Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

631 
die Gemeinde infolge von Saatauswinterung und Hagelwetter Notstandsgelder und 
1896 infolge der Nässe während der Ernte Steuernachlässe. Im gleichen Jahre wurde 
das Pfarrgebände mit Schiefer aus dem Odrauer Schieferbruche gedeckt. 
In Wolfsdorf war Johann Demel, Nr. 1, von 1849 bis 1855 der erste 
Gemeindevorsteher. Es herrschte damals große Teuerung, so daß ein Metzen Korn 
10 fl. C.-M. kostete. Sein Nachfolger ivar Josef Sichler, Nr. 2 (1855—1858). Am 
Prokopstag 1858 gab es infolge eines Wolkenbruches große Überschwemmung. Bei 
Nr. 1 wurde die Stallung weggerissen und das Vieh schwamm samt den Krippen bis 
in das Niederdorf. — 3. Ferdinand Demel, Nr. 1 (1858—1867). Am 3. August 1866 
wurde in Mährisch-Wolfsdorf eine preußische Jnsanterieabteilung einquartiert und 
nach dem Friedensschlüsse hatten beide Gemeinden Einquartierungen von preußischen 
Kürassieren und Uhlanen. Das folgende Jahr 1867 war ein sehr fruchtbares. 4. Anton 
Ohnheiser, Nr. 15 (1867—1870). Das Jahr 1868 brachte drei Elementarereignisse. 
Am 26. Mai entlud sich über Wolfsdorf ein starkes Hagelwetter, welches im Mittel¬ 
und Niederdorf das Korn fast gänzlich vernichtete und an Bäumen und Häusern großen 
Schaden anrichtete. Die Schlossen hatten die Größe von Tauben- und Hühnereiern, 
einige waren faustgroß. Ein solcher Klumpen wurde gewogen und hatte 28 Lot. 
Am 14. Juni gab es Hochwasser, das bis zur Eingangsstiege im Schulhause reichte, 
und am 7. Dezember erhob sich ein fürchterlicher Orkan, der an den Obstbäumen, an 
den Häusern und in den Wäldern großen Schaden verursachte. 5. Unter Franz 
Stillner, Nr. 22, (1870—1876) wurde 1876 die Brücke über den Gansbach gebaut, 
die 446 fl. ö. W. kostete. Seine Nachfolger waren: 6. Karl Blosch, Nr. 1 (1876—1882). 
7. Johann Malcher, Nr. 32 (1882—1888). — 8. Josef Demel, Nr. 1, von 1888 
bis 1900. Unter diesem wurde 1892 im Oberdorfe beim Hause Nr. 22 die steinerne 
Brücke gebaut, die 247 fl. kostete. Auf seine Anregung wurde 1893 die Freiwillige 
Feuerwehr Schles.-Wolfsdorf gegründet. Im Jahre 1896/7 bauten die Gemeinden 
Schles.-Wolfsdorf, Taschendorf, Mähr.-Wolfsdorf und Gerlsdorf die für die Gemeinde 
wichtige Bezirksstraße nach Fulnek. Der Turm der Kirche wurde 1899 abgebrochen und 
ein neuer vom Baumeister Dittel aus Wagstadt aufgestellt und mit Blech eingedeckt. 
Gewerbe und Industrie. Landwirtschaft und Viehzucht. Verkehr. 
Der Ausschank des herrschaftlichen Bieres erstreckte sich nur auf die bekannten 
vier Dörfer, dann den Hennhof, den Tiergarten und Emaus, weshalb das herrschaft¬ 
liche Brauhaus kein nennenswertes Erträgnis lieferte. Als nun im Jahre 1848 
der Güterdirektor Loeser an den Oberamtmann schrieb: „Der Himmel gebe, daß das 
Bräuhaus endlich einmal einen Ertrag abwerfe. Neue Ausgaben auf Lusthäuser — 
ein solches wollte der Oberamtmann beim Felsenkeller errichten — sind jetzt nicht 
durchzuführen", und am 7. September 1848 das Patent wegen Aufhebung des Vier¬ 
und Branntweinzwanges erschien, legte der Oberamtmann Stoklassa letzteres zu Gunsten 
der Herrschaft aus und ließ sogleich im Bräuhause und im Felsenkeller herrschaftliches 
Bier ausschenken, woraus die Schankbürger die Zahlung des Mautmalzzinses 
verweigerten und 1849 bei der k. k. Bezirkshauptmannschaft die Beschwerde einbrachten, 
daß die Herrschaft nach dem genannten Patente in dem Bezirke der Bürger keine 
neuen Schenken errichten dürfe, da sie durch Verträge ans dieses Recht gegen Entgelt 
verzichtet habe (1675). Diese entschied 1850, daß die Herrschaft Odrau, solange sie 
von der Bezirkshauptmannschaft keine Bewilligung habe, weder im Felsenkeller noch 
im Bräuhause schenken dürfe und unter einer Geldstrafe und Konfiskation der Vor¬ 
räte den Schank allsogleich einstellen müsse. Franz Thinelt, der nun an der Spitze 
der Gutsverwaltung stand, schritt um die Befugnis ein, in den genannten Orten 
herrschaftliches Bier ausschenken zu dürfen, wurde jedoch 1851 abgewiesen, da Per¬ 
sonalbefugnisse moralischen Personen nicht verliehen werden dürfen und Frauens¬ 
personen von dem Erhalte eines Polizeigewerbes ausgeschlossen seien, daher weder der
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.