Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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zeitig ließ die Stadt die Pflasterung der Straßen bei der Kirche vornehmen. Da¬ 
mals wurden auch die Bezüge des Balkentreters und der beiden Kirchenaufseher, die zu¬ 
gleich Marktaufseher waren, von je 4 fl. auf 10 fl. erhöht, 1H61 wurde den Chor- 
adjuvanten von der Gemeinde 6 fl. und 1862 dem Glöckner für das Aufziehen der 
Turmuhr 4 fl. zugesprochen. Der Pfarrer zeigte 1862 der Gemeinde an, daß es 
notwendig sei, die Bedachung der Begräbniskirche und des Türmels derselben zu er¬ 
neuern, und bat um die Mitwirkung der eingepfarrten 'Gemeinden, da die Kirche 
keinen Patron habe. Die Gemeinden erklärten sich bereit, jenen Betrag zu zahlen, 
der nach Verwendung der dem Kirchel gehörigen 100 fl. noch zu decken übrig bleibe. 
Die Gemeinden bezahlten dann 133 fl. 88 kr., wovon auf die Stadt 98 fl. 35 kr. entfielen. 
Die Landgräfin Charlotte Fürstenberg ließ damals durch den alten Bildhauer Josef 
Heinz aus Odra» einen neuen Hochaltar herstellen und der Baumeister Franz Wanke 
besorgte eine neue Rohrdecke, neue Fenster und ein neues Pflaster. Zur Ausbesserung 
des schadhaft gewordenen Daches der Pfarrkirche wurde 1867 von der Gemeinde der 
Glockenfond verwendet, aus dem auch 1868 die Feuerversicherung der Kirche bezahlt 
wurde. 
Pfarrer Josef Hilscher starb am 16. Dezember 1868, worauf der Kaplan Karl 
Lawitschka die Pfarre administrierte, bis am 23. Juni 1869 Rudolf Beck (XVII.) 
als Pfarrer von Odrau investiert wurde. Dieser wurde 1823 in Fulnek geboren, 
absolvierte das Gymnasium in Troppau, die Theologie in Olmütz und kam 1848 
nach seiner Ordination als Kooperator nach Odrau, wo er 1851 Stadtkaplan wurde 
und 1855/56 die Pfarre administrierte. Er kam dann 1857 als Katechet an die 
k. k. Oberrealschule in Olmütz, wo er >866 zum Konsistorialrate ernannt wurde. In 
dieser Stellung blieb er bis zu seiner Berufung als Pfarrer nach. Odrau. Aus dem 
Früchtenabsonderungsprotokolle vom 6. Juli 1869 entnehmen wir, daß jene pfarr- 
lichen Einkünfte, die nach Art. IV, lit. b, der Jnterkalarinstruktion vom 25. Mai 1832 
in der Olmützer Erzdiözese nach dem Solarjahr zwischen dem Administrator und dem 
neuen Pfarrer zu teilen waren, in folgendem bestanden: 1. Die 5% Zinsen von 
der Grundentlastungsobligation Nr. 760, lit. a, vom 1. September 1856, Z. 10.998, 
per 576 fl. 45 kr. C.-M. und nach Abschlag der Steuern per 57 fl. 64 '/a kr. im rest¬ 
lichen Betrage von 5>8 fl. 80% kr. — 2. Die Gehaltsforderung aus den städtischen 
Renten als Dotationsbeitrag per 33 fl. 60 kr. — 3. Der Abrundungsanteil der Staats¬ 
obligation vom I. Februar 1857, Nr. 41.547, per 5 fl. 16 kr. C.-M., rücksichtlich der 
nach Abschlag der Steuer verbleibende Zinsenbezug per 22 % kr. — 4. Die Ablösung 
der Mitiveide, bestehend in der National-Anlehens-Obligation vom 1. Juli 1855, 
Z. 88.507, per 260 fl. C.-M., rücksichtlich in dem nach Abschlag der 20% Steuer 
erübrigenden jährlichen Zinsen per 10 fl. 92 kr. — 5. Im Abrundungsanteil der 
Mitweide per 5 fl. 12 kr. C.-M., von der National-Anlehens-Obligation vom l. Jänner 
1855, Nr. 82.589, rücksichtlich der nach Abschlag der 20% Steuer noch übrig blei¬ 
bende jährliche Zinsenbezug per 22% kr., zusammen 563 fl. 77% kr. — Im Pfarr- 
hofe wurden umfassende Reparaturen vorgenommen, desgleichen an der Kirchenorgel, 
zu deren Kostenbedeckuug der Kirchenbau-Konkurrenz-Ausschuß 1080 fl. 46 kr. und 
1870 für die neue Kirchturmeindeckung mit Blech 685 fl. 31 kr. verlangte, die von der 
Gemeinde bewilligt und durch eine 10%tge Umlage aufgebracht wurden. Auf die Re¬ 
paratur des Begräbniskirchels verwendete die Stadt im Jahre 1870 162 fl. 30 kr. 
Das eiserne Kreuz auf ebensolchem Sockel in der Neustadt wurde 1869 an Stelle 
eines morsch gewordenen hölzernen Kreuzes aufgerichtet. Es zeigt vorn am Sockel 
die Inschrift: „Es ist vollbracht. Joh. 19. 30." und rückwärts: „Errichtet von Wohl¬ 
thätern 1869." Das große Kreuz aus feinem Sandstein, links vom Haupteingange 
der Pfarrkirche, wurde 1871 von dem Mehlhändler Anton Liemann gestiftet. Es 
zeigt vorn am Sockel die Inschrift: „Ich gebe mein Leben hin für meine Schafe. 
Joh. 10. 15.", rechts: „Unser Osterlamm ist geopfert worden. 1. Cor. 5. 7.", links: 
„Er war gehorsam bis zum Tode, ja, bis zum Tode am Kreuze. Phil. 2. 8." und 
rückwärts: „Anton Liemann 1871." Der Fürstbischof Friedrich Landgraf von Fürsten¬
	        
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