Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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„Unterm 23. Juni hat der Rentschreiber und der Taschendorfer Richter wegen 
Bonificationsabschreibung in Troppan nichts ausgericht, indem, als sie Hierinfalls 
begriffen gewest, ein Geschrei vom Feind erschollen, daß alle acta zusammengepackt 
und sammt der Cassa nacher Freudenthal geflüchtet worden, welche dortige auf¬ 
geschlagene Amtierung unter gestrigem dato per currendum intimiret worden." — 
Biermann schreibt in der Geschichte von Troppau: „General Werner marschiert den 
29. Juni 1762 gegen Troppau, welches er den Tag darauf besetzt, wohin auch der 
Prinz von Bevern abrückt. In der Nähe der Stadt muß es zu Scharmützeln ge¬ 
kommen sein, da die Aufzeichnungen der Franziskaner in Ratibor vom 17. Juli 
melden, es wären verwundete Preußen in mehreren Wagen von Troppau dahin 
gebracht worden." Diese Gefechte fanden auf dem Gebiete von Odrau statt. „Am 
6. Juli kam ein preußisches Husarencommando nach Fulnek und begehrte Brand¬ 
schatzung, welche aber die Stadt verweigerte. Am 7. und 8. Juli kam dann die 
ganze preußische Armee und lagerte auf den herrschaftlichen Feldern beim Kapuziner¬ 
kloster, wo sodann die Stadtgemeinde die Brandschatzung hat zahlen müssen."*) 
Von Fulnek aus rückte ein Teil der preußischen Armee unter dem Oberst Starke, 
wie aus den Aufzeichnungen unseres Oberamtmannes hervorgeht, am 7. Juli vor, 
drängte die in Wolfsdorf, Taschendorf und Odrau liegenden kaiserlichen Truppen 
zurück und besetzte diese Orte, wurde jedoch wieder zurückgeworfen, worauf sich einige 
Tage die Feinde ruhig gegenüber standen. Am 22. drangen die Preußen abermals 
vor, doch blieben nur die Dörfer Wolfsdorf, Gryßhermsdorf und Dörfel in ihren 
Händen. Zwei Tage später mußte Bevern von Troppau nach Kosel und Werner 
nach Leobschütz zurückweichen. Doch hören wir darüber unseren Oberamtmann. 
„19. Juli. Es jagen sich die feindlichen Ausschreibungen und unter Feuer und 
Schwert allerschärfste Monitoria eines das andere, daß es bald nicht mehr auszuhalten 
möglich.sein wird. Die oberen Dörfer Kamitz, Dörfel, Großhermsdorf, Wolfsdorf 
und Taschendorf gehen durch unsere Postierungen, welche das sämmtliche Sommer¬ 
getreide ruinieren und ihnen Schlachtvieh, Brot und Fleisch liefern müssen, zugrunde. 
Die feindlichen Ausschreibungen sind bis dato folgende: Nebst sechsmonatlichen Steuern, 
Domesticalumlagen und Resten ab anno 1758 beisammen «noch 118 fl. 56 kr., dann 
vor den General Werner Doceur 55 Ducaten. Item 4 Schlachtviehes, Brot 150 
Portionen, Mehl 184 Centner, Korn 129, Haber 166, Gersten-Graupe 13 Scheffel 
2 Viertel, Erbsen 4 Scheffel 2 Viertel, Heil 158 Centner, Stroh 21 Schock 10 Garben, 
Holz 25)'/ und hat der preußische Oberst Stark unterm 7. cnrr. bei seinem Hiersein 
mich vor einer, selbe Stunde eingetroffenen Repartition über allerhand Victualien, 
geräuchert Fleisch, Flügelwerk, Mehl ilnd Eier, noch dispensiert und losgesprochen. 
Auf all Obiges ist weiter nichts als die sechsmonatliche Steuer und 48 Centner Heu 
abgeliefert worden. Die dem Dominio aufgeschriebenen 4 Schlachtstücke sind der 
Wolfsdorfer Gemeinde abgenommen worden.— 26. Juli. Odrauer Schäfer hat beim 
Hiersein feindlicher Truppen viel gelitten. Die preußischen Unkosten, welche unterm 
7. onrr. während hiesiger Attaquen (diese fanden in der Zieb statt) exosptis 
derer Dörfler beim Dominio und der Stadt aufgelaufen, betragen sich auf 1395 fl. 45 kr., 
wovon dem Dominio allein aufgeschrieben 32 Ducaten und vor 4 Schlachtvieher 60 fl., 
beisammen 192 fl. abgezogen, das Übrige aber per 1203 fl. 45 kr. in zwei Theile divi¬ 
dieret worden." 
„Unterm 22. onrr., als der Feind mit allen Kräften wieder ein¬ 
drang, d o ch u n s e r e H u s a r e n und deutsche Cavallerie unter eines löblichen Herrn 
Obristwachtmeisters Pakeny aber ihm tapfer resistieret, daß die Feinde weiter 
nicht als bis Wolfsdorf, Großhermsdorf und Dörfel kommen konnten, wurden Dörfler 
und Wolfsdorfer Richter sammt Bürgermeister mit fortgenommen, welch erstere, weil 
unsere Truppen nachsetzten, zu Fuß nicht eilen konnten, entkamen, Wolfsdorfer aber 
bis Troppau zu Pferde mit marschieren mußte, allwo er sich Geld aufnehmen und 
*) Ottopal: „Sammlung mährischer Altertümer."
	        
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