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selbe einen Landfrieden nach altherkömmlichem Gebrauch auf fünf Jahre. Ein neues
Konzil, das sich mittlerweile in Basel (1431 —1449) versammelt hatte, forderte zur
Beilegung des Streites auf, unb nach langen Verhandlungen kamen endlich die
Basler Kompaktaten zusammen, durch welche den Böhmen der Laienkelch
gestattet wurde (1433). Allein nur die gemäßigten Husiten nahmen die Kompaktaten
an und hießen dann die Utraquisten. Zwischen diesen und den Taboriten
kam es am 30. Mai 1434 zur Schlacht bei Lipan, in welcher die Taboriten eine
furchtbare Niederlage erlitten und die beiden Procope sielen. Dies veränderte den
Stand der böhmischen Angelegenheiten wesentlich unb rückte die Gefahr neuer Ein¬
fälle in unsere Länder in die Ferne. Zu Jglau wurden dann 1436 die Kompaktaten
als Grundgesetz verkiWet und die Böhmen als wahre Söhne der Kirche in deren
Verband ausgenommen, worauf König Sigmund feierlich in Prag einzog.
Wann Odrau von den Husiten geräumt
und seinem rechtmäßigen Herrn, Georg von
Sternberg, von dem wir seit 1425 nichts
mehr gehört haben, wieder übergeben wurde,
ist nicht bekannt. Georg muß aber schon
vor 1437 Odrau wieder in seinem Besitze
gehabt haben, da er während des Land¬
friedens seinen Nachbarn Johann Procop
und Hinek von Prusinowitz in ihr Gut Boden¬
stadt eingefallen war, weshalb diese ihn 1437
beim Landrechte auf einen Schadenersatz von
200 Mk. klagten und nach seinem Tode noch
1446 seinen Bruder Latzek deshalb belangten.
Herzog Przemek von Troppau ivar am
28. September 1433 gestorben, worauf am
2. Februar 1434 acht Edelleute seinen Besitz
unter seine Söhne Wenzel, Nikolaus, Wil¬
helm und Ernst teilten. Hiebei wurde be¬
stimmt, daß die königliche Steuer und der
Heimfall von den Herrschaften Fulnek und
Odrau, sowie der vom ganzen Troppauer
Land und auch das Bergwerksnrbar allen
vier Brüdern gleichmäßig zukommen sollte.
Wigstein hatte Herzog Przemek 1433 seiner
Gemahlin, der Herzogin Helene, zum Leib¬
gedinge bestimmt. Herzog Przemeks Tochter
Agnes war mit Johann von Krawarn
auf Titschein vermählt, der ihr 1424 400 Schock Groschen jährlichen Zins von
4000 Schock Groschen Heiratsgut auf den Gütern Wagstadt und Königsberg ver¬
schrieben und ihr bis zur Einlösung dieser Summe das Gut Strebowitz an der Oppa
verpfändet, 1432 aber ihr Burg und Stadt Fulnek und das Dorf Gerlsdorf als Aus¬
gedinge und Witwensitz angewiesen hatte. Johann von Krawarn, der letzte aus der
Linie der Herren von Krawarn auf Titschein, starb 1434 ohne Hinterlassung von
Kindern, worauf Georg von Sternberg auf Odrau, der nebst Georg von Krawarn-
Straßnitz und Johann von Cimburg-Tobitschau als sein Testamentsvollstrecker. fun¬
gierte, im Jahre 1436 seine Witwe, die Herzogin Agnes, heiratete. Die Herzoge
Wenzel und Ernst luden am 22. Mai 1437 ihre Schwester Agnes und ihren Gemahl
Georg vor das Troppauer Landrecht, weil sie die heimgefallenen Herrschaften Fulnek
und Wagstadt nicht herausgaben, doch ohne Erfolg.
Georg von Sternberg starb anfangs des Jahres 1440 ebenfalls kinderlos.
Sein Bruder Latzek von Sternberg-Lukow nahm nun nicht nur Fulnek und
Wagstadt, sondern auch Odrau in seinen Besitz. Die Herzoge Wenzel, Wilhelm
Patronenmalerei von der Decke der Taschen-
öorfer Rirche.
Noch einen: Lichtbilde von R. S kable.