Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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Acker, Grundparzelle 977, per 1 Joch 1494 D° für 2321 fl. 15 kr. und am fol¬ 
genden Tage von Johann Kasper die von der Realität Nr. 246 abgetrennten Acker¬ 
parzellen 42 und 43 im Außmaße von 1 Joch 86 □“ für 1200 fl. C.-M. Weiter 
erstand sie am 11. Oktober 1856 von Johann Bieber dessen Scheuer, Bauparzelle 33, 
mit einer Bauarea von 30 für 500 fl. C.-M. Die Ackerparzelle 976 erhielt das 
Krankenstift als Vermächtnis nach dem verstorbenen Johann Gerlich. 
In den Jahren 1855 bis 1858 erwarb die Landgräfin Charlotte von Fürsten¬ 
berg die Häuser Nr. 248 und 249 in der Bahnhofstraße (früher Stiftsstraße) und 
die Ballstelle des 1852 wegeil Baufälligkeit abgebrochenen uralten städtischen Spitals 
(Armenhaus) Nr. 250. Sie ließ diese kleinen und unansehnlichen Häuser abtragen 
llnd erbaute an ihrer Stelle ein hübsches einstöckiges Gebäude, welches sie zu einer 
dreiklassigen Mädchenschnle widmete und diese mit einem Kapitale von 23.000 fl. C.-M. 
dotierte. Der Stiftsbrief vom 6. Mai 1861 hat folgenden Wortlaut: 
„Im Namen der allerheiligsten Dreieinigkeit, des Vaters, des Sohnes unb des 
heiligen Geistes, Amen. 
„Um das Wort des göttlichen Heilandes: „Lasset die Kleinen zll mir kommen", 
nach Kräften in Erfüllung zu bringen lilid daraus zu sehen, daß die weibliche Jugend 
der Stadt Odrall von Mitgliedern einer geistlichen Congregation weiblichen Geschlechtes 
mit Wort und Beispiel zu heiliger Gottesfurcht lind christlicher Tugend herangezogen, 
wie auch mit den für ihr zeitliches Fortkommen nothwendigen Kenntnissen ausgerüstet 
iverde, habe ich nach ernster Berathung unb reiflicher Überlegung den Beschluß gefaßt, 
in der Stadt Odrau eine Mädchenschule zu errichten und zu dotieren, und zwar 
unter nachfolgenden Bestimmungen: 
„1. Ich widme für die Mädchenschule das von mir neu erbaute, mir eigenthümlich 
gehörige Haus in Odrau Nr. Cat. 249 mit den dazugehörenden Nebengebäuden und 
Grundstücken Parc. Nr. 28 und 32, Grundbuch Tom. 111. Fol. 390, in ihrem dermaligen 
Ausmaße von 459O>° und im Schätzungswerte von 8512 fl. ö. W., nebst allen 
Mobilien, welche sich in dem Haus befinden und wie solche in einem darüber auf¬ 
genommenen Inventarium mit einem Werte von 1000 fl. ö. W. verzeichnet sind. 
„2. Für die immerwährende Erhaltung des vorbezeichneten Hauses und aller 
seiner Cohärenzen in einem guten Baustande widme ich ein Capital von 2460 fl. C.-M. 
zu 5u/0, bestehend in nachbenannten Wertpapieren zu ihrem Nominalwerte berechnet: 
Als zwei Stück Grundentlastungs-Obligationen des Herzogthumes Ober- und Nieder- 
Schlesien ä 1000 fl., vier Stück Metalliques ä 5% ä 100 fl. und drei Stück National- 
Anlehens-Obligationen ä 5% ä 20 fl., Summa 2460 fl. C.-M., welche als Baucapital 
für die Mädchenschule in Odrau zu vinculieren sind, und bestimme, daß die noth- 
ivendigen Reparaturen des Gebäudes, wie auch die Erhaltung und allfällige Nach¬ 
schaffung der Jnventarialstücke von den Interessen dieses Capitals bestritten werden, 
ohne daß mir oder meinen Erben die Verpflichtung zu einer weiteren Beitragsleistung 
zufalle, weder an Geld, noch Holz, noch anderen Materialien. 
„3. Als Dotation zum Unterhalte der Lehrerinnen an der Mädchenschule, welche 
immer einem kirchlichen Orden oder einer geistlichen Congregation angehören müssen, 
widme ich das Capital von 23.000 fl. C.-M. zu 5% in nachbenannten Wertpapieren, 
zu ihrem Nominalwerte berechnet, als 23 Stück Obligationen ä 5% vom Jahre 
1852, welche als Dotationscapital für die Mädchenschule zu Odrau zu vinculieren 
sind, und setze die Bedingnis hinzu, daß weder mir noch meinen Erben die Ver¬ 
pflichtung zu einer weiteren Beitragsleistung zufalle. 
„4. Die Verwaltung des oberwähnten Gebäudes mit allen seinen Pertinenz- 
Stücken, sowie die Verwaltung und Verwahrung des zur Instandhaltung aller Bau¬ 
lichkeiten und Jnventarstücke gewidmeten Capitals von 2460 fl. C.-M. in 5"/g schlesischen 
Grundentlastungs-Obligationen undStaats-Schuldverschreibungen, ferner des Dotations¬ 
Capitales per 23.000 fl. in 5% Staats-Schuldverschreibungen übertrage ich aus¬ 
schließlich dem hochwürdigsten Herrn Fürst-Erzbischof von Olmütz für immerwährende 
Zeiten mit der ehrfurchtsvollen Bitte, daß Hochderselbe für sich und seine Nachfolger
	        
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