Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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schon am 7. wieder in unseren Händen und der Erbprinz von Braunschweig schlug 
seine Quartiere iu Piltsch auf. Am 9. schrieb der Rittmeister Czerny von Grätz 
hierher: „Da es nun schon das zweite Mal vorkommt, daß Schanzarbeiter ans dem 
Wege nach Troppau angetroffen werden, so wird ein solches mit dem ernstgemessenen 
Beisatz dem Wirtschaftsamte in Odrau auf das Schärfste verhoben, in Zukunft sich 
nicht mehr beigehen zn lassen, tveder Schanzarbeiter noch Naturallieferungen, noch 
Prästationen an die feindlichen Truppen zn machen, als sonsten dasselbe und jeder¬ 
mann, der darwider handelt, zu der schwersten Verantwortung gezogen werden würde." 
Nach Jakubschowitz hatten dem Oberst von Pfefferkorn die Gemeinden Groß- und 
Klein-Hermsdorf, Kamitz und Dörfl am 17. Oktober 600 Portionen Hafer, eben¬ 
soviel Heu und 6" Brennholz zu liefern. Ferner mußten am 26. von der Stadt 
25 Sch. Hafer und 15 Ztr. Heu und von den Dörfern 400 Sch. Hafer und 500 Ztr. 
Heu nach Grätz gesandt werden. 
Die Stellung unserer Armee war damals folgende: Der Kordon war von Grulich 
bis Mährisch-Ostrau gezogen. General Spleny hielt Grätz, Neugebauer Spachendorf, 
der kommandierende General Ellrichshausen Engelsberg und Kirchheim Zuckmantel. 
Die Preußen hielten Troppau, Jägerndorf und Johannesberg. Am 23. November 
rückte der Generalfeldmarschall Armasy mit seiner Bagage in Odrau ein. Hier befand 
sich das Colloredo'sche Spital und das von Harrach, von welcheA Regiments 140 Köpfe in 
6 Häusern lagen. Dazu rückte am 28. noch ein Bataillon von demselben Regimente ein 
und am 10. Dezember befand sich auch das Spital des Obbeli'schen Grenadierbataillons 
hier, das aus Nugent-, Tillerisch- und Esterhazy-Grenadieren bestand. Am 4. Jänner 
1779 kam auch das Siskowitsch'sche Spital hieher. Am 18. Jänner mußte die 
Herrschaft 596 Ztr. Mehl, 145 Mtz. Hafer und 5 Ztr. Heu für das in Partschendorf 
liegende Savoyen-Dragonerregiment abliefern. Am 1. März 1779 mürbe dann der 
Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten gegeben, am 8. März ein Waffenstill¬ 
stand geschlossen, und am 10. März begann der Friedenskongreß in Teschen. Der 
Friede wurde am 15. Mai geschlossen uub dadurch dem Kriege, der unter dem Namen 
Zwetschkenrummel oder Kartoffelkrieg bekannt ist, ein Ende gemacht. Dem 
Grafen Lichnowsky, welcher seit 1773 die preußische Fürstenwürde besaß und ohne 
Ermächtigung von Seite des Kaisers in der ersten Hälfte des Dezembers 1778 
Friedensverhandlungen, jedoch ohne Erfolg, angeknüpft hatte, wurde, weil man ihm, 
ob mit Recht oder Unrecht, das ist jetzt schwer zu entscheiden, nicht traute, zu seinem 
Schmerze und seiner Beschämung der kaiserliche Befehl erteilt, sich auf seine Privat¬ 
angelegenheiten zu beschränken uub sich jeder Einmischung in die öffentlichen Geschäfte 
zn enthalten.*) 
Die Neustädter und die Neumarker hatten sich wegen der Militäreiu- 
quartierung beschwert und sich darauf berufen, daß sie hievon befreit wären. Das 
Landesältestenamt entschied jedoch am 2. Februar 1779, daß bei gegenwärtigen Um¬ 
ständen sich niemand der Militäreinquartierung entschlagen könne. Erstere hatten sich 
auch wegen der zu leistenden Botengänge beklagt und letztere die Beiträge zu den 
Kirchen-, Pfarr-, Friedhof- und Schulbaulichkeiten verweigert, doch wurden beide am 
16. April 1779 vom Landesältestenamte abgewiesen. 
Wiederaufnahme des Rechtsstreites mit den Schankbürgern. 
Gründung weiterer Kolonien. 
Kaiserin Maria Theresia war am 29. November 1780 gestorben und ihr Sohn 
Josef U. war nun Alleinregent geworden. Da dessen auf das Wohl des Volkes 
gerichteten Bestrebungen bekannt waren, so fingen die Schankbürger an zu hoffen, 
daß es ihnen unter ihm gelingen werde, von den Bedrückungen der Herrschaft befreit 
zu werden. Sie sandten die Deputierten Anton Riedel und Josef Kutzner mit un¬ 
beschränkter Vollmacht nach Wien, wo diese am 10. März 1781 von Sr. Majestät 
*) Arneth, X, S. 590, 2. — Nvtizenblatt 1887, S. 27. 
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