstadt kaufte. Im Jahre 1579 ist Johann Sedlowsky von Sedlowitz Haupt¬ 
mann, 1580 —1583 Bohuslaw Lutzek von Hoschitz, 1583—1585 Matthias 
Kamensky von Daubrawa, dann bis 1590 wieder Bohuslaw Lutzek von 
Hoschitz. Im Jahre 1592 ist es Bernhard Gezwinske. 
Johann Thomas von Zwola nahm auf die Entwicklung der Stadt einen 
wesentlichen, wenn auch nicht immer günstigen Einfluß. Er ist einer der hervor¬ 
ragendsten Besitzer der Stadt und Herrschaft Odrau, und wird sein Name in den 
folgenden Jahrhunderten in den vielen Prozessen, welche die Stadt mit der Herrschaft 
zu führen hatte, immer wieder genannt. 
Streitigkeiten mit den Bürgern. 
Die wichtigste Rolle spielten in der Stadt die 50 Bürger, welche berechtigt 
waren, Bier zu erzeugen und auszuschenken. Da ihre Häuser aur Ringplatze.lagen, 
so führten sie den Namen Ringbürger. Später wurden sie immer Schank¬ 
bürger und ihre Gesamtheit die Schankbürgerschaft genannt. Damals 
hatten ihrer 38 noch Malzhäuser oder -Dörren. Ohne Erlaubnis der Herrschaft 
durfte kein neues Malzhaus errichtet werden. Als Andres Angneter 1545 von 
Andres Hofmann einen Grund zur Erbauung eines Hauses erwarb, bewilligte dies 
die Herrschaft nur unter der Bedingung, „kein schaff vich noch gense tzue halten, 
sondern sich als ein ander Burger vmb vnd vmb zu Nehren ; auch sol er kein 
Meltzhaus auf diesem grundt erbawen." 
Jene Schankbürger, die Malzhäuser besaßen, mußten der Stadt das Malz¬ 
geschoß entrichten. Nach der Gemeinderechnung von 1556 gaben dieselben insgesamt 
227 Malter 8 Scheffel 2 Viertel (1 M. ä 12 Sch. ä 4 V.) und 13 fl. 3 Gr. 4 Pf. 
an Malzgeschoß ab. Das Malz mußten sie in der Schloßmühle schroten lassen. Für 
18 Sch. Malz hatten sie dort 1 fl. zu zahlen, wobei sie häufig vom Müller über- 
halten wurden. Zur Bereitung des Bieres verwendete man einheimischen Hopfen. 
Den alten Hopfengarten in der Zieb ließ Johann Thomas von Zwola auf und 
legte einen anderen beim neuen Vorwerk in Lautsch an. 
Die Bürger schenkten nicht alle zu gleicher Zeit aus, sondern einer nach dem 
andern, was man die „Reihe oder Porzadke" nannte. Bunan Mudrak kaufte 
1587 das Haus des verstorbenen Stenzel Scholze, wobei ausgemacht wurde, daß er 
das erste Angeld per 30 fl. „nach ausschenken des Merzens, so er auff die Erste 
Porzadke Brawen vnd schencken wird", zu erlegen habe. (Grdb. 111, f. 5 ad arm.) 
Der Wert der Schankbürgerhäuser schwankt in der ersten Hälfte des 16. Jahr¬ 
hunderts nach der Menge der zugehörigen Grundstücke, denn alle Schankbürger be¬ 
trieben nebstbei noch Ackerbau, zwischen 116 und 260 fl. L.-W., steigt aber in der 
zweiten Hälfte schon auf 230 — 500 fl. Den höchsten Preis erzielten die zwei Gast¬ 
höfe, in welchen man übernachten und vom „Gastgeber" auch Speisen erhalten 
konnte. Dieselben standen am nordöstlichen und südöstlichen Eck des Platzes und 
hatten verhältnismäßig weite Höfe und geräumige Stallungen. Ersterer wurde 1588 
für 550 fl., letzterer 1600 für 700 fl. verkauft. Die Bürgerhäuser hatten alle eine 
große Stube, deren Fenster damals in die rings um den Platz bestandenen Lauben 
gingen. Bei jenem, der die Reihe hatte, kamen dann die Bürger zum Abendtrunke 
zusammen. Essen wurde dort nicht verabreicht, damit befaßten sich eigene Leute, die 
gebratenes oder gekochtes Fleisch in die Schenkhäuser trugen und dort stückweise 
verkauften. 
Auch bei offiziellen Anlässen lvurde Bier getrunken, so z. B. ivenn die Ältesten 
zu einer Beratung zusammenkamen. Im Jahre 1556 versammelten sich dieselben 
18mal, wobei sie für 2 fl. 22 Gr. 3 Pf. Bier verbrauchten, daher auf eine Sitzung, 
da eine Kanne 4 Pfennig kostete, ungefähr 8 Kannen entfielen. Bei den jährlichen 
drei Stadtdingen wurde gewöhnlich für eine Mark aus dem Stadtsäckel ein Mahl 
gegeben und hiebei Wein getrunken. „Vorm absiczen" aber nahm man einen Schluck 
ä
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.