Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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Im Jahre 1638 war Johann T e l t s ch i k Scholze oder Richter in Kunzendorf, 
der seinem Grundherrn Hinek Wenzel von Tworkau-Krawarn die Huldigung ver¬ 
weigerte, weshalb er in den Kerker geworfen wurde. Mit dem Pfandbesitzer Christoph 
Ritter von Tvardan hatte Johann Teltschik ebenfalls Streit. Er beschwerte sich 1640, 
daß dieser ihm am 29. Juni 1644 5 Melkkühe und 63 Schafe weggenommen habe; 
daß er von ihm die Bierschanksteuer verlange; daß er seinen Leuten verboten habe, 
ihm die schuldigen Zinsen zu zahlen; daß er ihn in Troppau habe in den Kerker- 
werfen lassen; ferner daß er von ihm für eine jährlich zu leistende Weinfuhre, zu 
welcher er nicht verpflichtet sei, für 11 Jahre je 30 Tl. schl., also 330 Tl. verlange. 
Das Landrecht entschied 1650, daß aus dem bei der Verpfändung von Kunzendorf 
vorgelegenen Grundregister hervorgehe, daß Johann Teltschik der Herrschaft alljährlich 
zu 2 Fuhren ä 2 Fässer Wein verpflichtet sei, daher er für jede nicht geleistete Fuhre 
dem Pfandherrn 30 Tl. schl. zu zahlen habe. Bezüglich aller anderen Klagepunkte 
behielt der Richter Recht. Von 1679 bis 1716 war Georg d. Ä. Teltschik 
Erbscholze. 
Odrau unter den Herren von Lichnowsky. 
Franz Leopold Freiherr von Lichnowsky auf Gdrau. 
Hanns von Vostiö kam Ende des 15. Jahrhunderts durch seine Frau Sophie 
von Drahotusch, Witwe des Nikolaus von Lichten, in den Besitz der Burg Lichten, 
böhm. Lichnow, südwestlich von Jägerndorf. Er ist der Ahnherr der Lichnowsky von 
Wvschitz, wie sich seine Söhne schon nannten. Franz Leopold Freiherr von 
Lichnowsky*), Edler Herr von Woschitz, der die Herrschaft Odrau durch seine 
Vermählung mit Barbara Cajetana, Tochter des Johann Peter Anton Grafen von 
Werdenberg, an sich gebracht hatte, wurde 1690 als der ältere der beiden Söhne des 
Ritters Franz Bernhard von Lichnowsky geboren, der mit Diplom vom 10. August 
1702 in den böhmischen Freiherrnstand erhoben wurde. Franz Leopold widmete sich 
auf der Ritterakademie zu Liegnitz rühmlichst den Studien und ritterlichen Übungen 
und hielt auch am 26. Juli 1709 auf das Geburtsfest Kaiser Josefs I- bei vornehmer 
Versammlung eine zierliche französische Rede. Sein Vater Franz Bernhard, welcher 
mit Diplom vom 1. Jänner 1727 in den böhmischen und mit jenem vom 27. Mai 
1727 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde, war 1707—1726 Landeskämmerer 
und von 1727—1744 Landeshauptmann von Troppau. 
Nach dem Zinsregister der Herrschaft, ddto. Schloß Odrau am 5. September 
1720, zahlten der Bürgermeister u n d N a t d e r S t a d t O d r a n der Herrschaft 
zu Georgi 8 Tl. 24 gr., zu Michaeli 6 Tl. 30 gr. und zu Weihnachten 8 Tl. 9 gr., 
zusammen 23 Tl. 27 gr. (1 Tl. a 36 gr. ä 12 hl.). — Schankbürger gab es 50. 
Diese zahlten an Geldzinsen zusammen 13 Tl. 10 gr. 2 hl. Grundbesitz hatten 24 
von ihnen, von dem sie an Getreide abzugeben hatten: 3 Scheffel 2 Matzen Weizen, 
3 Scheffel 1 Viertel 2 Matzen Korn, 6 Scheffel 1 Viertel 3 Matzen 2 Maßl Hafer und 
5 Scheffel 3 Viertel 1 Maßl Gerste. Gerste hatten nur jene 7 abzuliefern, die Felder 
*) Tropp. Ldt. XX, f. 106. 
VIII. 
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