Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

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Das darauf erbaute Häuschen schätzte der Stadtrat auf 45 Tl. Zum Unglücke 
brach am 5. Juni 1654 durch die Unvorsichtigkeit der Frau des Karl Rottstocky auch 
eine große Feuersbrunst aus, weshalb dieser am 4. Februar 1655 zur Sühne dafür 
der Stadt seinen Garten am Lautscher Wege, den er von Merten Prockschen erkauft 
hatte, überließ, damit derselbe, >vie der Markgraf verordnet hatte, „zur Gemein 
Nutzen gezogen und gewendet werde." Der Bürgermeister Bartel Tengler erkaufte 
ihn von der Gemeinde um 24 Tl. bares Geld, wofür diese dann das „Gemein 
Hirten haus" wieder auferbaute. Mathes Kockert, ein Vorstadtbauer, welcher 
„durch schwebende Krieges Läufften in ahrmut gerathen vndt zugleich den 5. Juny 
seiner Hofstadt und Wohnung entsetzet vndt in aschen verkehret worden, alßo daß 
er kein Mittel mehr hat, solche Nahrung zu erhalten oder die Wohnung zu erbawen", 
sah sich genötigt, dem Georg Heinrichwalske ein Ackerstück „unterm Perg Wiena- 
nowitz" vom Fußsteig bis an den Oderfluß um 230 Tl. zu verkaufen. — Michel 
Schreiber, Leinweber, kaufte am 24. August 1654 die ehemals dem Mathes Klose 
gehörige tvüste Stelle in der Obervorstadt und erbaute dort ein Häuschen. — Georg 
Kockert, welcher 1654 „durch Verhängnus Gottes abgebrennet undt in Rauch auff- 
gangen", verkaufte die Brandstelle sechs Jahre später dem Georg Richter. Die wüste 
Stelle des Bartl Tepper verkaufte der Stadtrat 1656 „sambt Graben biß an die 
Stadt Mauer" dem Christoph Gatsch. 
Hans Pferdt hatte 1649 den Markgrafen um die Bestätigung gebeten, daß 
das Haus in der Badergasse seinem vorigen Weibe von der verstorbenen Frau 
Markgräfin „für ihren Lohn als Ammel bei dem Frewlein Christine Margarete" 
geschenkt worden sei, da er nichts darüber in den Händen hatte, und ihm der Besitz 
strittig gemacht wurde, was der Markgraf am 21. Oktober 1649 in Danowitz tat. 
Die Kleine Mühle unter dem Odrauer Vorwerk fiel 1651 der Herrschaft heim, weil 
der Müller mit den schuldigen Zinsen in großem Rückstände geblieben war. Der 
Markgraf verkaufte diese Mühle am 8. Mai 1651 dem Paul Heytel, „weil er viel 
Mühe undt arbeit in der Krieges pressuren darinnen ausgestanden" und weil noch 
jetzt beschwerte Zeit und die Mühle fast ganz baufällig sei, und ztvei Erbel, die früher 
dazu gehört hatten, weggekommen waren, um 200 Tl?) Der Markgraf veranstaltete 
1654 eine Jagd, bei tvelcher — ein interessanter Beleg für die damalige traurige 
Verwüstung des Gebietes — vier Wölfe erlegt wurden. 
Auf dem Gute Odrau lasteten noch immer 14.000 Tl. von der Zwola'schen 
Schuld. Der Markgraf bat um Abschreibung (Defalzierung) derselben gegen Abzug 
von seiner Hofforderung per 18.000 fl., weshalb am 15. April 1652 die schlesische 
Kammer zum Bericht in dieser Angelegenheit aufgefordert wurde?) Seinem Diener 
Paul Procksche, der ihm und seiner „seel. Frawen Polexina Aluernia, geb. Gräffin 
von Hoditz, seel. Gedechtnus Obristen Winz auch geweste Gemahlin" in feindlichen 
Zeiten treue Dienste geleistet hatte, schenkte der Markgraf am 12. März 1652 für 
sich und für „Frewle Christine Margareta, Freivle von Wintz" den Grund in der 
Obervorstadt, den Merten Olbricht verlassen hatte, „weil er wegen der Kriegszeiten 
nichts bauen konnte und Schulden machen mußte", und gab ihm am 26. März 1653 
noch eine Wiese und einen Acker dazu. — Auf der seit 1636 wüsten Stelle des 
Daniel Absky in der Badergasse neben Maskulen, der wieder an die Schule stieß, 
hatte der Markgraf ein Häuschen erbauen lassen, welches er seinem Korn- und 
Rentschreiber Christian Suwald überließ. 
Polixena, die Gemahlin des Markgrafen Saluzzo, war im Jänner 1649 
in Danowitz gestorben. Ihr Leichnam wurde erst im Jahre 1651 nach Odrau ge¬ 
bracht und hier am 22. April in der Kirchengruft beigesetzt. Markgraf Saluzzo 
hatte sich 1650 in zweiter Ehe mit Johanna Eleonore Gräfin von Kolo- 
wrat vermählt und nannte sich sodann „Herr auf Odrau, Ober-Danowitz, Setten¬ 
dorf, Draschowitz und Wertetitz." Er gewann mit ihr mehrere Kinder: 
') Grdb. VII, 65, 69, 72, 94. — 2) 23. Bd. Schriften d. hist.-stat. Sektion: p. 454. 
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