Volltext: Geschichte der Stadt und des Gerichtsbezirkes Odrau

164 
auf die beiden Bauern und die beiden Müller, welche ihm zinsen, sowie auf deren 
Waisen nach seinem Briefe ein Recht habe. Weil er sich aber gegen seinen Herrn, 
den Kämmerer Georg von Tworkau-Krawarn auf Radun, vielfach ungehorsam ge¬ 
zeigt habe, so solle er abgestiftet werden und bis zu Georgi seinen Grund mit einem 
würdigen Menschen besetzen. Nebstbei wurde er in den herrschaftlicheil Kerker ge¬ 
worfen. Auf welche Art Markus von seiner Familie die Gefahr, vertrieben zu 
werden, ablenkte, wissen wir nicht, sicher aber ist, daß er einen Teil seiner Privilegien 
einbüßte. Auch findet sich seit jener Zeit die eine der beiden Mühlen, die Ober¬ 
mühle, im Besitze des Lehensherrn unb dürfte dieselbe das Ausgleichsobjekt gewesen 
sein. Im Jahre 1605 kaufte Michael Teltschik, Richter in Kunzendorf, für 
seinen Sohn Fabian für 1600 fl. Tropp. Zahl und Währung das Zauchtler Gericht 
mit 163 Joch Grundstücken.*) 
VI. MschniÄ. 
O-rau zur Zeit des -reitzigjöhrigen Urieges. 
Georg und Johann Friedrich von Sitsch und j)oln.-Iagel auf Gdrau. 
Kaiser Rudolf II. hatte 1610 auch die böhmische Krone an seinen Bruder 
Matthias verloren, als er dieselbe aus Abneigung gegen ihn, seinem Vetter Leopold 
zuwenden wollte. Matthias wurde dadurch nun Herr von Schlesien, und als 
Kaiser Rudolf II. 1612 starb, folgte er ihm auch in dieser Würde nach (1612—1619). 
Der Streit wegen der Zugehörigkeit des Troppauischen zwischen den schlesischen 
und mährischen Ständen war nun lvieder aufs neue entbrannt. Bei dem Huldigungs¬ 
akte der schlesischen Fürsten und Stände in Breslau im Jahre 1611 fand der Kaiser 
wohl die Abgeordneten der Stadt Troppau, nicht aber die der Stände, die er später 
in Freudental in Pflicht nahm. Der Landeshauptmann von Troppau ließ wohl 
deshalb die nach Breslau geschickten Abgeordneten der Stadt verhaften, allein trotz¬ 
dem schickte diese 1612 wieder drei Abgeordnete zum Oberrechte, um dort Schutz 
gegen die Übergriffe des Landeshauptmannes und der troppauischen Stände zu suchen, 
wogegen letztere wieder von den mährischen Ständen Schutz verlangten. Die größte 
Heftigkeit erreichte der Streit 1612 und 1613. Die Klagen der Mährer, der 
Troppauer und der Schlesier führten endlich zu einer Entscheidung, welche aber die 
Troppauischen Stände und die Mährer am wenigsten erhofft hatten, denn am 
28. Dezember 1613 belehnte Kaiser Matthias den Fürsten Karl von Lichten¬ 
stein mit dem Herzogtums Troppau. Er räumte ihm Sitz und Stimme bei den 
schlesischen Fürstentagen und dem Oberrechte ein und erklärte dadurch das Troppauer 
Land als zu Schlesien gehörig. Hiedurch war nun die staatsrechtliche Stellung des 
Troppauischen entmutig geregelt. 
Im Jahre 1612 erscheint als Besitzer von Ödrau Georg von Sitsch und 
Polnisch-Jagel, Herr auf Stohrwitz und Eulau, Kämmerer Sr. fürstlichen 
*) Dr. K. Woynar: „Zur Geschichte eines alten heimischen Bauerngeschlechtes." 
Zeitschrift des Vereines für dieGeschichte Mährens und Schlesiens. 1897, IV, 119—123. 
— Prasek, Histor. Topographie: I, 69.— Chronik der Familie Teltschik.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.