Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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IV. MsHniii. 
O-rau unter den Herren von Liderau und unter hoqer 
von Züllstem. 
Das Stammhaus der Herren von Liderau, die ein vierspeichiges Kammrad 
im Wappen und drei Pfauenfedern am Stechhelm als Zier führten, war die Feste 
im Dorfe Liderau, einst Luderow genannt, bei Namiescht im Olmützer Kreise. Die 
Brüder Hieronymus I., Benesch und Johann II. von Liderau, welche 
1446 als Besitzer von Odrau erscheinen, waren die Söhne Johanns I- von Liderau 
auf Buchlowitz. Hieronymus und Benesch verkauften einen Freihof mit 5'/2 Huben 
und zwei Schenken in Buchlowitz an Niklas von Domamislitz, worauf sie 1437 von 
ihrer Mutter Katharina auf 50 Mark geklagt wurden, weil sie ihr die Zusage wegen 
der Sicherstellung ihres auf diesem Besitze versicherten Heiratsgutes nicht einhielten. 
Ihre Schwester Margarete war mit Wenzel von Orechau vermählt?) 
Die Herren von Liderau waren schon in des Herzogs Premek von Troppau 
Diensten gestanden. Ebenso treu standen sie nun an der Seite seiner Söhne, der 
Herzoge Wenzel, Wilhelm und Ernest, die 1436 von König Sigmund in Prag mit 
dem Erbe ihres Vaters belehnt worden waren. König Sigmund starb am 9. Dezember 
1437 und erlosch mit ihm das Haus der Luxemburger. Sein Schwiegersohn Herzog 
Albrecht von Österreich wurde wohl zum König von Böhmen gekrönt, mußte 
aber bald darauf für die Behauptung der Krone kämpfen. Er war nicht einmütig 
gewählt worden, da die husitische und national gesinnte Partei in ihm ihren früheren 
gefährlichsten Gegner und den Deutschen haßte. Diese trat mit den Polen in Ver¬ 
bindung und bot die Krone dem noch im Knabenalter stehenden Kasimir, dem Bruder 
des Königs Wladislaiv, an. Die Polen fielen in Schlesien ein und raubten und 
plünderten bis nahe an Troppau. Diese Kriege und anderweitige Fehden mehrten 
die von Herzog Premek zurückgelassenen Schulden. Diese wieder, sotvie die Unver¬ 
mögenheit seiner Söhne, mit geringen Mitteln auszukommen, nötigten letztere fort 
und fort Verkäufe und Verpfändungen vorzunehmen, die sie schließlich zugrunde 
richteten. So trat Herzog Ernest Ende des Jahres 1438 den Brüdern Hieronymus, 
Benesch und Johann von Liderau für ihm geleistete Dienste das ihm heimgesallene 
Gut Damadrau, nördlich von Odrau, ab und ließ es ihnen landtäflich versichern?) 
Der im Jahre 1439 erfolgte Tod des Königs Albrecht, das lange Interregnum 
(Zwischeuherrschaft) und die Parteiumtriebe in Böhmen ließen auch das Troppauische 
und ganz Schlesien nicht zur Ruhe kommen. Die lange dauernden Husitenkriege 
hatten viele an das Kriegsleben gewöhnt, die sich nun nicht mehr einem geordneten 
Staatswesen fügen mochten und es vorzogen, unter Hauptleuten fremden Herren zu 
dienen oder auf eigene Faust in größeren oder kleineren Banden als Wegelagerer 
x) Olmützer Ldt.: X, 16, 28, 31. — Brandt: II, 454, 494. — Wolny, 
Mähren: IV, 157. —- 2) Troppauer Ldt.: I, 14. — Kopetzky, Regesten zur Geschichte 
des Herzogtumes Troppau. Arch. f. Geschichte 1871. — Cod. dipl. Silesiae: VI, 
Nr. 205.
	        
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