Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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gartens und des Hennhofes zu schützen sei, hingegen werde derselben der Schank im 
Schlosse aberkannt. Die Schankbürger beriefen an die k. k. schl. Repräsentanz und Kammer, 
wurden aber am 8. Juli abgewiesen, „weil sich der Bezirk der neun Dörfer nicht über 
deren Grenzen, mithin auch nicht auf Dominikalgrund erstrecke", was von der Herr¬ 
schaft einseitig ausgelegt wurde und später die Veranlassung zu langwierigen Prozessen 
war, von welchen jedoch die Gräfin nicht mehr berührt wurde, denn sie starb am 
12. April 1755 und wurde an der Seite ihres Gemahls in der Pfarrkirche vor dem 
Hochaltare beigesetzt. 
Johann Aarl Gottlieb Graf Lichnowsky. 
Johann Karl Gottlieb, Reichsgraf von Lichnowsky, Edler Herr von Woschitz, 
Erbherr von Kucheln«, Grabowka und Smolkau, der röm. k. Majestät Kämmerer, 
welcher schon 1749 böhmischer Appellationsrat und bald daraus Reichshofrat bei der 
obersten Justizstelle war, übernahm nach dem Tode seiner Mutter auch die Herrschaft 
Odrau. Er verweilte im Jahre 1755 längere Zeit in Odrau, wo am 13. Juli seine 
Schwester Maria Josefa Johanna sich mit dem Freiherrn Anton von Krawarn- 
Tworkau vermählte. Hiebei fungierten als Trauzeugen sein Schtvager, der General¬ 
major und Oberst eines Hnsarenregimentes Andreas Ritter von Hadik, der in dessen 
Regiment dienende Baron von Loos und Se. Exzellenz der Generalfeldmarschall 
Graf von Gaisruck. Die zweite Schwester Mariä Antonia Leopoldine heiratete am 
9. September desselben Jahres den Grafen Cajetan von Galler, Hauptmann im 
Regiments des Grafen von Gaisruck. Da aber Graf Lichnowsky mit dieser Ehe 
nicht einverstanden war, so fand die Trauung in seiner Abwesenheit in der zur Pfarre 
Sedlitz gehörenden Pfarrkirche in Olbersdorf statt, während die Hochzeit in Neuhübel 
gefeiert wurde. Trauzeugen waren: Heinrich Josef von Heßke, Hauptmann im 
Regiments Gaisruck, und Freiherr Johann von Beretzko. 
Zufolge einer testamentarischen Bestimmung seines Vaters hatte Graf Johann 
Karl mit einem Kapitale von 100 fl. rh. ein am Todestage desselben abzuhaltendes 
Requiem in der Odrauer Pfarrkirche gestiftet. Am 15. Mai 1756 stiftete er dann 
in gleicher Weise mit 100 fl. ein Anniversar (jährt, kirchl. Gedächtnisfeier) für 
feine Mutter und verpflichtete sich, die 200 fl. auf der Herrschaft Odrau lasten zu 
lassen und die jährlichen Interessen aus den Odrauer Renten an den Pfarrer 
abzuführen. Von den Interessen sollte der Seelsorger 3 fl., die Kirche 1 fl. 12 kr., der 
Schulmeister 51 kr., der Organist 17 kr., der Glöckner 24 kr., der Kirchenvater 7 kr., 
der Calcant 3 und die Ministrantenbuben 6 kr. erhalten. 
Dritter schlesischer oder siebenjähriger Krieg. 
Maria Theresia, welche den Verlust von Schlesien nicht verschmerzen konnte, 
hob während des Friedens die Kräfte des Reiches und ging mit Rußland, Frank¬ 
reich und Sachsen Verbindungen ein, um im günstigen Falle das Verlorene wieder 
zu gewinnen, allein Friedrich, der hievon Kunde erhalten hatte, kam ihr zuvor, fiel 
1756 mit seinen Truppen in Sachsen ein, und es begann nun der an wechselvollen 
Schicksalen reiche siebenjährige Krieg (1756—1763), während dessen auch Odrau 
hart mitgenommen wurde. 
Die Sachsen waren genötigt worden, bei Pirna ein festes Lager zu beziehen. 
Die zur Befreiung herbeieilenden österreichischen Truppen unter dem Feldmarschall Graf 
Max Browne wurden am 1. Oktober 1756 bei Lobositz geschlagen, die Sachsen mußten 
kapitulieren und wurden größtenteils dem preußischen Heere einverleibt, wodurch der 
Feldzug von 1756 beendet war. Odrau hatte diesmal nur durch Durchmärsche zu 
leiden. So käm am 7. Oktober vom Landesältestenamte zu Troppau die Mitteilung, 
daß am nächsten Tage 38 Köpfe Maroczi'sche Husaren (1 Kornett, 1 Regiments¬ 
quartiermeister, 1 Feldscher, 1 Wachtmeister, 4 Fouriere, 1 Korporal und 29 Ge¬ 
meine) einrücken, welche hier verbleiben und zu verpflegen seien. Wenige Wochen
	        
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