Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Die beiden anderen Züge der 10. folgten nach, wobei Fhnr. Wengerski mit seinem Zuge 
eine Riegelstellung besetzte und in flankierendem Feuer hielt, als wieder einmal ein Flanken- 
stoß von rechts drohte. Dann vereinigte er sich wieder mit dem anderen Zuge, um die Reserve 
hinter der dünnen Front zu bilden. 
Die Lage des durch große Verluste geschwächten Häufleins Rainer war geradezu ver¬ 
zweifelt. Die 49er hatten sich gegen Mittag wohl bis auf 100 Schritte an den Feind heran¬ 
gearbeitet, mußten aber dann im flankierenden Artilleriefeuer wieder zurück. Bei den 92ern 
wurde nur sehr langsam Raum gewonnen, obzwar Oblt. Buchta durch Flankenseuer das mög¬ 
lichste tat, ihre schwere Aufgabe zu erleichtern. Aus beiden Flanken und von vorne kanonierten 
schwere und leichte Geschütze auf die Rainer, die sich vom Rande der Miela-Schlucht etwa 
30 Schritte zurückziehen mußten, um hinter Felsen wenigstens einigermaßen Deckung zu finden. 
Immer wieder gab es Verluste. Fhnr. Hans Scholtis, der erkundend vorging, um für die 
Minenwerfer neue Stellungen auszumitteln, fiel. Dem Lt. Schwarz der 11. beschädigte ein 
Streifschuß die Gasmaske, gleich darauf schlug eine Gasgranate ein und bescherte ihm eine 
schwere Vergiftung. Fldw. Franz Fischer, der die Leute durch sein Beispiel ermunterte, in 
dem Höllenfeuer auszuhalten, wurde schwer verwundet. Fldw. Hochhauser, durch eine Granate 
verschüttet, raffte sich auf, um das noch übrige Häuflein zum Ausharren zu ermahnen. 
Sehr schlimm waren die Verwundeten daran. Das Sanitätspersonal unter dem AsfArzt 
Dr. Karl Schütz leistete das Äußerste, folgte den Sturmwellen unmittelbar, doch die Rück- 
schaffung der Verwundeten war infolge des Artilleriefeuers ungemein schwer. Selbst die 
Gräben, die aus der Ausgangsstellung nach rückwärts führten, waren zerschossen und konnten 
nicht benützt werden) der Weg bis zum Hilfsplatz im Eampo-Mulo-Tal war sehr lang und 
infolge Vereisung sehr beschwerlich. Kein Wunder, daß die Besorgung mit den Verlusten 
nicht Schritt halten konnte und viele Verwundete den Anbilden der eisigen Nacht aus¬ 
gesetzt blieben. 
Unerschütterlich hielten die Rainer trotz allem stand, fest entschlossen, sich ihre Eroberung 
nicht entreißen zu lassen. Wann und wo immer die Welschen Gegenangriffe versuchten, wurden 
sie abgeschlagen, wobei sich Handgranatenwerfer Inf. Matthias Pichler vorbildlich hervortat. 
Sehr viel Verdienst darum erwarb sich der Maschinengewehrzug des Lt. Wawerka, der denn 
auch heftigste Beschießungen auf sich zog. Die Bedienung verminderte sich rasch, schließlich 
blieb nur ein Gewehr, vom Leutnant selbst bedient, übrig. Ein Volltreffer zerschmetterte den 
tapferen Offizier samt dem Gewehr, von dem man später nur einige kleine Bruchstücke auffand. 
Bis 5Ahr nachmittags fanden die 92er, unterstützt durch die Iler-Kaiserschützen, endlich 
Anschluß) mit den 49ern stellte Korp. Kurzböck die Berbindung her. Der bisher auf dem 
Kampffelde liegende Nebel riß und gewährte einen weiten Ausblick in die italienische Ebene. 
Bon der Meletta zurückgehende feindliche Abteilungen zeigten, daß man nicht vergeblich 
gekämpft hatte, auf den entscheidenden Höhen der Kampf offenbar für unsere Waffen günstig 
stand. Obstlt. Bily rüstete zu einem Angriff mit der Brigadereserve, Bataillon III./74, und 
den ihm zur Beifügung gestellten Bataillonen I./51 und I./102 der Brigade Bidosfich, womit 
die feindliche Front gegen den von der Brigade Obst. Hohenberger bereits hart bedrängten 
Monte Zomo aufgerollt werden sollte. Das X. Bataillon Rainer war bald nach der Mittags¬ 
stunde gleichfalls der 13. Gebirgsbrigade unterstellt und in einen Wasserriß hinter den 49ern 
vorgezogen worden. 
Hptm. Baar verstärkte die bisher noch nicht eingesetzte zweite Halbkompagnie der 10. 
mit dem technischen Zuge, Oblt. Narobe vereinigte die noch kampffähigen drei Maschinen¬ 
gewehre beim eroberten zweiten Stützpunkt. Die Nacht war ungemein kalt. Zahlreiche Er¬ 
frierungen kamen vor, mit welchen auch Lt. Keidel und Fhnr. Weichsel ausschieden. Gegen 
5.12. Morgen lösten die Iler-Kaiserschützen das so arg hergenommene Bataillon ab, dem dieser Ehren¬ 
tag acht tote Offiziere und Aspiranten, neun verwundete Offiziere, dann 64 Tote und 
194 Verwundete der Mannschaft gekostet hatte. Die zahlreichen Erkrankungen und Erfrie¬ 
rungen ließen den Frontfeuergewehrsiand auf 264 Mann sinken. Im Eampo-Mulo-Tale 
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