Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

mutzte schwarmweise in raschem Lauf passiert werden. Dann ging es an den Nordrand weiter. 
Seit die Leute den Feind vor sich wußten, waren Ermüdung, Hunger und Durst vergessen. Alle 
beseelte nur der unaufhaltsame Drang nach vorwärts. 
Nicht anders war es beim IV. Bataillon. Rasch ging es über die flache Lehne zur Suf- 
zewer Tiefenlinie hinab, dann bei gleichzeitiger Annahme der Gefechtsformation zum Teile 
durch das Wäldchen nordwärts. Kaum verließ die Feuerlinie das Wäldchen, als auch schon das 
I. Bataillon heftig beschossen wurde und gleichzeitig Schrapnells das Wäldchen überschütteten. 
Anscheinend stammten sie von zwei Batterien, die beiderseits des großen Tannenforstes bei 
Kote 264 aufgefahren waren. Die beiden eigenen Batterien blieben die Antwort nicht schuldig. 
Das II. Bataillon wartete zunächst in der Tiefe östlich Suszew die Bereitstellung und das 
Borgehen des IV. Bataillons ab, um sich dann als Regimentsreserve in den östlichen Teil des 
Wäldchens zu verschieben. Als es sich in Bewegung setzte, sah der Regimentskommandant das 
IV. Bataillon in der Poturzyner Tiefenlinie an einer teichartigen Anstauung ankommen, die zu 
zeitraubenden Verschiebungen zwang und die Feuerlinie gegen Osten abdrängte, so daß eine 
breite Lücke zwischen ihm und dem I. Bataillon zu entstehen drohte. Kurz entschlossen beauf¬ 
tragte er den mit der 5. Kompagnie an der Queue marschierenden Hptm. MysyK, in der Direktion 
gegen die Alleekreuzung in den Kampf einzugreifen. Dieser bestimmte den 1. und 4. Zug, Kdt. 
Arpad v. Ratfay und Ottomar Pavlas, in die Schwarmlinie, den 2. und 3., Lt. Otto Hennigs und 
Arnold Major v. Baranno-Esemernye, in die Staffel rechts rückwärts, deren Berwendung sich 
aber Obst. Fischer vorbehielt, als er gewahrte, daß Mjr. Niedereder die Schwarmlinie rechts 
durch den Zug des Oblt. Joachim Ehladek der 4. Kompagnie verlängern ließ. Auch die Ma- 
schinengewehrabteilung des I. Bataillons brachte Hptm. Schwengler in diesem Räume in 
Stellung. 
Obst. Benes war einigermaßen überrascht, als er beim Anlangen im Ostteil des Wäldchens 
wahrnahm, daß ihm die 5. Kompagnie abhanden gekommen war. Seine Aufmerksamkeit wurde 
aber bald durch das Erscheinen russischer Reiterabteilungen in der Ostflanke gefesselt. Zur Siche¬ 
rung und zum Schutze der Kanonenbatterie wurde die 7. Kompagnie, Hptm. Adolf Röhrs, aus¬ 
geschieden. 
Mittlerweile hatte sich die Gefechtslage einigermaßen geklärt. Die 28er waren in Front 
. und linker Flanke auf kräftigen Widerstand gestoßen, vor den 59ern stand, wie man aus gele¬ 
gentlichem Auftauchen einzelner Köpfe entnehmen konnte, starker Feind an der das Gefechts¬ 
feld querenden Allee, deren Gräben an sich gute Deckung boten, aber von den Russen noch 
beträchtlich vertieft wurden. Die Alleebäume boten der Artillerie ein vorzügliches Ziel, die denn 
auch auf die wirksame Distanz von viertausend Schritten ein mächtiges Feuer darauf legte. 
Das I. Bataillon war in lebhaftem Angriff. Der 2. Zug der 2. Kompagnie, der gleich nach 
dem Heraustreten aus Poturzyn Berlufte erlitt, hauptsächlich durch Artilleriefeuer, arbeitete sich 
sprungweise mit kurzen Feuerhalten an den Feind heran. Links von ihm setzte Oblt. Mitt er - 
mayr den 3. und 4. Zug ein, Fhnr. Richard Schmied und Lt. Brunbauer. Fast wie auf dem Exer¬ 
zierplatz rollte der Angriff vorwärts. Feuerleitung und Feuerdisziplin waren musterhaft. Als 
sich etwa dreihundert Schritte vom Feinde wenig Ziele boten, ließ Mittermayr das Feuer ein¬ 
stellen. Blitzschnell pflanzte sich der Befehl längs der ganzen Schwarmlinie fort und wurde sofort 
befolgt. Die mit Spaten ausgerüsteten Leute benützten die Pause, um sich einzugraben, ein sel¬ 
tener Fall vernünftiger Auffassung, denn es galt, wie EinjFreiw. Moldovan hervorhebt, bei der 
damaligen Stimmung geradezu als Schande, wenn sich einer deckte. Meist wurde kniend ge¬ 
schossen. Wesentlich leichter hatte es Lt. Nake mit dem 1. Zuge. Er fand, als er auf etwa 
siebenhundert Schritte das Feuer eröffnet hatte, vor sich eine lange Mulde, die gedecktes Heran¬ 
kommen bis zweihundertfünfzig Schritte vor dem Feinde ermöglichte. Er machte sich dies zunutze 
und wurde auf die kurze Distanz den Russen sehr unangenehm. Sobald sich bei ihnen ein Kopf 
zeigte, wurde er von einem Rainer aufs Korn genommen, wobei die Leute miteinander jeweilig 
um ein Sechferl wetteten, daß sie einen Treffer erzielen würden. Der weit vorgeprellte Zug zog 
konzentrisches Feuer aus einem Großteil der feindlichen Front auf sich. Die links befindlichen 
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