Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

halten. Ontl wie Tschauder leg¬ 
ten demgegenüber in langen 
Berichten den beklagenswerten 
Zustand ihrer Kompagnien bar, 
erbaten die Entsendung eines 
höheren Generalstabsoffiziers, 
der sich von der Wahrheit 
ihrer Ausführungen überzeugen 
sollte, und die baldige Ablö¬ 
sung. Mjr. Ontl schloß damit, 
daß im Falle der Nichtbewilli- 
gung seiner Anträge seine Ent¬ 
hebung verfügt werden möge. 
Mjr. Honl schloß sich bezüglich 
der 107er den Ausführungen 
Tfchauders vollinhaltlich an und 
fügte bei: „Offizier und Mann sind nur mehr durch gute Worte und das Versprechen sofortiger 
Ablösung zum Ausharren zu bewegen." 
Obst. Lauer faßte die beiden Berichte in einer Meldung an das Divisionskommando 
zusammen und verstärkte sie noch durch energische eigene Beifügungen. 
Endlich kam die Nacht dieses schweren Tages heran. Bis auf die üblichen Feuerüber¬ 
fälle, so einen heftigen, als die Welschen durch die unvermeidlichen Geräusche beim Berkeilen 
der Menage alarmiert wurden, die trotz langer Scheinwerferbeleuchtung des Col-del-Rosfo- 
Rückens doch wieder in die Stellung kam. Heftiges Feuer, auch Gasbeschießung richtete sich 
jedoch gegen die Racheln und die Frenzela-Schlucht, in der man überall auf Tote stieß, oft bis 
zu 20 Leichen auseinandergeschlichtet, und wo Hunderte von Schwerverwundeten, für deren 
Abtransport die Mittel nicht reichten, schutzlos den Anbilden ber Witterung ausgesetzt waren. 
Die Kochstellen des I. Bataillons wurden von Granaten verschüttet, es gab große Ber- 
luste, darunter Lt. Buzerla, der wohl lebend ausgegraben wurde, doch einer Gasvergiftung 
erlag. Die in der Schlucht zurückgebliebenen Teile der Maschinengewehrkompagnie I./107 
vermochte nur die Energie des Gfrt. Johann Logar in Ordnung zu halten, als Granaten sie aus¬ 
einanderzusprengen drohten. Ein Bolltreffer in den Hilfsplatz 31 Buso forderte gleichfalls 
Opfer, auch die Sammelstelle der Berwundeten für den Abschub wurde mehrmals getroffen. 
ObArzt Dr. Neumann kam mit einem Steinschlag sehr glimpflich davon. 
Der 19. brachte sonnenklares Wetter. Da die Italiener das schwere Artilleriefeuer auf IS. k. 
den Monte Bal Bella und den Col d'Echele konzentrierten, wo insbesondere die 6./107. unter 
Oblt. Schwanke eine schwere Nervenprobe zu bestehen hatte, bekamen die Rainer nur schwä¬ 
cheres Feuer aus kleineren Kalibern zu verspüren. Hingegen nützten die Italiener ihre Nah- 
kampfmittel weidlich aus, denen nur die beiden indessen vorgebrachten Schnellgranatwerfer 
entgegenwirken konnten. Nachmittags pirschten sich Welsche bis an das Hindernis der knapp 
vor ihnen liegenden 5.heran, die, in der Tiefe liegend, dahin keinen Ausschuß hatte. Flam¬ 
menwerfer und Handgranaten erreichten die in ihren Deckungen kauernden Rainer nicht, die 
Sprengstangen wurden weggeschleudert. Gegen Abend traten aber drei Schleudermaschinen 
für Sprengstangen in Aktion, welche die Lage unhaltbar machten. Die 5. mußte 80 Schritte 
zurückgenommen werden. Patrouillen, die gegen andere Teile der Front vorgingen, wurden 
abgewiesen. Der verhältnismäßig ruhige Tag brachte doch wieder, insbesondere durch Ma¬ 
schinengewehre kecker Flieger, Berluste. Lt. Klein verlor ein Bein. Eine Art von Grippe 
begann zu grassieren, die auch den Fhnr. Hasenbichler und Lt. Hattinger befiel. 
Die Rainer wußten schon seit mittag, daß die herbe Prüfungszeit ihrem Ende entgegen¬ 
gehe, die Übernahme des östlichen Nachbarabschnittes durch die 36. Division während der 
kommenden Nacht die Ablösung ermöglichen werde. Sie vollzog sich dank entsprechenden Bor¬ 
701 
Frenzela-Schlucht, Eingang in die Racheln I und II
	        
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