Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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X. Mschmtt. 
5tadt und Gerichtrbezirk Odrau im Zeitraume 
1848 dir 1900. 
Allgemeiner Überblick. Verfassung, Verwaltung und Rechtspflege. 
Die Februarrevolution in Paris und die Errichtung der Republik übten auf 
fast alle europäischen Staaten einen außerordentlichen Einfluß aus, überall machten 
sich mehr oder weniger revolutionäre Bewegungen geltend. Die dadurch herbeigeführte 
Gährung steigerte sich im Monate März 1848 in allen Teilen Deutschlands zu Auf¬ 
ständen und drohenden Volksversammlungen- und nötigte die Monarchen, die Ver¬ 
fassungsverhältnisse in einer der Neuzeit entsprechenden Weise zu ordnen und nament¬ 
lich eine Gesamtverfassung in Deutschland, in die auch die deutschen Länder Österreichs 
eingeschlossen werden sollten, anzubahnen. Zu diesem Zwecke erfolgte die Wahl von 
Deputierten, die in Frankfurt a. M. zu einer „verfassunggebenden Versammlung" 
zusammentraten. Diese Versammlung errichtete eine ganz Deutschland umfassende 
Zentralgewalt und stellte an deren Spitze als Reichsverweser den Erzherzog Johann 
von Österreich. Die Reichsverfassung sollte monarchisch sein. Es war aber mit Ge¬ 
wißheit anzunehmen, daß weder der Kaiser von Österreich noch der König von Preußen, 
wenn die Wahl einen anderen treffen sollte als ihn selbst, sich unterordnen würden. 
Die Frankfurter Deputierten boten dem König von Preußen die deutsche Kaiserkrone 
an, die dieser jedoch ablehnte, worauf die Mehrzahl der Parlamentsmitglieder den 
Versuch einer Einigung Deutschlands aufgab und 1851 kam es zur Wiederherstellung 
des Bundestages. 
Noch tiefer als Deutschland wurde Österreich durch die Märzereignisse des Jahres 
1848 aufgewühlt. Die Bewegung richtete sich hauptsächlich gegen den Fürsten Metter¬ 
nich ; kaum war jedoch dieser durch die Märzbewegung gestürzt, so gingen auch schon 
die Bestrebungen der Bewohner Österreichs auseinander. Die Deutschen strebten die 
Herstellung moderner Verfassungsverhältnisse im zentralistischen Sinne an und wollten 
zugleich in die innigste Verbindung mit Deutschland treten. Die Ungarn wünschten 
wieder die bloße Personal-Union mit Österreich, die Slaven aber eine föderale Ver¬ 
fassung. Die Italiener im lombardisch-venetianischen Königreiche suchten sich dagegen 
durch einen Aufstand vom österreichischen Staatsverbande abzulösen und wurden von 
König Karl Albert von Sardinien unterstützt. Doch die Siege des Feldmarschalls Grafen 
Radetzky bei Santa Lucia, Vicenza, Somma campagna und Custozza (1848) und jener 
bei Novara (1849) zwangen ihn, zurückzuweichen und zugunsten seines Sohnes Viktor 
Emanuel II. abzudanken. Venedig, das sich als Republik konstituiert hatte, mußte 
* wieder unter die österreichische Herrschaft zurück. 
Die Ungarn forderten nach der Pariser Revolution ein selbständiges Ministerium 
und die Personal-Union. Ludwig Kossuth setzte die Gewährung dieser Forderung 
durch und wurde neben Ludwig Batthiänyi das einflußreichste Mitglied des neuen 
Ministeriums. Die Stelle des Kaisers vertrat in Ungarn der Erzherzog Stephan. 
Die Kroaten, Serben und Rumänen wollten jedoch von diesen Bestrebungen nichts 
wissen und erhoben sich im September 1848 unter dem Banns Jellachich. Kaiser
	        
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