Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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gerichtes Odrau zuzuweisen befunden habe. Als Aktivierungstermin wurde der 1. Jänner 
1872 bestimmt. Das schlesische Landesgesetz vom 5. März 1873 setzte sodann fest, 
daß die genannten Realitäten, die zur schlesischen Gemeinde Kleinpetersdorf im stabilen 
Kataster zugeschrieben waren, jedoch zur mährischen Gemeinde Großpetersdors gezählt 
wurden, mit allen bei Aufnahme des stabilen Katasters denselben zukatastrierten Grund¬ 
stücken zum Territorium des Herzogtumes Ober- und Niederschlesien gehören. — 
5. Franz Ertel, Nr. 41 (1886—1892). Über Anregung des landwirtschaftlichen Ver¬ 
eines in Neutitschein wurde 1886 die Spar- und Darlehenskasse „Eintracht", eine 
registrierte Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung in Kleinpetersdorf gegründet und 
1887 voin k. k. Ackerbauministerium, als die erste derartige Kasse nach dem System 
Raiffeisen in Mähren und Schlesien, mit 200 fl. prämiiert. Damals waren 28 Mit¬ 
glieder, Ende 1901 schon 142 und betrug der Geldumsatz 456.568'50 Kronen. Zum 
Vereinsgebiete gehören die Gemeinden: Kleinpetersdorf und Heinzendorf in Schlesien 
und Großpetersdors in Mähren. Durch die Kasse wurde 1887 der erste größere Bezug 
von künstlichen Düngemitteln durchgeführt und in jedem der drei Dörfer eine Brücken¬ 
wage aufgestellt. Auch wurde eine Geräte-Genossenschast begründet, welche den Zweck 
verfolgt, die Landwirte mit dein Gebrauche landwirtschaftlicher Maschinen bekannt¬ 
zumachen. Angeschafft wurden: 2 Drill-Sämaschinen, 1 Trieur, 1 Wiesenmoosegge 
und 2 Pferderechen. Mehrere Private schafften dann Sämaschinen und eine große 
Zahl von Mähmaschinen au. Im Jahre 1889 wurde dann auch ein landwirtschaft¬ 
liches Kasino begründet, welches Bedarfsartikel, Futter, Düngemittel, Kohle u. s. w. 
im großen beschafft. Weiter besteht eine gegenseitige Viehversicherung für Notschlach¬ 
tungen und Unfälle. — 6. Josef Baier, Nr. 37 (1892—1898). —' 7. Franz Ertel, 
Nr. 41 (1898—1901). Für die Gemeinden Heinzendorf, Groß- und Kleinpetersdorf, 
Grasendorf, Deutsch-Jaßnik und Mankendorf war der 1. Juli 1897 ein unheilvoller 
Tag. Abends um V.,8 Uhr fielen plötzlich ohne vorhergegangenen Regen aus nörd¬ 
licher Richtung durch 20 Minuten Hagel und Schlossen oder, besser gesagt, Eisklumpen 
in der Form und Größe von flachen Gänseeiern im Gewichte von 10 bis 20 Deka¬ 
gramm in dichter Menge auf die Erde nieder. Sämtliche Saatfelder und Gärten sahen 
wie zerstampft aus. Das Getreide wurde förmlich zerhackt, von den Bäumen die 
Zweige abgehauen und Fenster ohne Zahl zertrümmert. Selbst die feuersicheren Be¬ 
dachungen wurden durchgeschlagen und viele Menschen und Tiere, die sich im Freien 
befanden, schwer beschädigt und verwundet. 
InTaschendorf waren seit 1848 folgende Gemeindevorsteher tätig: 1. Josef I. 
Herzmansky, Nr. 1 (1848—1850). — 2. JosesII. Herzmansky, Nr. 1 (1850—1870). — 
3. Joses Fischer, Nr. 27 (1870—1876). — 4. Josef Walzel, Nr. 34 (1876—1879). 
— 5. Franz Sturm, Nr. 7 (1879—1882). — 6. Josef Walzel, Nr. 34 (1882—1885). 
— 7. Richard Herzmansky, Nr. 1, seit 1886. Richard Herzmansky, geboren am 3. Mai 
1859, diente nach Beendigung der Studien an der landwirtschaftlichen Mittelschule in 
Oberhermsdorf als Einjahrig-Freiwilliger im 1. Infanterie-Regiments „Kaiser Franz 
Josef 1.", wurde hierauf Leutnant in der Reserve beim 54. Infanterie - Regiments und 
hierauf Oberleutnant beim 15. Landwehr-Infanterie-Regiment. Im Jahre 1880 über¬ 
nahm er die väterliche Erbrichterei, wurde 1886 Gemeindevorsteher und Obmann des 
Ortschulrates und ist seit 1889 Mitglied des Bezirksstraßen-Ausschusses. Bei den all¬ 
gemeinen Wahlen im Jahre 1897 wurde er von den Landgemeinden des Troppauer 
und Jägerndorser Wahlbezirkes in den Reichsrat gewählt. Sein Gegenkandidat war 
Baron Rolsberg, den die Tschechen 1891 gegen Karl Türk mit geringer Mehrheit 
durchgebracht hatten. Durch die Wahl Herzmanskys war der früher stets durch einen 
Deutschen vertretene Bezirk den Deutschen wiedergewonnen worden. Herzmansky ist 
Mitglied der Deutschen Volkspartei und der Agrarier-Vereinigung des Abgeordneten¬ 
hauses. — Im Jahre 1901 wurde in Taschendorf eine gegenseitige Viehversicherung 
für Notschlachtungen und Unfälle mit 50 Teilnehmern gegründet. 
Die Kolonie Werdenberg gehörte anfangs zur Gemeinde Taschendorf, in 
deren Vertretung sie stets einen Gemeinderat entsandte. Der letzte langjährige Ver¬
	        
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