Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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Stadt- und Dorfxfarren. 
Nach dem am 10. August 1855 verstorbenen Dechant und Erzpriester Franz 
Ludwig administrierte der Kaplan Rudolf Beck die Pfarre Odrau. Das im Hofraume 
der Pfarrei befindliche Wohngebäude für die beiden Hilfspriester wurde 1855 neu 
aufgeführt, da deren Wohnungen aus sanitären Gründen nicht weiter benützt werden 
konnten. Auch der baufällig gewordene Pferde- und Rinderstall wurde neu hergestellt. 
Am 2. Dezember 1855 wurde in Gegenwart des Dechants Johann Zohner aus Fulnek, 
des Vogteikommissärs Franz Thienelt und des Pfarrverwesers Rudolf Beck die Fas¬ 
sion der Religionsfondspfarre Odrau aufgestellt, der wir folgendes entnehmen: Em¬ 
pfänge : I. Vom Grundertrage: Rach der Katastral-Abschätzung vermöge des Steuer¬ 
bogens betrug das Reinerträgnis von allen Grundstücken 269 fl. 47 kr. C.-M. — II. An 
Interessen von Pfründenkapitalien: Grundentlastungsrente 549 fl. l53/4 f'r. — in. Von 
gestifteten Verbindlichkeiten: für Persolvierung der gestifteten Anniversarien, Messen 
und sonstigen Suffrenzien: a) von den älteren 71 fl. 522/& kr. C.-M., b) von den 
neueren 103 fl. 17 kr., «) von der Mesfenstiftung bei der Taschendorfer Filiale 42 kr., 
zusammen 175 fl. 51*/s kr. — IV. An Stola 254 fl. 6 */3 kr. — V. An Beiträgen: 
Gehaltsbeitrag der Odrauer Stadtgemeinde 32 fl. — VI. Für das Mitweiderecht auf 
den Hutweiden des Odrauer Dominiums 6 fl. 40 kr., zusammen 1387 fl. 40 */2 kr. — 
Ausgaben: I. Erhaltung der Seelsorgegehilfen: Bei dieser Pfründe bestehen ein 
Kaplan und zwei Kooperatoren, von denen der Kaplan mit 80 fl. gestiftet ist, daher 
der auf die gesetzliche Kongrua von jährlichen 200 fl. C.-M. fehlende Betrag 120 fl. 
ausmacht, während der Gehalt des Kaplans durch das Stiftungseinkommen gedeckt 
ist. Die beiden Kooperatoren werden vom Pfarrer aus eigenem erhalten, wofür die 
Susteutationsgebühr jährlich 400 fl. beträgt, daher zusammen 520 fl. — II. Steuern und 
Gaben: Grundsteuer und Hauszinssteuer 80 fl. 40 kr., Zuschläge 21 fl. 2 kr., Ge¬ 
bührenäquivalent 6fl.45kr.,Gemeindeauslagen 5fl.28'/,kr., zusammen 113fl. 55'/,kr. 
— III. Gebäudereparatur 25 fl.45'/z kr. — IV. Verschiedene Auslagen: Feguug der 
Schornsteine 4 fl., Druckkosten der Verordnungen 1 fl. 32 kr., Kurrendenlohn 2 fl., 
zusammen 7 fl. 32 kr., insgesamt 667 fl. 12"/« kr., daher das jährliche Pfründen¬ 
erträgnis 720 fl. 272/a kr. beträgt. 
Am 27. März 1856 wurde Josef Hilfcher (XVI.) auf die Pfarre Odrau 
investiert. Derselbe wurde 1796 in Odrau geboren, absolvierte das Gymnasium in 
Freiberg, die Theologie in Olmütz, wurde 1820 zum Priester geweiht und als Neo¬ 
presbyter in Odrau als Kooperator angestellt, wo er 1828 Stadtkaplan wurde und 
nach Franz Zimmermann eine kurze Chronik von Odrau schrieb. Im Jahre 1835 
wurde ihm die Kuratie Wessiedel verliehen, 1848 kam er als Pfarrer nach Bladowitz 
und von dort 1856 als solcher nach Odrau. Es ivurden sodann 1857 am Pfarrhofe 
umfassende Reparaturen vorgenommen, wozu die Stadt 109 zweispännige Zug- und 
670 Hand-Robottage leistete. Die Verteilung derselben wurde derart vorgenommen, 
daß der Viertelbauer 1 Tag, der Halbbauer dementsprechend 2, der Dreiviertelbauer 3 
und der Ganzbauer 4 Tage zu leisten hatte. Von den Häuslern und Inwohnern 
wurden 8 einem Ganzbauer gleichgehalten. In der Stadt wurden derlei Robot¬ 
leistungen gewöhnlich verpachtet und der Betrag auf die Bürger nach deren Steuer¬ 
leistung verteilt. Die bisher bestandenen Kirchenwachen wurden 1857 aufgehoben und 
zwei eigene Kirchen Wächter angestellt. Zur Besoldung derselben von je 20 fl. 
hatten pro Haus zu 6 kr. beizutragen: Werdenberg (25 Häuser) 2 fl. 30 kr., Neudörfel 
(30) 3 fl., Lautsch (67) 6 fl. 42 kr., Jogsdorf (43) 3 fl. 24 kr. und Odrau mit Neu¬ 
mark 24 fl. 24 kr., zusammen 40 fl. Die bisherige Hausgabe in der Stadt und Neu¬ 
mark mußte infolge dessen von 48 kr. auf 51 kr. erhöht werden. Bezüglich der Friedhofs¬ 
erweiterung im Jahre 1857 wurde schon an anderer Stelle berichtet. 
Im Jahre 1858 kam der Erzbischof Friedrich Landgraf von Fürstenberg nach 
Odrau, um zu firmen. Die Stadt hatte damals zur Pflasterung des Presbyteriums 
in der Pfarrkirche 10 D° Steinplatten für 100 fl. aus Lindewiese bezogen. Gleich¬
	        
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