Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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solle. Im gleichen Jahre verkauften Herdon von Kloppe und dessen Gemahlin 
Budislawa von Chudobin dem Johann, Pfarrer in Oder, und seinem Bruder 
Wygnand, genannt Knab, 70 Mark Groschen jährlichen Zins vorn Hose in Duban, 
welchen Besitz letztere jedoch 1376 an Johann von Scitowitz veräußerten. Im Jahre 
1381 schlossen die beiden Brüder eine Vereinbarung bezüglich ihrer übrigen Habe.*) 
Auch ein sichtbares Denkmal in der Kirche selbst ist uns aus jener Zeit er¬ 
halten geblieben. Es ist die in der südwestlichen Ecke des Turmes hängende Glocke, 
die einen schwach wellenförmig ausgezackten Rand hat und in gleich großen gotischen 
Lettern folgende Inschrift zeigt: „O -(- rex -f glorie -j- veni + cum -f pace + 
anno -f- domini -f- M -f- CCC LXXIIII -|- vassro -j- me 4- fecit“; zu Deutsch: 
„& König des Ruhmes, bring den Frieden. Im Jahre des Herrn 1374. Vaßro goß 
mich." Von diesem Jahre an haben wir dann mehr als ein Jahrhundert lang gar 
keine Nachricht von der Kirche und der Pfarre. Die Kirche ist dem heil. Apostel 
Bartholomäus geweiht, was an und für sich schon für deren hohes Alter spricht. 
Die alten Deutschen erinnerten sich nach ihrer Bekehrung zum Christentume 
noch oft Wotans und Donars, Holdas und Frikkas und tranken mit Met itnb 
Bier ihre Minne an hochzeitlichen Tagen, und als ihnen dies Erinnern und Träumen 
als Sünde ausgelegt und verboten wurde, da fiengen sie an, aus den neuen Heiligen¬ 
bildern die Züge alter Götzenbilder herauszusuchen und sie leisteten dann gerade in 
der Verehrung solcher Helden des Christentums, welche sie an den alten Heiden¬ 
himmel erinnerten, fast Unglaubliches. An Wotans Stelle traten vorzüglich der 
Erzengel Michael, der Apostelfürst Petrus, die Ritter Martin und Georg; aber auch 
der Apostel Bartholomäus, dessen Fest die Kirche am 24. August feiert, kommt als 
Vertreter Allvaters vor und ist einer der angesehensten Volksheiligen geworden. Der 
heilige Bartholomäus war einer der zwölf Apostel des Herrn; eigentlich hieß er 
Nathanael, denn Bartholomäus ist dem hebräischen Bar-Tholmai gleich, was Sohn 
des Tholmai bedeutet. Er war zu Kana in Galiläa gebürtig und soll der Bräutigam 
auf der Hochzeit gewesen sein, bei welcher der Herr das Wasser in Wein verwandelte. 
Anfänglich predigte er in Palästina, dann zog er nach Phrygien, Großarmenien und 
Arabien, sogar nach Indien soll er vorgedrungen sein. In dem Gebiete von Albana, 
der heutigen Kaukasusprovinz, und zwar zu Albanopolis erlitt er den Märtyrertod; 
es wurde ihm bei lebendigem Leibe die Haut abgezogen und dann wurde er ent¬ 
hauptet, was im Jahre 71 nach Christi Geburt geschah. 
Albert von Sternberg und sein Neffe Peter befreiten 1374 die Einwohner der 
zur Herrschaft Odrau gehörenden Dörfer: Petersdorf, Heinzendorf, Wes¬ 
siedel, Dobisch Wald, Lauts ch, Jogsdorf, Groß-und Klein-Hermsdorf, 
Groß- und K l e i n - K a m i tz, Groß-undKlein-Wolfsdorf und Taschen¬ 
dorf vom Heimfallsrechte, so daß sie wie die Bürger der Stadt Odrau ihre Güter 
ihren Verwandten und Verschwägerten geben, schenken und vermachen konnten. Die 
Richter waren hievon ausgeschlossen.*) **) 
*) Codex dipl. Moravife, X, 209, 211..— Olmützer Landtafel II, 5. 111, 25. 
IV, 11. — Der Fulneker Chronist Felix Jaschke will nach Hilschers Chronik im Jahre 
1777 in der Gruft vor dem Hochaltare in einem Stein die Jahreszahl 1012 ein¬ 
gemeißelt gesehen haben. — Nach Franz Taver Richters Erklärung der ältesten Ur¬ 
kunden der Olmützer Domkirche hatte die Lundenburger Kirche 1131 in Vatorove, 
was Odrau bedeuten soll, zwei Lan Grundbesitz. — Als Johann Gröger 1664 einen 
Keller grub, fand man nach Zimmermanns Chronik eine Glocke, die angeblich die 
Templer 1302 in Meseritsch bei Brünn hatten gießen lassen. Er schreibt: „Die 
Buchstaben waren schon sehr veraltet." Alle diese Nachrichten sind unbeglaubigt. 
**) Albertus, Dei gratia Luthomislensis Episcopus et 
Dominus in Sternberg, et Petrus de Sternberg, nepos reverendi 
patris Domini Episcopi ejusdem ad universorum tenore prsesentium deducimus 
noticiam, quod constituti coram nobis fideles nostri dilecti pauperes homines
	        
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