Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Schleunigst wurde ein Gegenstolleu vorgetrieben, dessen Mine mit 130 kg Dynamit geladen 
wurde. Sie brauchte nicht gezündet zu werden, weil der Feind seine Bohrversuche an dieser 
Stelle aufgab. Am das Bohrgeräusch zu übertönen, wurde die Kaverne mit Holz ausgekleidet, 
darin eine Feldschmiede eingerichtet, um die Bohrer mit möglichst viel Lärm zu schärfen und zu 
härten. Gleichzeitig mit der Sprengung der Dynamitpatronen wurden im Nebenstollen Hand¬ 
granaten zur Explosion gebracht, um das Abhorchen der Sprengstelle zu erschweren. Die 
Täuschung erfüllte offenbar ihren Zweck. Die Italiener scheinen geglaubt zu haben, daß die 
Kaverne erweitert würde, um einen großen Bereitstellungsraum für einen überraschenden An¬ 
griff zu schaffen. Der Postenturm wurde das Ziel ihrer Neugier. Der erste Versuch einer 
Patrouille, sich an ihn heranzupirschen, scheiterte in der Nacht des 1. September an der Auf¬ 
merksamkeit des Gfrt. Ehrnstorfer der 1. 
Am 5. wurde dem Oblt. Mlaker zur Berteidigung der Kaverne ein kleiner Flammen- 3.9. 
werfer zur Beifügung gestellt, drei kamen in die Hauptstellung. Eine Negenperiode begann. 
Es wurde empfindlich nahkalt. Fhnr. Diewock, nunmehr Beobachter auf Kote 1131, stellte fest, 
daß die Italiener über zwei Bohrmaschinen verfügten und fleißig arbeiteten. Der jenseitige 
Hang fiel aber zu steil ab, als daß die Artillerie dies hätte stören können. Am 6. gelangten 6.9. 
die Stollen bereits unter die italienische Stellung. Man wollte aber die Hauptminenkammer 
bis gerade unter den Gipfel vortreiben. Schon am Morgen öes 8. erreichte der Hauptstollen 8.9. 
diesen Raum. Am Abend versuchten italienische Patrouillen über den Westhang an den Ver¬ 
bindungsgraben heranzukommen. Doch Korp. Franz Langmaier war wachsam. In kurzem 
Handgranatenkampf, bei dem er verwundet wurde, wies sein Schwärm den Feind ab. Am 9. 9.9. 
hatten es die Italiener wieder einmal auf die Feldwache abgesehen, die vier Verwundete ein- 
büßte, aber Äberrumpelungsversuche vereitelte. 
Am 11. wurde entferntes Minieren vom Südosthang her hörbar. Sofort wurde ein 6 m 11.9. 
langer Stollen in dieser Richtung vorgetrieben. Tags darauf jagte der Zug im Berbindungs- 12.9. 
graben eine gegen den Kaverneneingang vorgehende Patrouille durch erfolgreiches Feuer rasch 
zurück. In der Nacht zum 16. machten die Welschen wiederholt Handgranatenüberfälle auf die 16.9. 
Feldwache, schließlich schlich sich eine Patrouille gegen die Kaverne vor. Die nächsten Leute der 
3. im Verbindungsgraben warfen geschickt Handgranaten, Oblt. Mlaker im Postenturm erschoß 
einen Italiener, worauf die übrigen entwichen. In der folgenden Nacht wiederholte sich der 17.9. 
Angriff. Oblt. Mlaker, der gerade die Decke des Postenturmes betonierte, beteiligte sich wieder 
an der Abwehr, wurde aber durch Splitter einer Handgranate leicht verwundet. Feuer eines 
Teiles der Feldwache und eines Postens im Verbindungsgraben zwangen den Feind bald zum 
Rückzug. 
In der Nacht vom 17. auf den 18. erfolgte aus der Richtung, in welcher man die 
Feinde seit dem 11. bohren und klopfen gehört hatte, eine Explosion. Der inzwischen mit dem 
östlichen Nebenstollen verbundene Hauptstollen stürzte am Eingang der Hauptminenkammer 
ein. Oblt. Mlaker ließ den Qualm aus den Stollen pumpen und stieg dann hinein. Es zeigte 
sich, daß zum Glück nur etwa 21/2 in des Ganges eingestürzt waren, die an der Hauptminen¬ 
kammer arbeitenden Leute noch lebten. In kürzester Zeit wurde die Strecke freigemacht. Später 
gefangene Sappeure sagten aus, daß sie Horchgänge vorgetrieben hätten und beabsichtigten, 
einen Minenangriff gegen die Kaverne durchzuführen. Die einer Unvorsichtigkeit zuzuschrei¬ 
bende Explosion durchkreuzte ihre Pläne, so daß der zuerst so bedrohlich aussehende Zwischen¬ 
fall eigentlich nur Vorteil brachte. 
In derselben Nacht wurde das III. Bataillon in der Stellung beiderseits der Werkstraße 
vom IV. Bataillon abgelöst und in den Raum um Eampana verlegt. Die Maschinengewehr¬ 
abteilung V machte jene des IV. Bataillons zur Verwendung in der Stellung frei. 
Dank der hingebungsvollen Unterstützung durch die Rainer und dem beispiellosen Ar¬ 
beitseifer der Sappeure näherte sich die Arbeit, mehr als 36 m Stollen und drei geräumige 
Minenkammern, ihrem Ende, was das Zeitkalkül weit unterbot. So konnte schon am 18. die 18.9. 
Regimentsreserve mit dem Zutragen der Sprengmunition zum I. Bataillon beginnen. 
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