des Feindes diesen in kritische Lage zu bringen. Schon senkte sich der Abenb, als die Kolonne
die Serpentinen zum Monte Gias hinaufkeuchte. Noch schwieriger war in der Dunkelheit der
Abstieg über das wirr durcheinanderliegende Geröll in das klammartige Canale di Cuna. Noch
glommen da und dort Lagerfeuer, ein Beweis, daß der Feind hier vor kurzem gerastet hatte.
Von Selva Plana her scholl Infanterie- und Maschinengewehrfeuer, die Rainer trotz Er¬
schöpfung durch den langen mühevollen Marsch zur äußersten Kraftanstrengung anspornend,
fühlte doch jeder, daß ein großer Erfolg winkte.
Je weiter die Kolonne kam, desto mehr Italiener ergaben sich. Ihre Zahl schwoll auf
1000 an, so daß die nur 6V Gewehre zählende 7. zur Bewachung zurückgelassen werden mußte.
Endlich erweiterte sich das enge Tal. Bor dem Ausgang liegt ein kleiner Rücken, jenseits
dessen sich der kleine Ort San Bincenzo befindet, den öer Feind, von der Rückenbedrohung
unterrichtet, in Eile besetzt hatte. Zgsf. Brugger mit der Borpatrouille wurde gegen Mitter¬
nacht plötzlich angeschossen. Fhnr. Wenhart führte die linke Seitenhut aber so geschickt und
leitete bas Feuer so gut, daß sich die Borpatrouille und hinter ihr die 8. bis dicht an den Feind
heranarbeiten konnte, nur durch einen Wasserlauf, über den eine kleine Brücke führte, ge¬
trennt. So konnten die acht Maschinengewehre dahinter auf dem Rücken Stellung nehmen
und man konnte den Angriff auch stärkeren Feindes mit einiger Beruhigung entgegensehen.
Weiteres Borgehen verbot sich bei der Schwäche der eigenen Streitkraft, hätte übrigens in
das Streufeuer der 7er geführt, die hoch oben bei Selva Plana im Kampf gegen die zur Höhe
strebenden Welschen standen. Um ihnen das Erscheinen der Rainer anzukündigen, stiegen
weiße Leuchtraketen auf, gleichzeitig die Welschen benachrichtigend, in welch böse Falle sie
geraten waren. Sie begannen in ihrer Verzweiflung die Rainer mit heftigem, aber wirkungs¬
losem Feuer zu überschütten. Allerdings waren diese mit den vielen Gefangenen im Rücken
auch nicht in beneidenswerter Lage. Ein beherzter Führer hätte die Leute wohl dazu entflam¬
men können, die 7. zu überwältigen und der 8. in den Rücken zu fallen. Obstlt. Schad stellte
für alle Fälle eine Feldwache zur Sicherung des Rückens und Verbindung mit der 7. auf.
Bei Morgengrauen des 7. wollte Obstlt. Schab nach einem Feuerüberfall vorstoßen, 7.11.
doch noch vor Beginn streckte der völlig entmutigte Feind bie Waffen. Ein General und ein
Oberst ergaben sich mit etwa 3000 Mann den 7ern, die übrigen den Rainern, deren Ge¬
fangenenzahl dadurch aus 75 Offiziere und 1800 Mann stieg. Außerdem wurden zehn Ma¬
schinengewehre erbeutet. Der Talkessel war dicht gefüllt mit unübersehbarem Material ver¬
schiedener Art. Besonders willkommen waren 100 Tragtiere, >die dem Regiment und der Ar¬
tillerie zugute kamen. Mit dem Berlust weniger Leichtverwundeter war eine ganze Brigade
samt Artillerie und einer Kavallerieabteilung gefangen worden. Wohlverdientes Lob wurde
dem Halbbataillon für seinen Erfolg bei Überwindung der durch Gelände, Jahreszeit und
Witterung geschaffenen großen Schwierigkeiten vom Divisionär und Brigadier zuteil.
Das Regiment verbrachte am 7. einen Rasttag in Tramonti di sopra, während dessen die
zurückgebliebenen Maschinengewehre sowie die 13. und 14. nachkamen- letztere brachte 33 Ge¬
fangene und sechs erbeutete Geschütze mit. Die Gruppe Obstlt. Schad wurde im Laufe des
Nachmittags nach Tramonti di sotto herangezogen.
Marsch durch die Venetianer Alpen an die obere Piave
(8. bis 12. November 1917)
Während die Hauptkräfte in der Ebene, durch das übersetzen der zahlreichen Flußläufe
und den Mangel an Brückenmaterial aufgehalten, gegen die Piave vorrückten, sollte die
Gruppe GdI. Hordt möglichst rasch durch die Benetianer Alpen Longarone am Oberlauf dieses
Flusses gewinnen, um dort ein Festsetzen der Italiener zur Rückendeckung ihrer Tiroler
Front zu verhindern und dann durch Borstoß zwischen Piave und Brenta die Verteidigung
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