Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

zur 9. Kompagnie, die sich inzwischen in der Sanitätskaverne und hinter einem benachbarten Fels¬ 
band gesammelt hatte. 3m Namen des Obstlt. Maltas rief er in >die Kaverne hinein: „Alles, 
was Gewehr tragen kann, hinaus! Die Italiener sind durchgebrochen!" Während die Kom¬ 
pagnie sich bereitstellte, die Gewehre lud und die Bajonette aufpflanzte, kam Hptm. Blcek, 
der den Lt. Winterstein orientierte, soweit es bei der Unklarheit der Lage möglich war, und 
ihm den Befehl zum Gegenangriff auf Lepozze erteilte. Die Musketen und der 1. Zug der 
Maschinengewehrkompagnie unter Fldw. Andrä Wallinger wurden ihm beigegeben. 
Lt. Groß war indessen zur Sappeur-Doline gelaufen und hatte dem Oblt. Krauß auf eigene 
Verantwortung den Befehl übermittelt, eine Hälfte der 12.auf die Ortigara zu senden, um 
flankierend in den Kampf der 9. eingreifen, mindestens das Aufrollen der dortigen Stellung 
verhindern zu können, die andere Hälfte sollte die 9. direkt unterstützen, wozu Groß sie zum 
Bataillonskommando mitnahm und ihr den weiteren Weg längs des Absturzes wies. 
Mittlerweile war Lt. Winkerstein längst mit seiner 9. im Nebelmeer verschwunden. 
Wegen der bisherigen Verluste und des Abirrens von Leuten teils in die Sappeur-Doline, teils 
sogar zu den 7er-Iägern auf Campigoletti, wo diese Leute, darunter Inf. Ferdinand Standteiner, 
als Relaisposten zur Übermittlung von Meldungen und Befehlen verwendet wurden, formierte 
die 9. nur drei Züge, deren 1. Lt. Hölzl links, der 2. Fhnr. Würtinger rechts in Schwarmlinie 
vorging, während der 4.Lt. Prähauser links rückwärts als Reserve folgte. Alsbald kam die 
Kompagnie in das Gewehr- und Maschinengewehrfeuer des zwischen einzelnen sich verzweifelt 
wehrenden Iägergruppen und den Alpinis tobenden Kampfes. Die Berlufte mehrten sich, die 
Verbindung zwischen den Zügen ging im Nebel verloren. Doch alle beherrschte der unbeugsame 
Wille: Vorwärts! Fldw. Wallinger verlor bei seinem Maschinengewehrzug einen Toten und 
vier Verwundete, ehe er in die Gegend des Absturzes kam, wo ihn Oblt. Rittmannsberger dort, 
wo sich das Gelände zur Mulde Porta Lepozze herniedersenkte, Stellung nehmen ließ. Man 
konnte auf 39 Schritte Freund oder Feind nicht unterscheiden. Vorsichtshalber wurde vor der 
Front erkundet und festgestellt, daß sich vor den Gewehren eine lange Schwarmlinie vorbe¬ 
wegte, der 4.Zug, den nach dem Tode des Lt. Prähauser der Fldw. Gastager führte. Also ließ 
Oblt. Rittmannsberger den Zug vorrücken, um weiter vorne erneuert Stellung zu beziehen. 
Lt. Hölzl stürmte indessen, kleine Iägergruppen mit sich vorreißend, die Höhe hinan und 
gelangte im ersten Anlauf bis in den Graben. Fhnr. Würtinger war etwas weiter rechts ab¬ 
gekommen und fand auf einer kleinen Kuppe des zur Ortigara streichenden Verbindungs¬ 
rückens ein halbes Dutzend Jäger. Sie lagen in hartem Kampf mit Alpinis, die sich auf 
39 Schritte gegenüber hinter einer rasch errichteten Sandsackmauer festgesetzt hatten. Ein 
Hagel von Handgranaten schlug dem Zuge entgegen. Maschinengewehre ratterten, ein weiteres 
Vordringen war dem 2. Zuge unmöglich, doch hielt er trotz rasch sich mehrenden Verlusten und 
wies zwei Angriffsversuche des Feindes mit wohlgezieltem Feuer ab — Handgranaten waren 
nicht vorhanden. Dieser Mangel setzte auch den 1. Zug auf Höhe 2971 in Nachteil gegen den 
damit wohl versehenen, übermächtigen Feind. Lt. Hölzl und viele seiner Leute fielen, Lt. Win¬ 
terstein mußte die Gruppe schließlich zurücknehmen. Ein halb zerschossener Steinriegel bot 
Gelegenheit zum Widerstand. Bald kamen die Italiener aber in die linke Flanke. Ein Gegen¬ 
stoß eines von Lt. Winkerstein geführten Häufleins trieb sie wohl zurück, doch auf starke 
Reserven, deren Vordringen auch diese Stellung unhaltbar machte. Winterstein zog sich auf 
zwei kleine Hügel in der großen Doline zurück. Der 4. Zug des Fldw. Gastager, längs des 
Absturzes vordringend, zog die Reserven auf sich, die Winterstein zum Rückzug gezwungen 
hatte. Er hielt im Feuergefecht ihrem Andringen stand, bis sie seine mit dem Rücken gegen 
den Absturz gekehrte Front in beiden Flanken bedrohten und die Gefangennahme bevorstand. 
Nun rutschte er mit seinen Leuten den Abhang hinunter, zehn Mann kamen in dem schwie¬ 
rigen Gelände ab und fanden sich schließlich unten beim X. Bataillon ein, mit zwanzig lraf 
er auf den Lt. Metes des Sturmzuges, der ihm einen Aufstieg zur Höhe wies, auf dem sich 
der Sturmzug eben aufwärts bewegte. 
Oblt. Stuppöck war indessen durch Jäger, die verwundet aus der Stellung vor ihm 
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