Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Für FML. Roth brachte die Nacht bange Zweifel. Was eigentlich bei Hulcze geschehen 
war, blieb ganz ungewiß. Weder die Stärke des dortigen Feindes noch der Ausgang des 
Kampfes war zu ermitteln. Ein Gefechtsbericht des Obst. Karl Petersilka, der das Kommando 
der 16. Brigade übernommen hatte, kam spät nachts und weckte die trübsten Befürchtungen. 
Der Brigadier hatte um 8 Uhr abends das Gefecht abgebrochen und seine Truppen bei Dluzniow 
gesammelt. Er brachte nur je fünfzig Mann der Feldjägerbataillone 14 und 18 zusammen, hatte 
von den 16er-Iägern keine Nachricht und glaubte sonach die Brigade völlig aktionsunfähig. Daß 
die Masse seiner Truppen nach 8 Uhr abends erst richtig zu raufen begann und im Berein mit 
einem Bataillon Kaiserjäger und zwei Kompagnien 59ern eine Brigade der russischen 41. Divi¬ 
sion bei fast gänzlicher Wegnahme der zugeteilten vier Batterien schlug — achtundzwanzig Ge¬ 
schütze wurden erobert —, wußte er nicht, überdies kam zum Divisionskommando die Korps¬ 
disposition, die mahnte, sich ja nicht zu exponieren, vor überlegenen Kräften sofort befestigte 
Berteidigungsstellung zu beziehen und das Herankommen des Gros der Armeegruppe abzu¬ 
warten. Zu all dem traf eine Meldung vom Anmarsch feindlicher Kavallerie aus südöstlicher 
Richtung gegen Belz ein. All dies führte zum Entschluß, am folgenden Tage bei Liski zu ver¬ 
bleiben, was auch mit Rücksicht auf die starke Beanspruchung der Truppen in den letzten Tagen 
und Regelung des stockenden Nachschubes erwünscht war. 
Gefecht bei Poturzyn 
(30. August 1914) 
Hiezu Skizze 3 
Es war spät geworden, bis die Bataillone nach dem Borstoß gegen Liwcze rings um den 
Meierhof nördlich Liski zur Ruhe kamen. Die Staffelwagen waren ausgeblieben, die Hoffnung 
auf eine Brotfassung trog abermals. Schon frühzeitig regte sich's im Freilager, trotzdem ein 
Rasttag in Aussicht stand. Nach dem schon heiß ersehnten Frühstück aus den Fahrküchen 
gab der Abschub der Berwundeten vom Bortag zu tun. Als diese endlich südwärts abgingen, 
kam die Nachricht vom Anmarsch einer feindlichen Kolonne von Wereszyn her. Unverzüglich 
wurden auf den um 9 Uhr vormittags erlassenen Befehl des Divifionärs das IV. und I. Bataillon 
gegen den Kryniczki-Bach beiderseits des Weges nach Kosciaszyn vorgeschoben, wo sie sich 
eingraben sollten. Die beiden anderen Bataillone stellten sich als Reserve dahinter auf der 
Windmühlhöhe bereit. Die Kompagnien des ersten Treffens hatten eben erst mit der Trassierung 
ihrer Befestigungen begonnen, als es hieß: „Arbeit einstellen! Umhängen!" 
Die Schlacht bei Komarow befand sich in einem kritischen Stadium. Die Russen bemühten 
sich, die mit der Front gegen Osten kämpfende Mitte der 4. Armee zu durchbrechen, die völlig 
in die Verteidigung gedrängt war. GdZ. Auffenberg spornte deshalb seine Flügelgruppen an, 
mit denen er die Entscheidung zu erzwingen gedachte, den Feind energisch anzupacken. Bor 
Tagesanbruch erließ Erzherzog Josef Ferdinand die Borrückungsbefehle, um 11 Uhr vormittags 
erging die Disposition des Divisionärs und schon zu Mittag setzte sich die 5. Brigade in nördlicher 
Richtung in Bewegung, Direktion Suszew—Poturzyn. Rechts rückwärts gegen Zabcze sollten 
die 2er-Kaiserjäger, links über Nowosielki—Wasilew die 14er folgen. Der 16. Brigade fiel die 
Deckung der Ostflanke und des Rückens bei Hulcze zu, östlich sollten die 2. und 6. Kavallerie¬ 
division den Bormarsch begleiten, mußten aber später an die Solokija umkehren, weil angeblich 
feindliche Kolonnen über Mosty Wk. vom Südosten anrückten. 
Die 3. Brigade ging mit Rücksicht auf die frühere Meldung vom feindlichen Anmarsch in 
Gefechtsformation vor, 59er rechts, 28er links, innerhalb des Regiments IV. und I. Bataillon 
im ersten Treffen, II. (ohne die noch nicht eingerückte 8.) Regimentsreserve hinter dem rechten 
Flügel, III. als Brigadereserve im dritten Treffen hinter der Mitte der Brigade. 
So sehr die Ermüdung den um das erwartete Mittagessen gekommenen, nicht einmal Brot 
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