Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

der Gräben, Ausbessern der Schäden beschäftigte die Ramer nunmehr während des ganzen 
Winters. Die Perioden der recht empfindlichen Kälte, bis zu 21 Grad Reaumur, wurden 
immer wieder durch Tau- und Regenwetter unterbrochen. Kampf gegen oft Meterkiefen Schnee 
und gegen Nässe wechselten unaufhörlich, die Straßen und Wege wurden zeitweise grundlos, 
so daß der Zuschub stockte und zeitweise die sonst gute Menage knapp ausfiel. 
Hatten sich die blutigen Verluste in der ersten Hälfte des November in der Höhe des 
Vormonates gehalten (verwundet Kdt. Petscha und Nalos, 38 Mann), so hörten sie von da 
ab wohl nicht gänzlich auf, wurden aber seltener, was sowohl vom Abflauen der Kampftätig¬ 
keit als auch vom guten Ausbau der Stellung und der Patrouillenunternehmungen meist un¬ 
günstigen Witterung herrührte. Die meisten Verluste ergaben sich in der Folge durch den 
Leichtsinn der Leute bei den Arbeiten, seltener durch Artilleriefeuer, wie am Neujahrstag, an 
dem eine in die Stellung der 6. Kompagnie einschlagende Granate sechs Mann tötete und 
zwei schwer verwundete. 
3.12. Am 3. Dezember brachte Mjr. Ionke mit dem XVI. Marschbataillon (7 Offiziere, 
12 Kadett-Aspiranten, 843 Mann) Liebesgaben aus der Heimat. Durch die Aufteilung des 
Ersatzes hoben sich die Stände derart, daß drei Bataillonsabschnitte in der Front genügten, 
wonach zwei Kompagnien die 
Regimentsreserve bei Derno, 
drei Kompagnien die Brigade¬ 
reserve bilden konnten, die 
im Nordlager, das inzwischen 
im Birkenwalde nordwestlich 
Derno angelegt worden war, 
Unterkunft fanden. Nunmehr 
fand auch etwa alle zehn Tage 
ein Wechsel zwischen Abteilun¬ 
gen in der Stellung und den 
Reserven statt. Das Nordlager 
bedurfte noch sehr des Aus¬ 
baues) erst mit der Zeit ent¬ 
standen wohnliche, gegen die 
Witterungsunbilden schützende 
Baracken, die schließlich sogar elektrisch beleuchtet wurden, während in der Stellung Pe¬ 
troleumbeleuchtung eingeführt wurde. Beim Standorte des Regimentskommandos wurde 
auch eine Badegelegenheit geschaffen. 
3m Einerlei des Stellungsdienstes brachten die Nachrichten über die Erfolge gegen Serbien 
einige Freudentage. Sie wurden jeweilig durch Abgabe von Salvenfeuer aus der Stellung und 
24.12. Hurrarufe gefeiert. Der Weihnachtsabend wurde in sehr einfacher Weise begangen, weil 
Liebesgaben und Heimatspakete nicht rechtzeitig einlangten. Man hatte jedoch für kleine 
Tannenbäume und Kerzen gesorgt, eine Menageaufbesserung mußte das übrige tun. Zu 
Mitternacht spielten acht Mann der Marschmusik auf der Bodenwelle hinter der Stellung 
„Stille Nacht, heilige Nacht". Raketen stiegen himmelwärts. 3m Nordlager hielt Feldkurat 
Spitzt die Mette ab. Die Russen, die Ruhe gaben, ließen einen deutschsprechenden Chor eben¬ 
falls „Stille Nacht" am Rande von Ehromiakowa singen und luden dann vergeblich zum 
Herüberkommen ein, wobei sie mit Brot und Eiern lockten. Als dies nichts fruchtete, wurde „Noch 
ist Polen nicht verloren" angestimmt, was die Rainer mit der Wacht am Rhein beantworteten. 
Die Verteilung der von Landeshauptmannstellvertreter Dr. Stölzel gebrachten Liebes¬ 
gaben fand am Silvesterabend statt. Gleichzeitig mußte das Regiment mit dem Reservebataillon 
einen Teil der Front der 21er nördlich des Derno-Baches übernehmen, wo es noch schlechtere 
Bodenverhältnisse gab und die Stellung infolge des wieder eingetretenen Regenwetters in 
sehr schlechtem Zustand war. 
376 
Winter bei Oderady
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.