Volltext: Geschichte des salzburgisch-oberösterreichischen K.u.k. Infanterie-Regiments Erzherzog Rainer Nr. 59 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914 - 1918

Vormarsch über den Styr 
(27. bis 29. August 1915) 
27.8. Ein starker Marsch auf der Lucker Chaussee bei glühend heißem Südwind, der seinen 
Flugsand aufwirbelte, in dem die Leute oft bis über die Schuhe versanken, der durch die 
Kleidung, in Ohren, Mund und Nase drang, heftige Augenentzündungen erzeugte, brachte das 
Regiment am 27. August nach Swidniki (I. und II. Bataillon) und Ml. Porsk (III. und 
IV. Bataillon). 
28.8. Am 28. um 3 Ahr früh gab es bereits Alarm und weiter ging es bis Perespa, wo zu 
einer Rast aufmarschiert wurde. Das IX. Korps am Nordflügel der Hauptmasse der 1. Armee 
stand im Kampfe mit dem vom Bug bei Steniatyn bis in diese Gegend zurückgebogenen Nord¬ 
flügel der russischen 8. Armee. Die vor der 3. Division befindliche 21. Landwehrdivision hatte 
Feind unbekannter Stärke in Stellung westlich Roziszcze festgestellt. GdZ. Roth entschloß sich, 
diese Division nordwärts zur Umgehung der Russen zu verschieben- die 3. sollte mit der Gruppe 
GM. Müller den Feind bei Roziszcze einstweilen festhalten, mit den 14ern die Berbindung 
mit dem IX. Korps herstellen. 
Gegen 9 Ahr vormittags sandte GM. Müller drei Nachrichtendetachements ab, die fest¬ 
zustellen hatten, in welcher Ausdehnung die feindliche Stellung besetzt und ob ernster Wider¬ 
stand zu erwarten war: 5. Kompagnie längs der Chaussee über Kopaczewka bis an die Sierna' 
2. samt Maschinengewehren gegen die Höhen vor der Eisenbahnbrücke knapp südlich Roziszcze, 
die angeblich durch Sperrforts auf beiden Afern geschützt war, 16. samt Maschinengewehren 
gegen die Mitte des Ortes, der eine Höhe mit einer Windmühle vorlag. Am 19 Ahr folgten 
die Bataillone ihren Rachrichtenkompagnien, zwischen I. und IV. Bataillon eingeschoben das 
halbe III., während die 11. und 12. Kompagnie bei Abgabe einer Halbkompagnie als Geschütz¬ 
bedeckung die Brigadereserve bildeten. 
Nur die Nachrichtendetachements bekamen es mit Kosaken zu tun. Die 3. verjagte zwei 
Sotnien Kosaken von Kopaczewka, ehe sie die Brücke über den dortigen Zufluß des Styr in 
Brand stecken konnten. Das nachrückende II. Bataillon setzte sich zur Deckung des Über¬ 
ganges fest, Lt. Röhn ging weiter gegen die Sierna vor, geriet in das Feuer einer Kosaken¬ 
batterie bei Sierniki und mußte sich gegenüber diesem stark besetzten Abschnitt eingraben. 
Lt. v. Kirnbauer verjagte mit der 2. etwa 199 Kosaken, die ihm an einem Waldrand 
entgegentraten, doch nach halbstündigem Feuerkampf verschwanden, worauf er bald nach 
Mittag in die gut ausgebaute, aber geräumte Stellung der Russen eindrang. Auch Oblt. Hol¬ 
zinger war mit der 16. gleich dem Rachrichtendetachement der nördlich im Anschluß vor¬ 
gehenden 21er über die Stellung hinausgelangt und stürmte sofort zu der in Flammen stehen¬ 
den Holzbrücke vor, die von der Ortsmitte über den Styr führte. Lt. v. Kirnbauer wandte sich 
gegen die Eisenbahnbrücke. Kosakenpatrouillen auf dem jenseitigen Äser gaben wohl Schüsse 
ab, um die Annäherung zu hindern, doch die Rainer ließen sich nicht aufhalten. Vergeblich 
suchten sie zwar die Holzbrücke zu retten, sie hielt aber noch so lange stand, daß nicht nur die 
16. und die Nachrichtenkompagnie der 21er, sondern auch das eilig nachgerückte IV. Bataillon 
mitten durch die Flammen auf das andere Afer gelangen und sich dort auf den Höhen festsetzen 
konnten. Lt. v. Kirnbauer fand vor der Eisenbahnbrücke statt des Forts eine unbesetzte Feld¬ 
befestigung. Die Brücke war gesprengt, doch kletterten die Leute mit Hilfe einiger Bretter 
hinüber und deckten drüben, wo sich überhaupt keine Befestigung befand, den Übergang des 
I. Bataillons, das teils über die Brücke kletternd, teils in einzelnen vorgefundenen Kähnen 
und auch schwimmend über den Styr nachfolgte und sich jenseits sofort festsetzte. Bor solchem 
Angestüm suchten die Kosaken bald das Weite. Rasch wurde an die Anfertigung eines Steges 
mit Benützung der Brückenreste geschritten. Aufklärungspatrouillen schwärmten in das Bor¬ 
feld hinaus. Pioniere bauten eine Notbrücke neben der verbrannten Holzbrücke. 
Leichter als es Gd3. Roth erhoffen konnte, der mit seinem Lob für das rasche Zugreifen 
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