Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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abzulegenten Wocheirkreizern noch zu bezahlen 1648 fl. 14 kr. 1 dl. Zu welcher 
Summa die Wöchentliche Kreitzer noch drey und fast ein halb jähr angeleget werden 
müssen. — Extraciuni Schlos Odrau den 3. Augusti 1703 Joh. Georg Khülff, 
Regent." 
Alts der Tür-Bekrönung des Pfarrhoses sind seitlich zivei kleinere und in der 
Mitte eine große eiserne Kanonenkugel zur Erinnerung an die Beschießung durch die 
Schweden eingemauert. Über der Tür befindet sich in einer Nische eine kleine bemalte 
Statue des hl. Johann von Nepomuk, die auf dem Sockel die Inschrift: „Sto Con¬ 
corde, Odra stabo, tegente Deo“ zeigt, welche die Jahreszahl der Erbauung 1700 
enthält. Am Sonntag vor dem 24. Juni 1707 brach im Pfarrhofe ein Feuer aus, 
das aber rasch gelöscht wurde und nicht viel Schaden anrichtete. 
Airs dem Jahre 1706 hat sich eine, die damaligen Zustände trefflich zeichnende 
Urkunde erhalten, die wir im Wortlaute anführen : 
„Demnach am 23sten Febr. 1706 bey allhiesiger Hochgräsflich Verdenberg. Statt 
Odrau die neüe Rathßwahl Vorgenommen worden, nach welcher Vollendung, dem alte» 
gebrauch nach, das Ampt in der Kirchen Von dem Herrn Capellan gehalten worden, 
hat unter währendem Ampt eine Copie Von dem Czestochauer Gnaden-Bildt (welches 
die seel. Muttergottes mit dem Kindlein Jesu allst der Schooß repräsentiret) an der feiten 
Vom Chor hangendt, Ulid Ao. 1696 Von etlichen Odrauischen Burgern, so nach Czestochau 
ivählfahrten gewesen, dahill verehret worden, angefangen über das gantze gesicht gleichsam 
bluth Zu schwitzen, welches so klar und deutlich, ja erschröcklich an Zusehen gewesen, 
daß alle die es angesehen, einhellig Vor ein großes miracul erkennen müßen; daß deine 
also, bezeugen wir Endesunterschriebene aufs unsere Seele undt gewißen, lind bekräff- 
tigen solches an Aydesstatt und beZeügen, daß solches die höchste Wahrheit sehe, so wahr 
alß uns gott helffe, seine H. Mutter Gottes und alle liebe Heyligen. Actum Schloß 
Odrau den 20sten Martii 1706. Georg Balthasar Reber, Hauptmann, Georg Joseph 
Fillger, Rendtschreiber, Johannes Plebann, Ambtsbürgermeister, Michael Richter, Raths- 
Elster, Franciscus Jgnazius Lang, geschworner Stadtschreiber alda." 
Als im Jahre 1699 Franz Anton Herfort das Schankbürgerhalls Nr. 19 am 
Stadtplatz erkauft hatte, entstand zwischen ihm und dem Pfarrer wegen des an seinen 
Grund stoßenden Fischhälters ein Streit. Bürgermeister und Rat von Odrau ent¬ 
schieden am 12. Juli 1700 im Namen des Johann Peter Anton Reichsgrafen von 
Werdenberg, „daß besagter Fischhelter dem löbl. Gotteshaus, jedoch zum Gemlß denen 
Pfarrherrn, gleichwie vorhero zu ewigen Zeiten gehörig sei und lveder Franz Herfort, 
iveder seine nachkommende Grundbesitzer darwider lvas hinsüro zu prsetentiren, suchen, 
sagen, noch excipiren sollen, Jedoch, weilen die Hälfte des gartens betreffen thut, 
mit dieser Schuldigkeit, daß von den jetzigen und allen nachkomenden Pfarrherrn die 
Hälfte des obrigkeitlichen Zinses mit 2 gr. zu Zinsen oblieget." — Von dem halben 
Garten lvar wohl Ao. 1641 keine Rede gewesen, als der damalige Pfarrer Karl 
Ignaz Albert den Fischhälter an der Oder von dem Bürger und Gastgeber Martin 
Losert erlvarb, allein auf Grund des Erkenntnisses von 1700 ließ der Pfarrer, „weilen 
er gesehen, daß der Helder uneinzeimbter allem Vieh den Eintritt erlaubet, wodurch 
dann die höltzerne Lider schändlich zertreten und ruiniret worden", durch den Kirch¬ 
vater den Hälter mit dem halben Garten einzäunen. „Allein heute Mittags", so schrieb 
er am 18. Jlini 1706 an den Grasen, „habe mit Schmerzen sehen müssen, den merk- 
ticheil der armen Kirchen zugefügten Schaden, inmassen obermelter Herfort freventlich 
lind widerrechtlicher Weiß den der Kirchen gehörigen Zaumb Sacrilege angriffen, zer¬ 
brochen und in den Oderfluß mit des allgemeinen Malis Ärgernus Scandalose ge- 
worffen hat," und verlangte, „daß Hersort nicht allein das, was er freventlich zer¬ 
nichtet, auß eigenen Kosten Ergäntze und gutt mache, sondern auch dießer Vermessen¬ 
heit halber mit billicher Kirchenstraff beleget werde." Der Ausgang der Sache ist nicht 
bekannt. 
Im Jahre 1707 geriet der Pfarrer mit der Herrschaft selbst in einen Streit. 
Er hatte seine sämtlichen Kühe auf die herrschaftliche Weide geschickt, wogegen die Herr¬
	        
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